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Alt 10.03.2023, 21:37   #2  
God_W.
Captain Rezi
 
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Es war einmal im März 2020:


Conan der Cimmerier: Die Königin der schwarzen Küste



Früher habe ich die Conan Streifen mit Arnie gefeiert und Fantasy lese ich auch heute ab und an noch ganz gerne, auch wenn das in jungen Jahren deutlich häufiger der Fall war. Die Omnibus-Ausgaben der klassischen Marvel Conan Stories sind ja schon seit einiger Zeit in aller Munde in der Comic-Szene, davon habe ich mich bislang aber tunlichst ferngehalten, was vor allem auch eine finanzielle Entscheidung war. Jetzt hat der Gute JRN vom Dantes Verlag mich mit „seinem“ Sláine aber dermaßen angefixt, was Barbarengeschichten angeht, dass ich nicht mehr an mich halten konnte. So kam es, dass ich jetzt einige Festa-Hardcover mit den originalen Conan-Stories von Robert E. Howard hier liegen habe und neben Marvel-Material von Panini habe ich mir auch einen Schwung Alben vom Splitter Verlag besorgt, in denen jeweils eine von Howards Original-Erzählungen abgehandelt wird, und zwar immer von einem anderen Kreativteam umgesetzt. Band eins habe ich mir dann auch ziemlich zügig zur Brust genommen.

„Die Königin der schwarzen Küste“ ist die erste Story, die adaptiert wurde, auch wenn die Geschichte in Howards Schaffen an Conan eher in der Mitte anzusiedeln ist. Eine große Rolle spielt das allerdings nicht, denn wenn man dem Vorwort in der Festa-Ausgabe zu Howards originalen Conan-Erzählungen glauben kann, so sind die Stories komplett unabhängig voneinander lesbar, geradeso, als ob ein gealterter Barbar des Nachts am Lagerfeuer ab und an eines seiner früheren Abenteuer erzählt. Dabei springt er mal vor mal zurück in seiner Lebensgeschichte, geradeso wie es ihm in den Sinn kommt. Dass sich dabei so manche Übertreibung oder chronologische Ungenauigkeit einschleicht ist bei Geschichten, die über Jahrzehnte erzählt wurden ein ganz normaler Vorgang und so bleibt der Erzähler stets frei und die Erzählung kann immer frisch, frei, wild und ohne Zwang hervorkommen. Ein genialer Kniff und dazu eine herrlich atmosphärische Idee, die ich mir gerne zu Eigen mache und mich zu dem alten Recken ans Feuer setze, um seinen Geschichten zu lauschen.

Schnell wird klar, weshalb ausgerechnet die Königin der schwarzen Küste als Erstling für diese Reihe gewählt wurde. Denn genau wie in Howards Erzählung auch kann der Comic mit einem sowohl lustigen, als auch actiongeladenen Knalleffekt beginnen, der Conan und seinen rohen Charakter mit einem gewissen Unverständnis für die zivilisierte Welt perfekt einführt. Im weiteren Verlauf wird es typisch abenteuerlich mit Piraten, Monstren und dichtem Dschungel. Das will ich alles gar nicht zu detailliert beschreiben, aber es macht einfach Laune. Dazu haben wir hier gleich zu Beginn eine der scheinbar recht dünn gesäten Stories, in denen Conan eine weibliche Partnerin an die Seite gestellt wird, die ihm wirklich etwas bedeutet. Bêlit ist ein spannender, starker Charakter und es hat wohl seinen Grund weshalb die Königin der schwarzen Küste in der aktuellen Marvel-Reihe „Age of Conan“ einen eigenen Band gewidmet bekam. Allerdings habe ich jetzt schon mehrfach gehört, dass der sich wohl leider nicht so sehr lohnen würde.

Noch kurz was zum Kreativteam von Autor Jean-David Morvan und Zeichner Pierre Alary. Von Monsieur Morvan habe ich bislang noch nichts gelesen, aber er macht dahingehend einen echt guten Job, indem er sich äußerst dicht an Howards Vorlage hält. Der Comic atmet den Geist der Original-Erzählung und gibt diese wirklich sehr originalgetreu wieder, ohne an irgendeiner Stelle gekürzt zu wirken. Zu Pierre Alary hatte ich mittlerweile schon häufiger Kontakt und auch wenn mir sein Artwork zu Moby Dick – Frei nach dem Roman von Herman Melville extrem gut gefallen hat, so gab es bereits bei SinBad – 1. Der Krater von Alexandria ab und an Panels bei denen ich mir dachte „na, da hätte er sich aber etwas mehr Mühe geben können“. Diese haben sich hier bei Conan leider etwas gehäuft. Da gibt es einmal wunderschöne Bilder, dann aber wieder sehr fahrig wirkende, fast dahingeschluderte Panels, die durch Detailarmmut glänzen. Davon abgesehen finde ich seinen Stil grundsätzlich bei einer mit mehr Humor gespickten Abenteuergeschichte wie Sindbad etwas besser aufgehoben als am doch deutlich brutaleren Barbaren. Aber hey, das ist nun mal Geschmackssache. Bleibt eine tolle Adaption eines großen Conan-Abenteuers mit leider nur Semi-tollem Artwork.

7/10

VG, God_W.
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