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Alt 14.12.2016, 08:55   #179  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Nummer 45


Graf Zeppelin, über Land und Meer






Die vorliegende Ausgabe der >>Abenteuer der Weltgeschichte<< ist eine der wenigen Nummern, die sich nicht mit dem ansonsten üblichen Schlachtengetümmel beschäftigt (wie z.B. Heft 12 und 21). Hier wird die Entwicklung der Fliegerei >>leichter als Luft<< seit dem 18ten Jahrhundert thematisiert. In der Einleitung, die auf einer aufgerollten leicht angenagten Schriftrolle gedruckt wurde, wird über Erfinder, Forscher und Entdecker berichtet, die von den Mitmenschen ausgelacht, verspottet und verkannt wurden (kann natürlich auch sein, dass es sich um eine Legendenbildung handelt, die den Nachruhm der Unbeirrbaren erhöhen sollte). Wie Luigi Galvani, Carl Ludwig Schleich, Christoph Columbus, sich aber nicht beirren ließen. Über die Chinesen (Drachen), die Araber und Leonardo da Vinci, der Flugapparate zeichnete, ging es zum den Brasilianer Bartolomeu Gusmao, der bereits 1709 einen flugfähigen Apparat konstruiert hatte. Er gilt als einer der wichtigsten Pioniere der Luftfahrt, der aber sogar von der portugiesischen und spanischen Inquisition verfolgt wurde, was im Hefttext verschwiegen wird*.







Der Comicteil beginnt mit den Brüdern Montgolfier, Joseph und Jacques, wie sie auf die Idee mit der heißen Luft als Auftriebsmittel kamen. Dies wird geschildert und bebildert, bis zum 21. November 1783, als ihr Ballon mit zwei Menschen, Jean-François Pilâtre de Rozier und dem Offizier François d’Arlandes, denen damit der Ruhm gebührt, die nachweislich ersten Luftfahrer gewesen zu sein (leider auch nicht erwähnt). Über Napoleon**, Otto Lilienthal mit seinen Flugversuchen nach Segelfliegerart, kam Bood schließlich auf Ferdinand Graf Zeppelin. Man sah ihn 1890 am Schreibtisch über brüten, wie ein Luftschiff nicht von den Launen des Windes abhängig sein sollte, sondern steuerbar gemacht werden könnte. Mit dem Ingenieur Theodor Kobert beginnt Zeppelin gegen Widerstände mit der Konstruktion von >>Zeppelinen<<, wie sie später verallgemeinernd genannt wurden, es fehlte schlicht am Geld. Aber erst am 2. Juli 1900 erfolgte auf dem Bodensee von einer auf einem Ponton erbauten Halle – wegen der Möglichkeit diese problemlos gegen den Wind zu drehen – der Start. Zeppelin selbst ist am Steuer und im Prinzip wurde diese erste Fahrt ein Erfolg.








Nun folgten weitere verbesserte Konstruktionen, finanziert wurden sie hauptsächlich über Spenden und Lotterien (was auch nicht erwähnt wird). Vor allem als LZ 4, bei einer Demonstrationsfahrt über 24 Stunden völlig zerstört wurde. 1909 standen so über 6 Millionen Reichsmark, ca. 35 Millionen Euro, zur Verfügung. Damit ging es aufwärts, buchstäblich, und Luftschiffe gehörten bald zur Selbstverständlichkeit am Himmel. Die erste Atlantiküberquerung 1924 in die USA, die bisher einzige Erdumrundung 1929 eines Luftschiffes und der transatlantische Liniendienst ab 1930 zwischen Europa und den beiden Amerikas, erlebte Zeppelin nicht mehr, er starb 1917. So hatte er aber noch die militärische Nutzung seiner Entwicklung miterlebt, ob sie ihn erfreut oder betrübt hat, konnte ich nirgends nachlesen.

Bood zeichnet wieder mit kräftigem dicken Pinselstrich, geht wahrscheinlich schneller. Leider gehen damit viele Konturen und Feinheiten verloren, welche Bood durchaus beherrscht.

Auf der 2. Umschlagseite wird der Folgeband vorgestellt: >>Wasserweg durch die Wüste, der Suezkanal<<.

Auf der Seite 3 und 4 werden frühe >>Flugversuche mit Muskelkraft<< beschrieben. U.a. wird der tödliche verlaufende Versuch eines Menschen im Jahr 1161 in Konstantinopel beschrieben. Dort heißt es: „Vergeblich versucht der Kaiser und Sultan, den Flieger von seinem Plan abzuhalten.“ Welcher Sultan ist da wohl gemeint, den gab es erst ab 1453, als die Türken Konstantinopel erobert hatten.

Hans-Jürgen freut sich in seiner Rubrik „Liebe junge Freunde!“ über die begeisterten Zuschriften seiner Ankündigung, dass die >>Abenteuer der Weltgeschichte<< nun 14tägig erscheinen werden. Außerdem wirbt er für ein Zauberlabor der Firma F.W. Engels u. Söhne aus Remscheid. Es kostete auch >>nur<< DM 24,50 … 1957 ein ziemlich stolzer Preis.

Auf der letzten Umschlagseite ist ein Preußischer Gardegrenadier-Offizier in Paradeuniform um 1900 von Wäscher als Reklame für die Peligom-Aufstellfigur gezeichnet. Warum nun unbedingt ein Soldat da hin musste … ein Fabrikarbeiter aus den damaligen Zeppelinwerken wäre passender!

*Der Leser vom >>Das Logbuch des Robinson Crusoe<< wird natürlich wissen, dass und wo ein Heißluftballon bereits Mitte des 17ten Jahrhunderts aufstieg **Der hatte nichts mit einer Innovation der Fliegerei zu tun. Er ließ anlässlich seiner Kaiserkrönung einen Ballon aufsteigen, der bis nach Rom flog (!) und auf dem Grab Neros gelandet sein soll, was Napoleon – zu Recht – als böses Vorzeichen ansah.
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