Thema: Pecos Bill
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Alt 16.04.2012, 09:44   #2  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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P E C O S B I LL der Held von Texas


Die Legende:

Der amerikanische Wilde Westen ist ohne seine „Helden“ und „Schurken“ unvorstellbar. Sie waren es, die die Geschichte des Westens geprägt haben - jedenfalls in der Historie, wie sie uns die Medien präsentieren. Es waren Menschen unterschiedlichster Prägung: zum Einen die realen Helden, die ihr durchaus abenteuerliches Leben in späteren Jahren erfolgreich vermarktet haben und folgerichtig ins Showbusiness abwanderten. William F. Cody ist hier wohl der erfolgreichste Vertreter dieser Zunft. In jungen Jahren hatte er sich als Ponyexpressreiter seine ersten Sporen verdient, später erwarb er sich als Scout für die Armee Lorbeeren. Zu seinen Spitznamen Buffalo Bill kam er aber erst durch das massenhafte Abschlachten der nordamerikanischen Bisons für die Arbeiter des transkontinentalen Eisenbahnbaues und seiner Selbstbeweihräucherung. In eigenen Wild West Shows, in Romanen und - später - in Filmen wurde er noch zu Lebzeiten glorifiziert. Die Comics setzen diesen Trend bis in die Neuzeit ungebrochen fort.




Die Illustrierte Filmbühne Nr. 892 zeigt den Streifen „Buffalo Bill Der Weisse Indianer“ („Buffalo Bill“, von 1944). Die Hauptrollen spielen immerhin so bekannte Darsteller, wie Joel McCrea (Buffalo Bill), Maureen O`Hara als seine Frau, Linda Darnell als Indianerin Schimmerndes Sternenlicht, Anthony Quinn als Häuptling Gelbe Hand und Thomas Mitchell als Net Buntline, als der Reporter, der Buffalo Bill in Romanen berühmt gemacht hat. In diesem Streifen wird er als:“ … der sympathischste Held Amerikas …“ glorifiziert!
Es bedurfte dann des satirischen Streifens „Buffalo Bill und die Indianer“ („Buffalo Bill and the Indians“, von 1976), um am Lack des „sympathischsten Helden“ zu kratzen und ihn als „pompösen Scharlatan“ zu entlarven – so der Text im Filmprogramm Neuer Film-Kurier Nr. 182. Die Darsteller sind hier Paul Newman als Titelheld, Harvey Keitel als Neffe, Geraldine Chaplin als Annie Oakley (ihr Leben gab die Vorlage für das Musical „Annie get your gun“) und Burt Lancaster in der Rolle des Net Buntline – um nur die bekanntesten zu nennen.

Zu den realen Berühmtheiten des Westens gehören auch Menschen, die erstaunliches geleistet und erlebt haben, denen ihr Ruhm aber nicht zu Kopf stieg. Kit Carson ist ein prägnantes Beispiel, er ist der bodenständige „Held“ schlechthin. Als Scout, Entdecker und Soldat stand er an vorderster Stelle bei der Eroberung und Besiedlung des Westens durch die landhungrigen europäischen Einwanderer. In Amerika ist er genau so bekannt wie Buffalo Bill, seine realen Taten überstrahlen die des Büffeljägers bei weitem. Als Carson City steht sein Name nicht von ungefähr für die Benennung der Hauptstadt Nevadas. Er war nacheinander mit einer Indianerin und einer Mexikanerin verheiratet – beides nicht selbstverständlich, selbst heutzutage in den USA nicht. Dass sein Leben später für die größten Teils frei erfundenen Abenteuergeschichten im Roman, im Film, im Comic, die Titelfigur abgab, minderte seinen Ruhm keineswegs. Im Gegensatz zu Buffalo Bill war er wohl nicht aktiv an seiner Legendenbildung beteiligt.




Das Titelbild zeigt das Heft Texas Nr. 19 vom Alphons Semrau Verlag, in dem die Abenteuer von Kit Carson und Buck Rodgers erschienen. Die Comic-Abbildung ist aus dem Heft Nr. 20 „Wettlauf mit dem Tod“ und zeigt eine äußerst dynamische Szene, sogar mit Signum des Zeichners.


Natürlich gehören auch Vertreter der indianischen Urbevölkerung in den Reigen der Helden und Schurken. Sie genossen zu ihren Lebzeiten noch eine eher negative Berühmtheit, wurde von ihnen damals doch meistens nur im Zusammenhang mit Massakern an Farmern und siegreichen, blutigen Gefechten gegen die US-Kavallerie berichtet. Erst Mitte bis Ende des zwanzigsten Jahrhundert setzte eine differenziertere Betrachtung der Indianer ein: Namen wie Metacomet, Tatanka Yotanka (Sitting Bull), Hinmaton-yalatkit (Chief Joseph) oder Geronimo bekamen als Freiheitskämpfer, „edle Wilde“, aber einfach auch nur als Menschen, die für ihre Lebensrechte eintraten, eine ausgewogenere Presse.




In der fabelhaften Roman-Serie des Pabel-Verlages „Die Rothaut“ widerfährt den Indianern in ihrem Überlebenskampf gegen die weißen Eindringlinge endlich einmal Gerechtigkeit. Egal ob Metacomet um 1680 in Neu-England, oder zweihundert Jahre später Geronimo im Südwesten, hier wurden die amerikanischen Ureinwohner in ihrer tatsächlichen Rolle als tragische Verlierer der Geschichte dargestellt.


Daneben gibt es auch die sanften Helden, die nicht ständig mit der Flinte in der Hand herumliefen und Mensch und Tier abknallten; einer der bedeutendsten ist John Chapman, berühmt geworden unter dem Namen Johnny Appleseed. Als einer der wenigen Menschen schien er mit Weißen und Roten gleich gut ausgekommen zu sein und er erwarb sich Respekt und Zuneigung auf beiden Seiten. Sein Nickname war Programm, Johnny Appleseed wanderte sein Leben lang durch den Westen, stets die Taschen voller Apfelkerne. Wo er sich eine Weile niederließ, pflanzte er die Samen ein und sorgte so für die rasche und massenhafte Verbreitung dieser Obstbäume (1).






Walt Disney stellte Johnny Appleseed in einem Kurzfilm vor, der in Deutschland in einer „Micky Maus Parade“, das war eine Zusammenstellung mehrerer Kurzfilme zu einer Spielfilmlänge, lief (Illustrierte Film-Bühne Nr. 6506).
Im „Bildermärchen“ Nr. 28 vom BSV-Verlag gab es eine - ebenfalls - kindlich gerechte Darstellung des Lebens von John Chapman. Besonders herausgestellt wurden seine Tierliebe und sein Gerechtigkeitssinn für die Weißen und Indianer.

Fortsetzung folgt …

(Ich werde erst heute abend wieder den Computer anschalten, deshalb passiert meinerseits bis dahin hier nichts.)
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