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Alt 22.06.2010, 21:03   #4  
zwergpinguin
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Standard Interview mit dem ICOM-Gewinner "Die Biblyothek"


Interview mit „Die Biblyothek“ Lydia B. Schönberger
http://diebiblyothek.de




CGNet: Hallo Lydia, wie ich gerade erfuhr, habt Ihr einen Preis bekommen…

LYDIA: Ja, wir haben für die Comic-Publikation „Ein Mann geht an die Decke“ von Katharina Greve den ICOM Preis für außergewöhnliches Artwork erhalten.

Die Geschichte ist wunderbar. Deshalb haben wir den Band auch gemacht. Und über den Preis sind wir ziemlich froh.

Es ist unser erster Preis für einen Comic. Wir haben schon sehr viele Sachen eingereicht und auch sehr viele schöne Sachen gemacht. Aber es hat bisher nie geklappt. Deshalb freuen wir uns umso mehr. Es ist zwar ein kleiner Preis, aber es ist für uns ein sehr wichtiger Preis.


CGNet: Dadurch werdet ihr ja auch bekannt.

LYDIA: Ich hoffe! Wir werden es sehen. Ich hoffe jedoch wirklich, dass es ein bisschen mehr Aufmerksamkeit für uns bringt.

CGNet: Die Szene ist klein, Erlangen ist bekannt. Die Berichterstattungen über Erlangen laufen, ihr wurdet gewählt, man wird neugierig. Da wird sich Mancher fragen: Aha, was ist denn da prämiert worden.

LYDIA: Wobei man sagen muss, wir haben ja für „Ein Mann geht an die Decke“ schon sehr viele Artikel in den großen Tageszeitungen gehabt. Speziell auch in Berlin, da es ja auch ein Comic ist der in Berlin spielt. Und ja, die Verkaufszahlen sind auch nicht schlecht, aber es könnte besser sein.

CGNet: Wie lange gibt es Euch denn schon?


LYDIA: „Die Biblyothek“? Uns gibt es jetzt seit Mai 2005, also ziemlich genau seit 5 Jahren.

CGNet: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

LYDIA: :LACH: Danke! Und wir hoffen, dass es uns auch noch weitere fünf Jahre gibt. Wir werden dann sehen, wie es weiter läuft. Es ist ein wenig schwierig im Comicbereich. Die Rezession bringt uns natürlich auch ein bisschen Probleme, aber wir kämpfen weiter. Wir machen jedes Jahr so 1 bis 2 neue Publikationen, nicht viel, aber es ist halt in unserem Rahmen. Nächstes Jahr kommt schon wieder eine große Produktion mit „Der Tod und das Mädchen“ Eigentlich der Comic mit dem wir 2005 ursprünglich begonnen haben. Der sehr gut angekommen ist, der sehr viel verkauft wurde und auch nach wie vor verkauft wird. Mal sehen, wie es nächstes Jahr weiter geht.

CGNet: Wo habt ihr Eure Schwerpunkte?

LYDIA: Also, das ist unterschiedlich. Auf der einen Seite ist unser Schwerpunkt, junge, deutsche Künstler zu fördern. Das haben wir vor zwei Jahre mit Pomme d’amour auch gemacht. Sieben Künstlerinnen aus Deutschland, Frankreich, Österreich und Spanien, die das Projekt gemeinsam, auch zusammen mit einem französischen Verlag, gemacht haben. Und wir haben uns da als deutscher Verlag eingeklinkt und gesagt, wir machen da mit. So ein schönes Buch, das muss auch in Deutsch erscheinen.
Wir haben immer wieder neue Publikationen in dem Bereich. Es kommen vermehrt neue Künstler in den Markt, gerade auch aus den diversen Hochschulen

Es ist eine extrem erfreuliche Entwicklung für uns Verlage, aber es ist natürlich auch eine große Herausforderung. Man kann nicht alles verlegen. Wir sind zu Wenige, um da jetzt wirklich das gesamte Spektrum an Zeichnern die aus den Hochschulen kommen abzudecken.


Und dadurch muss man natürlich auch ein bisschen auf die kommerzielle Seite schauen. Das muss ja auch finanziert werden und deswegen zum Beispiel „Der Tod und das Mädchen“, das ja mehr als kommerzielles Produkt gilt und aus der Web-Comic-Szene kommt. Das ist eben unser zweites Standbein.

Es kommt bald eine neue Webseite von uns, das ist www.lyberspace.de. Auf der wird dann jeden Tag ein neuer Web-Comic erscheinen. Von hochkarätigen Künstlern, zum Teil aus Deutschland, zum Teil aus Kanada. Das machen wir gratis, wir schalten dort kaum Werbung. Es ist nicht so, dass wir uns über Werbung finanzieren wollen, sondern wir sehen das langfristig und möchten die Comics, die dann daraus entstehen natürlich auch auf den Markt bringen. Denn viele Leute wollen die Comics die sie im Internet sehen in gedruckter Form haben. Und dadurch soll sich das dann finanzieren.

CGNet: Du hattest es schon mal angesprochen: Web-Comic. Wenn ich an eurem Euren Stand stehe, dann sehe ich ein wunderschönes Buch, leider nur auf Englisch…



LYDIA: ….leider nur auf Englisch, ganz frisch und ganz neu. Das ist „Der Abscheuliche Charles Christopher“ von Karl Kerschl aus Kanada. Wir haben nach dem Web-Comic „Der Tod und das Mädchen“ das als zweite Serie ins Programm genommen, weil er uns so gut gefallen hat. Er läuft jetzt schon seit 2 Jahren und das verhältnismäßig gut für deutsche Verhältnisse. Und wir möchten dieses Buch, wenn es denn auf Englisch ganz gut läuft (was alleine die Verkaufszahlen nach nur drei Wochen schon belegen), dann vielleicht für Erlangen 2012 nach Deutschland bringen.

CGNet: Wir haben von vielen Leuten gehört, die hier am Stand waren, das ihnen der Comic sehr gut gefallen hat. Allerdings sagten sie, sie würden keine Comics in Englisch kaufen.

LYDIA: Das ist richtig…

CGNet: …und viele haben gesagt, wenn der Band auf Deutsch da gewesen wäre, hätten sie den sofort mitgenommen.

LYDIA: Das ist auch richtig. Aber das Problem ist, Karl hat es ganz neu fertig gestellt. Es kam erst vor drei Wochen raus. Wir haben geschaut, dass wir zumindest ein paar Exemplare hierher bekommen. Das war sehr knapp, aber wir haben es doch noch geschafft. Wir sind zudem in Verhandlungen mit Karl, klar, nur es ist auch ein sehr teures Buch. Karl Kerschl, wie auch die beiden anderen kanadischen Zeichner, ist professioneller Comic-Zeichner, er arbeitet für Marvel, DC und andere amerikanische Verlage, und er stellt hohe Ansprüche an seine Print-Produkte. Und hohe Ansprüche schlagen sich natürlich auch im Preis wieder. Es ist schwierig für einen jungen Verlag Publikationen zu machen die so teuer in der Produktion ist.

CGNet: Dann wollen wir hoffen, dass wir in 2 Jahren über die Neuerscheinungen bei euch berichten können!

LYDIA: Wir werden schauen, ob wir nicht nur den Band von Karl fertig haben. Vielleicht haben wir dann noch ein paar andere Hochkarätige, wie Ramón Pérez mit „Kukuburi“, evtl. auch Cameron Stewart mit „Sin Titulo“, und diese Zeichner dann auch persönlich in Erlangen. Mal sehen. Wir versuchen unser Bestes.


CGNet: Die Beiden, die du gerade erwähnt hast, findet man die auch bei euch auf der Homepage?

LYDIA: Die sind auch auf www.lyberspace.de . Kukuburi erscheint immer Dienstag und Donnerstag, Sin Titulo erscheint Montag, Karl Kerschl mit Dem Abscheulichen Charles Christopher Mittwoch und unser neuester Comic Utan und Artik von Le Pro, einem Hamburger Zeichner, erscheint immer am Freitag.

CGNet: Die Woche ist wieder durch…

LYDIA: Ja, die Woche ist dann wieder durch, am Wochenende machen wir nichts. Die meisten Leute sind dann nicht auf der Arbeit, :LACH: schauen dann nicht ins Internet rein, und deshalb nur die Woche über.

CGNet: Wenn z.B. Jemand sagen würde, ich hätte gerne drei Comics. Ich kenne euch nicht und möchte einmal drei lesen, um euch kennen zu lernen. Welche würdest du empfehlen?

LYDIA: Wenn man das ganze Spektrum abdecken möchte, dann würde ich sagen, auf jeden Fall Pomme d’amour. Es ist ein wunderschönes Buch für einen wahnsinnig günstigen Preis. Meiner Meinung nach eines der schönsten Bücher, die jemals in Deutschland gemacht wurden.


Das wäre das Eine, das Andere: Wenn man den Funny-Stil gern hat, dann natürlich „Der Tod und das Mädchen“ Da hat man sehr viel zu lachen und den haben wir sehr oft verkauft. Und es gibt seit 2000 eine breite freie Fan Gemeinde im Internet. Es gibt drei Bände davon und im Frühjahr 2011 wird der erste Band des zweite Teils der Geschichte, den man übrigens auch vollständig im Internet als Web-Comic lesen kann (http://todundmaedchen.de), veröffentlicht.


Und das Dritte, da wird es natürlich schwierig, weil ich mich entscheiden muss. „Ein Mann geht an die Decke“ würde ich auch gerne erwähnen, aber die Richtung ist eigentlich durch Pomme d’amour abgedeckt. Deshalb würde ich dann eher auf den neuen Comic „Utan und Artik“ tippen, der dann wieder eine ganz andere Schiene ist. Der Band geht in Richtung Calvin und Hobbes und wenn man den mag, dann mag man auch „Utan und Artik“ Sehr lustig! Auch zum Nachdenken, man kann nicht einfach nur so drüberlesen.



CGNet: Da du gerade „Utan und Artik“ erwähnst. Gibt es noch mehr davon oder ist da mit dem einzelnen Band erstmal etwas abgeschlossen?



rechts: Ce Peo

LYDIA: Nein, der Zeichner sitzt ja auch hier! Er ist ein wahnsinnig schneller Zeichner. Er hat mittlerweile auch schon den 2. Band fertig. Theoretisch könnten wir schon in Druck gehen, aber wir werden noch warten. Wir werden sehen, wie es sich verkauft. Wenn es sich gut verkauft, werden wir vor Weihnachten noch einen zweiten Band machen. Mal sehen, vielleicht kommen danach noch mehr.

CGNet: Wir danken für das Gespräch und wünschen viel Erfolg.

LYDIA: Danke!


Geändert von Gerald (23.06.2010 um 18:57 Uhr) Grund: Formatierung ergänzt
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