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Alt 03.05.2016, 14:17   #85  
Peter L. Opmann
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Oje, das klingt ja nicht so schön.

Meine Eltern waren Kleinbürger, aber sie waren nicht bildungsfeindlich. Sie trugen eigentlich ein paar Widersprüche in sich, die ich ganz sympathisch finde.

Zum Beispiel hatte mein Vater die "Fuldaer Volkszeitung" abonniert, obwohl er glühender CDU-Anhänger war, weil die einfach besser geschrieben war als das konservative Konkurrenzblatt.

Meine Eltern haben mir, als ich noch klein war, auch öfters Comics vom Einkaufen mitgebracht, obwohl sie die eigentlich für Schund hielten. Aber sie respektierten, daß ich sie mochte.

Meine Mutter war auch in einem Buchclub - das war in den 1950er Jahren wohl unglaublich weit verbreitet. Sie hat nur Volksschulabschluß, las aber gern Bücher von Pearl S. Buck. Mein Vater (ein Ingenieur) kam aus einer Lehrerfamilie (meine Oma hat mir auch schon während der Kindergartenzeit Lesen und Schreiben beigebracht). Aus dieser Richtung her waren bei uns unglaublich viele Bücher im Haus; ich hatte immer ein bißchen die Vorstellung: Egal, welches Thema - ich werde dazu bei uns irgendein Buch finden, das mir das erklärt.

Ich hatte allerdings Freunde, die ich um ihre Bildung beneidet habe. Die waren - anscheinend - auf der Höhe der Kultur, konnten bei neuen Trends in Kunst, Literatur, Musik oder Film mitreden und Werke einordnen. Ich habe dagegen immer wahllos gelesen und stieß nur zufällig auf Sachen, die mich weitergebracht haben.
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