Thema: Pecos Bill
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Alt 18.04.2012, 23:35   #7  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Natürlich stehen die vorgenannten Beispiele nur stellvertretend für einen viel größeren Kreis von zum Teil sagenhaften Persönlichkeiten und es sollte auch nur als Einstimmung für die Geschichte um den „größten Helden des Westens“, Pecos Bill, dienen:

Die ersten Geschichten um Pecos Bill wurden von Edward O´Reilly im Century Magazin 1916 veröffentlicht. Eine Zusammenfassung aller Erzählungen erfolgte dann 1923 in dem Buch Saga of Pecos Bill. Am bekanntesten wurde aber schließlich das Buch „Pecos Bill: The Greatest Cowboy of all Time“ von James C. Bowman von 1938.




Eine sehr schöne deutsche Ausgabe davon kam in Wien bereits 1948 beim Alexa-Verlag heraus. Links das Deckelbild, rechts eine Farbseite mit der "Planwagenszene" und der Innentitel.

Zur Versorgung der rasch angewachsenen Bevölkerung in den USA, besonders im Osten, wurden Mitte des neunzehnten Jahrhunderts immer größere Mengen an Fleisch benötigt. Die texanischen Farmer reorganisierten die vorhandene Rinderhaltung und lieferten die benötigten Mengen für die Schlachthöfe in Chicago. Dabei übernahmen sie die Erfahrungen der ortsansässigen spanisch/mexikanischen Rancheros und entwickelten sie weiter. Pecos Bill gilt dabei sinnbildlich als der Stammvater der Cowboys, des amerikanisierten Vaquero (wie der Weidereiter noch heute in den lateinamerikanischen Staaten genannt wird). Er, Pecos Bill, legte die Grundlagen für die moderne Rinderzucht in Texas, in einem Land, in dem sowieso alles als am Größten gilt.(4) U. a. entwickelte Pecos Bill die moderne Form des Lasso, mit seiner sich selbst zuziehenden Schlinge, mit dem er selbst bald eine derartige Fertigkeit erreichte, dass er einen Tornado einfangen und ihn abreiten konnte.




Dies allerdings verärgerte den Tornado, er tobte und heulte und versuchte vergebens Bill abzuschütteln, bis seine Kraft erlahmte. Dabei verwüstete der Tornado die Gegend derart, dass sie noch heute trostlos und öde ist. Die Menschen nennen sie seither Staked Plains, oder auf Spanisch Llano Estacado und die ist auch in Deutschland spätestens seit Karl May bekannt. Abbildung aus Bildermärchen Nr. 28, dort ist es die Zweitgeschichte nach Johnny Appleseed. Pecos Bill wird hier allerdings „Texas Bill“ genannt.

Dann versuchte Pecos Bill sich sogar an einer neuartigen Weideform, die einem Perpetuum mobile verdammt nahe kam. Ein runder, spitz zulaufender Berg, der knapp viertausend Meter hohe Pinnacle Pike, einem Zuckerhut ähnlich, brachte ihn auf folgendem Gedanken: „Es gibt dort unendlich viel buschiges Gras und eine Unmenge frischer Quellen. Yes, und das Klima können sie sich auch aussuchen (das Vieh). Wenn es den Rindern in der Sonne zu heiß wird, brauchen sie nur auf die andere Seite des Berges herum zu gehen und können im Schatten Ruhe finden. Ist ihnen zu kalt, werden sie mit Leichtigkeit einen sonnigen Weidegrund finden. Ist das Wetter in niedriger Höhe zu warm, kletter sie höher hinauf, wo es milder ist. Unter den vielen Arten von Wetter wird selbst der nervöseste Stier eines finden, das ihm behagt. Tobt der Sturm auf dem Nordabhang, findet das Vieh auf dem Südabhang Schutz, und kommt der Sturm zufällig von Süden, dann können wir uns darauf verlassen dass sich die Rinder vor dem tosenden Wind schon auf die richtige Stelle des Berges zurück ziehen werden.“(5) Mit Stacheldraht sollte diese gigantische Weide eingezäunt werden, womit Pecos Bill so nebenbei auch zum Erfinder der eingezäunten Viehkoppel wurde. Dieses an sich geniale Konzept scheiterte lediglich daran, dass es selbst in Texas nicht genügend Viertausender Berge gibt, um alle texanischen Rinder unter zu bringen. Am Rande sei noch vermerkt, dass Paul Bunjan den Pinnacle Peak abgeholzt hatte…

Die texanische Stadt Pecos am gleichnamigen Fluss rühmt sich, in ihren Mauern das erste Rodeo veranstaltet zu haben; sie übersehen dabei natürlich, dass der eigentliche Ruhm Pecos Bill gebührt, der diese Zusammenkünfte für die Cowboys ins Leben gerufen hat. Um deren dauernden Streitigkeiten den Nerv zu ziehen („ich kann am schnellsten ein Kalb einfangen ... ich kann den wildesten Mustang zureiten... ich kann einen Prärieschoner am geschicktesten lenken...“), die meist in wüsten Schlägereien und Schießereien ausarteten, rief er ein Fest ins Leben, bei dem die Cowboys ihre Fertigkeiten im Rahmen von Wettkämpfen messen konnten. So nebenbei wurden auch Erfahrungen ausgetauscht, alte Freunde wieder getroffen, um Pferde und Frauen gestritten - und zu guter Letzt meist doch geprügelt und geschossen.




Das ist der Eingang zur Rodeo-Arena in der Stadt Pecos am gleichnamigen Fluss. Einen Hinweis auf dem „Helden von Texas“ habe ich hier allerdings nicht gefunden …

Fortsetzung folgt …
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