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Alt 03.01.2012, 23:12   #21  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Großband-Überformat, Album(Broschüre) und Großband(Heft)

Als nächstes fiel mir beim Durchlesen des Artikels über die Serie Buntes Allerlei auf, das es sich hierbei ja um eine Heftserie handelt. Diese erschien ab Januar 1953 als periodisch erscheinendes Comicheft im Großband(Heft)-Format. Gleichzeitig gab es auch schon die Micky Maus, Tarzan im Mondial Verlag usw. und sonst? War es eigentlich selbstverständlich, dass Comics als Hefte im deutschen Sprachraum erschienen?

Dafür muss ich nun etwas weiter ausgreifen: entgegen der oft vertretenen Meinung erschienen Comics nach „Wilhelm Busch“ nicht erst nach dem Krieg in Deutschland/Österreich/Schweiz. Schon vor dem Krieg, was übrigens eine etwas ungewöhnliche Einteilung ist (vor dem Krieg – nach dem Krieg), denn da stellt sich doch die Frage: gab es während des Krieges vom 1. September 1939 bis zum 8. Mai 1945 keine Comcis/Romane/Bücher/etc? aber das nur mal so nebenbei bemerkt; Also, wer sich über die deutschsprachige „Vorkriegs“-Comiclandschaft – und da gab es durchaus sogar viele mit Sprechblasen, auch wenn das trotz Beweisen gelegentlich abgestritten wird – in dieser Beziehung informieren möchte, ist mit der Buchreihe Deutsche Comicforschung von „Eckart Sackmann“ bestens bedient. Was es allerdings nicht gab, vor und während des Krieges, waren Comic-Hefte oder –Alben(Broschüren) als eigenständige Reihen im heutigen Sinne, von Sammelbänden, wie Vater und Sohn beispielsweise abgesehen.

In den USA erschienen Hefte dagegen schon deutlich vor dem Krieg ( ), Detective Comics als Heft ab1937, Action Comic ab 1938 und Classic Comics Illustrated ab 1941, sind nur bekannte Beispiele eines Formates, das sich „drüben“ bereits lange Zeit vor dem deutschen Sprachraum durchgesetzt hatte. Hier dagegen wurde mit der Form ab 1945 experimentiert. Im Folgenden habe ich eine Liste aufgestellt, die ohne Anspruch auf Vollständigkeit Comicausgaben von 1945 bis Januar 1953 die Unsicherheit der Verlage in Bezug auf das Format aufzeigen soll. Bei einigen Heften, bzw. Serien habe ich die Anzahl der Nummern dazu geschrieben. Dies aber nur dann, wenn es sich um ein bis höchstens drei Ausgaben handelt.

Christmas Tree Christbaum, GbÜ 1945, ein Heft (erstes Comic-Heft nach dem Krieg)
Peterle als Reporter, Gb 1947 Nr. 1-4
Tim Tam, BrQ und BQ 1947, Nr. 1, 2
Jackel und Bastel, Klb 1948 Nr. 1,2
Jagd nach dem Atomgeheimnis, GbÜ 1948, ein Heft
Blonder Panther, GbÜ Februar 1950
Texasreiter Hot Jerry, GbÜ Mai 1950
Michael Track, GbÜ Juli 1950
Weisse Göttin, GbÜ Oktober 1950
Supermann, Gb, Okt/Nov 1950, Nr. 1-3
Prinz Eisenherz, Broschüre 1951
Micky Maus, Gb, September 1951
Tim der pfiffige Reporter, Broschüre, 1952
Phantom, Gb April 1952
Illustrierte Klassiker Rudl, Gb, September 1952
Tarzan, Klb, September 1952
Buntes Allerlei, Gb Januar 1953

Wenn diese Aufstellung nicht allzu danebenliegt, ist erkennbar, dass sich ab spätenstens1953 das Großband-Format durchgesetzt hat. Im Laufe des Jahres kam dann zwar noch das Piccolo-Heft hinzu und auch das Album begann sich zu etablierten. Was aber noch deutlich zutage tritt, mit dem Erscheinen der ersten rein amerikanischen Serien wie Supermann, Prinz Eisenherz und Micky Maus hatte das „amerikanische“ Format das bis dato dominierende italienische Großband-Überformat – und nicht nur in den Serien wir Blonder Panther, Weisse Göttin abgelöst, denn selbst deutsche Reihen wie Texasreiter Hot Jerry sprangen zuerst auf den italienischen Zug auf. Erkennbar ist das daran, dass der Neustart von Hot Jerry im Juni 1953 nun im Großband-Format erfolgte. Sicherlich haben auch die Händler ihren Anteil an dieser Umstellung, denn kleinere Formate erlauben eine Präsentation von mehr Serien. Das vermute ich allerdings nur, sehe mich aber auf dem richtigen Weg, denn ein paar Jahre später haben ebenfalls die Händler die Piccolo-Reihen vom Verkauf wegen zu geringer Verdienstspannen verbannt.

Das vorstehende ist natürlich keine wissenschaftliche Analyse, ich habe auch nicht den ganzen Preiskatalog auf Erscheinungsdaten und Formate durchforstet, aber ich denke, im Trend richtig zu liegen. Es war einfach eine Zeit des Tastens und Versuchens seitens der Verlage um das richtige Format und die richtigen Serien heraus zu bringen.
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