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Alt 14.04.2015, 12:19   #374  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Standard Ungelegte Eier

Hier werden nur Comics berücksichtigt, die tatsächlich erschienen sind oder existiert haben. Solange sich solche Projekte noch in der Planung finden, müssen die Erwähnten leider draußen bleiben.
Nach Thomas von Steinaecker scheint sich die deutschsprachige Literaturszene jedoch zu beleben. Wenn alles klappt wie vorgesehen, finden sich demnächst Szenaristen aus dieser Ecke in der Liste ein:
Zitat:
Überraschenderweise war dies in der Geschichte der Neunten Kunst bislang nur selten geschehen. Dashiell Hammett arbeitete 1934 an der Krimireihe Secret-Agent X-9 mit; die Schriftsteller Michael Chabon und Jonathan Lethem, die beide in ihren Romanen Comicfiguren auftreten ließen, erwiesen in den Nullerjahren in den Alben "The Escapist" und "Omega" der Figur des Superhelden ihre Reverenz, ebenso wie sich Daniel Pennac als Co-Autor von "Lucky Luke contre Pinkerton" versuchte. Und in Deutschland? Abgesehen von einem unter Pseudonym veröffentlichten Comic von Hans Magnus Enzensberger von 1974 mit dem reizenden Titel "Bernie der Milliardenflipper. Ein tragischer Comic aus der Hochfinanz" gibt es lediglich zwei Prosaautoren, die sich mit Erfolg in der Welt des Comics profilierten, ohne jedoch in ähnlicher Weise rein literarisch zu reüssieren: Katrin de Vries in ihrer Zusammenarbeit mit Anke Feuchtenberger bei der außergewöhnlichen Hure-H.-Reihe und Peer Meter, der bis heute mit einer illustren Reihe von Zeichnern einen Zyklus über Serienmörder veröffentlicht.
(...)
In einem Anfall von Selbstüberschätzung beschloss ich damals, 2008, spontan zwei Dinge: Mit Unterstützung meines damaligen Verlags wollte ich eine Reihe gründen, in der Comics junger Autoren und Zeichner erschienen; und, motiviert von der Zusammenarbeit mit einer Zeichnerin bei meiner Novelle "Geister", die kurze Comicpassagen enthält, nahm ich mir vor, eine eigene Graphic Novel in Romanlänge zu schreiben. Das erste Projekt scheiterte kläglich. Im Feuilleton wurde zwar die Nähe der beiden Bereiche Literatur und Comic beschworen; in der Praxis jedoch waren beide Szenen streng voneinander getrennt. Für die Mehrheit der "renommierten" Autoren galt: Der Comic war nicht der heiß geliebte kleine Bruder der Literatur, sondern der jüngere Vetter aus dem Entwicklungsland, über dessen Späße man nachsichtig lächelte, obwohl man sie nicht verstand oder ziemlich albern fand. Für jene wenigen Schriftsteller, die bereit waren, sich auf die Neunte Kunst einzulassen, war es weder reizvoll noch praktikabel, mit einem Zeichner von Null an einen originalen Comic zu erarbeiten.
(...)
Und die gute Nachricht? Wie bereits erwähnt hat die Leibinger-Stiftung letztes Jahr den ersten unabhängigen, gut dotierten Comicpreis geschaffen. Wenn sich also ein über 80-jähriger Stifter auf eine ihm völlig neue Kunst einlässt, bleibt Hoffnung. Und zu guter Letzt habe nicht nur ich für meine Graphic Novel endlich einen Zeichner gefunden. Nach Dietmar Dath mit Oliver Scheibler arbeiten zurzeit auch Thomas Pletzinger mit Tim Dinter sowie Line Hoven mit Teresa Präauer an gemeinsamen Projekten. Noch gibt es keine Finanzierung. All die bunten Sprechblasenträume könnten also schnell wieder auf dem harten Boden der Wirklichkeit zerplatzen.
Fortsetzung folgt ...
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