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Alt 02.01.2016, 12:27   #21  
Servalan
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Standard Capital City

Großbritannien 1989/1990, Euston Films für ITV, 2 Staffeln, 23 Episoden zu je 50 min
Creator: Andrew MacLear, Executive Producer: Andrew Brown
https://en.wikipedia.org/wiki/Capital_City_(TV_series)
http://www.imdb.com/title/tt0098760/
http://www.wunschliste.de/serie/capital-city

Im Kielwasser von Oliver Stones Wall Street entstand diese Serie über eine Handvoll Trader in der Finanzmetropole City of London. Wer nach Ashes to Ashes mag und eine Serie sucht, die das Lebensgefühl der Thatcher-Ära als Gegenwart verkörpert, dem empfehle ich Capital City. Die Gentrifizierung mit den Kernstücken der Docklands und Notting Hill läuft im Hintergrund ab.

Informationstechnisch befinden wir uns bei der Shane-Longman Bank, 8 Gracewell Street, London EC2 noch in der Steinzeit: Im Raum der Investmentbroker gilt MS-DOS als das Höchste der Gefühle. Fax und Telex rattern wie seit Urzeiten, und ein Mobiltelefon ist etwas Besonderes.
Außerdem betont diese Show ein breites Ensembles, das trotz der Yuppie-Ambitionen noch von Pfadfinder-Tugenden geprägt ist und die Jagd um Profit durch menschelnde Soap-Elemente mildert. Die Atmosphäre gleicht in vielem frühen Kenneth-Branagh-Filmen oder den Kinohits von Anthony Minghella.

Daß die Serie nach zwei Staffeln allmählich in Vergessenheit geriet, hängt auch mit dem Ruf der Trader und Broker zusammen. Zu Beginn von Thatchers Regierung konnten die meist blutjungen Bankangestellten noch als Katalysator einer aufbühenden Wirtschaft präsentiert werden, als hungrige Visionäre, die scheinbar unmögliche Träume Realität werden lassen. Der nonkonformistische Max Lubin, der Pferdeschwanz trägt, setzt sich in einer Episode vehement für Christo ein, der die Kreidefelsen von Dover verhüllen will.
John Bowe verkörpert den erfahrenen Leonard Ansen, den Boss der Investabteilung (Director of Banking Activities), der den Laden zusammenhält und nach außen verteidigt. Wenn seine ehrgeizigen und rücksichtslosen Untergebenen Jimmy Destry, Lee Wolf, Sylvia Roux-Teng und Wendy Foley über die Stränge schlagen, bremst er ihre Ambitionen.
Anfang der 90er Jahre blätterte mit den ersten Bankenskandalen der Lack, und der Stern der Trader und Broker sank stetig. Irgendwann eignete sich diese Branche nicht mehr zur Identifikation.

Thames Television bewarb diese Serie großzügig mit einer teuren Pressekampagne, wobei die fiktive Shane-Longman Bank zur Marke ausgebaut wurde. Bei der Darstellung des beruflichen Alltags nimmt sich Capital City gewisse Freiheiten heraus, weshalb ihr Mängel in der Recherche von Experten aus dem Finanzbereich vorgeworfen wurde. Im Rückblick sollte diese künstlerische Freiheit nicht ins Gewicht fallen, schließlich handelt es sich um eine Unterhaltungsserie.
Dallas und Denver-Clan haben mich eher kaltgelassen. Capital City hingegen gehörte für mich damals zum Pflichtprogramm.
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