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Alt 03.12.2016, 23:17   #178  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Nummer 44



ATTILA König der Hunnen, Werkzeug des Teufels







Wer kennt ATTILA nicht, den unbarmherzigen grausamen Herrscher der teuflischen Hunnen. Diese metzelten in der Spätantike gnadenlos alles Leben nieder, raubten und stahlen, plünderten und zerstörten wo sie hinkamen jegliches zivilisatorisches Leben außerhalb und innerhalb des römischen Reiches!

So werden in der Regel die Hunnen unter ihrem Herrscher Attila (~ 400 – 453) mit Grauen geschildert. Und nicht anders skizziert sie Charlie Bood im vorliegenden Heft der Abenteuer der Weltgeschichte. Zitate: „quillt es hervor (die Reiterheere der Hunnen)“, „…krummbeinige Tiermenschen mit geschlitzten Augen“, „Wo diese Horden vorüber ziehen, bleiben (…) entstellte Leichen zurück.“ „Attila schließt die Augenlieder katzenhaft bis auf einen schmalen Schlitz. Sein gelbliches Gesicht ist zu einer Maske erstarrt.“ Als letztes Zitat einen Satz Attilas aus dem Heft, gegenüber dem römischen Gesandten Maximinus: „Was ist schon Ordnung. Es gibt nur Starke und Schwache, Sieger und Unterlegene. Euer Reich besteht nur so lange, wie eure Macht besteht, und alles vergeht, sobald Eure Heere geschlagen, Eure Festungen und Eure Schätze erbeutet sind. Was Bestand hat, ist einzig die Macht!“








Sicher hat Atilla mit dieser Betrachtung nicht ganz Unrecht. Allerdings ist für ihn ist das Römische Reich, das zu dieser Zeit bereits in West- und Ostrom gespalten war, worauf Bood mit keinem Wort einging, lebenswichtig. Zerstört er es, wozu er militärisch überhaupt nicht in der Lage war, versiegen auch seine Finanzierungsquellen (Tribute und Plünderungen). Auf diese war er aber angewiesen, um sein fragiles Reich mit dem Zentrum im heutigen Ungarn zusammen zu halten. Stets erwarteten seine Unterführer, Hunnen wie eingegliederte Germanen, Zahlungen ob nun in Gold oder Waren. Kräftige Tributzahlungen oder bedeutende militärische Erfolge stärkten seine Herrschaft und sicherten die Loyalität der Untergebenen. All dies kommt nicht einmal ansatzweise im Comic vor, dort werden die Hunnen unter Rua und dessen Nachfolger Attila stets als ruchlose Mörder und Plünderer geschildert. Stattdessen hatten sie an der Theis eine Hauptstadt, in der Attila in einer burgähnlichen Anlage seinen Sitz hatte (und nicht laut Bood in einem Zelt residierte), die Verwaltung seines Herrschaftsbereiches war dem der Römer nachgeahmt – wie die vieler kurzlebiger germanischer Staatsverbände auf römischem Boden.


Einer der Hauptstrategen der damaligen Zeit und ein Kenner der hunnischen Verhältnisse, war der Heermeister und Patricius (Kanzler) des weströmischen Reiches, Flavius Aetius. Diesem hatte schon Hal Foster eine Episode seiner Erzählung vom Prinzen Eisenherz gewidmet. Dort wurde Aetius auf offener Straße ermordet, während er tatsächlich von Valentinian III persönlich bei einer Audienz erschlagen wurde. Aetius gelang es, die Hunnen zeitweise als Verbündete zu gewinnen, ihm war auch nicht an einer Zerschlagung ihrer Macht gelegen, da sie sich als Ordnungsmacht jenseits der römischen Grenzen sozusagen bewährten und die unruhigen Germanen im Zaum hielten. Erst als die Oströmer sich stark genug fühlten und es waren, den Hunnen die Tribute zu verwehren, drangen sie unter Attila plündernd nach Gallien ein. Aetius gelang es eine Koalition zu schmieden und mit römischen Truppen, sowie den Westgoten schlugen sie Attila auf den Katalaunischen Feldern, irgendwo zwischen Reims und Troyes. Zwar war der Sieg nicht entscheidend, aber Attila war nun doppelt geschwächt: die Oströmer zahlten nicht mehr und im Westen vermochte er militärisch diesen Verlust nicht zu kompensieren. Auch einen letzten Einfall nach Italien brach er nach einigen „Erfolgen“ ab, Seuchen und Versorgungsprobleme machten ihm mehr zu schaffen, als der Auftritt Papst Leo III. Dieser soll Attila, so die Legende, dazu bewegt haben, Italien zu verlassen, was auch so im Heft geschildert wird. Es wird aber eher eine Tributzahlung dahinter vermutet, was Attila gelegen kam, denn seine Macht war doch sehr geschwächt.








Im folgenden Jahr starb Attila, die sogenannte „Geißel Gottes“, oder „Werkzeug des Teufels“, in der Hochzeitsnacht mit Ildico, seiner letzten „Erwerbung“. Woran Attila tatsächlich gestorben ist, kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden. Das Ildico ihn ermordet hat, scheint nicht sehr wahrscheinlich, ein Blutsturz kommt da schon eher in Betracht. Ein Meuchelmord im Auftrag des Aetius ist wohl auch nicht ganz abwegig. Jedenfalls zerfiel die hunnische Macht sehr rasch nach dem Tode Attilas durch Streitigkeiten, Abspaltungen ganzer Völkerschaften udgl. Die Freude über seinen Tod war indes nur kurz, denn nun griffen germanische Völker nach dem schier unerschöpflichen Reichtum Roms, der allerdings kaum noch vorhanden war.

Fazit: die historische Wahrheit bleibt in der Heftstory leider extrem hinter den Klischees zurück. Bisher ist dies der schlechteste Comic innerhalb des selbstgesteckten Zieles der Reihe, geschichtliche Begebenheiten zu vermitteln. Die Zeichnungen Boods selbst sind mir etwas zu flüchtig, er kann es deutlich besser.

Eingeleitet wird das Heft von einem Textbeitrag über die römische Grenzsicherung gegen die Germanen, Limes, Kastelle usw. Gut geschrieben.

Auf der Seite 32 schreibt „Euer Hans-Jürgen“ einiges Redaktionelles. Unter anderem, dass die Heftreihe ab der Folgenummer 45 wieder 14tägig erscheint, mehr oder weniger. Außerdem geht er auf den Wunsch eines Lesers ein, der gerne etwas zur Geschichte Düsseldorfs lesen möchte. Hans-Jürgen entgegnet, dass „die Jungen und Mädchen aus Berlin, München und Hamburg für das, was 1288 in der Schlacht bei Worringen passiert, leider nicht interessieren.“ Und woher weiß er das? Eine kleine Vorschau auf die nächsten Heftinhalte schließt sich an. Der Suezkanal, der Goldrausch in Kalifornien, Käpt´n Cook, Richard Löwenherz (zum 2ten) und über Karl den sogenannten Großen werden zum Thema gemacht.

Die Nachbestellliste weist die ersten Lücken auf, die Hefte 1 – 5 scheint es nicht mehr zu geben.

Die Nummer 45 beschäftigt sich mit Graf Zeppelin.

Auf der 4ten Umschlagseite gibt es wieder eine Ausschneidefigur für die Peligom-Reklame. Ein „mongolischer Krieger um 450 n.Chr.“ soll es sein.

Geändert von Detlef Lorenz (14.12.2016 um 22:59 Uhr)
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