Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 02.09.2021, 14:34   #5015  
michidiers
Mitglied
 
Benutzerbild von michidiers
 
Ort: Oldenburg
Beiträge: 3.055
Sandman Deluxe

Band 1: Präludien und Notturni





von Neil Gaiman (Idee/Text), Sam Kieth, Mike Dringenbert u.a. Künstler (Gestaltung)


Inhalt: Sandman erzählt uns von dem Herrscher jenes uns so bekannten und gleichzeitig aber auch so unbekannten Reiches, in dem wir viel unserer Lebenszeit verbringen: Dem Traum! Alles beginnt im Jahre 1916, als eine Gruppe von Okkultisten den gewagten Versuch unternimmt, den TOD persönlich zu beschwören. TOD und DREAM gehören zu den EWIGEN, unsterbliche Wesen, die vom Universum geschaffen und mit verantwortungsvollen Aufgaben für uns Lebewesen betraut wurden. Statt TOD erwischen sie aber dessen kleineren Bruder, DREAM, dem Herrscher über das Reich der Träume. Fast 70 Jahre ist DREAM gezwungen, in menschlicher Gefangenschaft zu verbringen. Am Tage seiner Befreiung macht er sich auf dem Weg, um die Insignien seiner Macht wiederzuerlangen. Die sind quer über den Erdball verstreut, und der nicht unfehlbare DREAM macht sich auf die Suche im Diesseits und Jenseits. Doch neben den Insignien stößt er auch allerlei unangenehme Erkenntnisse und einer sich geänderten Welt, die ihm wie ein vorgehaltener Spiegel der eigenen Fehlbarkeiten erscheinen…

Der vorliegende HC-Sammelband 1 mit dem Titel Präludien und Notturni gliedert sich in -8- Kapiteln auf rund 200 Seiten. Die verschiedentlichen Eindrücke und Gefühle bei der Lektüre erschlagen einen fast, so dass ich mehrere Tage brauchte, um diesen Band durchzulesen. Oder besser gesagt: durchzu“erleben“. Denn es ist schon eine beachtliche Leistung solch viele Emotionen, schwarzer Humor, Surrealismus, Horror, Poesie und Melancholie in Bild und Wort in einem Comic unterzubringen. Es wäre wirklich müßig, alles was einem so bewegte, hier darzustellen, was Autor Neil Gaimans erzählerische Kraft so alles hervorzaubert. Es wäre schlichtweg zu viel. Deshalb mein Tipp: Selber lesen und die surrelae Achterbahnfahrt miterleben.

Eine besondere Betrachtung verdient dabei die zentrale Figur der Geschichte, um der sich im Grunde genommen alles dreht: DREAM. Was oder wer ist dieses Wesen, fragte ich mich lange. Ein Held, ein Antiheld? Entgegen der in der seit Jahrtausenden bestehende menschliche Furcht vor solch einem metaphysischen Geschöpf aus der Welt der Träume und Albträume, kommt der Protagonist mir eher wie ein besinnlicher Freund daher. Ein Freund, vor dem man eigentlich keine Angst haben muss, der jede Menge Fehler begeht, der stets auf dem Weg des Lernens und Begreifens ist.

Als Leser der alten DC-Williams Horrorstorys habe ich mich übrigens schnell zuhause gefühlt. Nicht nur wegen Ähnlichkeiten im Artwork, sondern auch trifft DREAM auf die Gastgeber und Vorredner der alten EC/DC - Horrorstorys: Kain und Abel, die Hexenschwestern Cynthia, Mildred und Modred! Es lebe die Trivialität, wenn sie auf hohem Niveau dargestellt wird!

Dem schrägen DC- Mystiker John Constantine ist ebenfalls ein Kapitel gewidmet. Nebenrollen spielen auch Batman, Scarecrow, Martian Manhunter. Der Joker, Harvey Dent, Supie werden angesprochen. Auf letztere Superhelden hätte Gaiman nach meiner Meinung übrigens verzichten können. Sie bringen mir einen Schuss Superheldenmoderne in das sonst eher besinnliche Werk. Aber was solls …

Wenn man dem Nachwort Glauben schenken darf, findet Neil Gaiman die Geschichten aus diesem Band noch ein wenig zu holprig und mit unbeholfenen Startproblemen behaftet – ganz im Gegensatz zu den kommenden Bänden. Da frage ich mich, wie gut soll die Serie denn noch werden?

Cover oben: DeLuxe Ausgabe, Cover unten: Paperback Ausgabe


michidiers ist offline   Mit Zitat antworten