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Alt 14.11.2017, 18:12   #3884  
Peter L. Opmann
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Lee und Kirby haben diese Story mit zwei Vorbereitungsszenen angekündigt. Sue hat sich von einem Makler ein Haus zeigen lassen, in dem die Familie besser vor Feinden geschützt sein kann; allerdings handelt es sich um ein Gebäude wie aus der Twilight Zone. Zwei Halbstarke sehen sich etwas später dort um und werden von unheimlichen Geräuschen, die aus der Tiefe zu kommen scheinen, in die Flucht gejagt. Was es mit dem Haus auf sich hat, erfahren wir jetzt.

Zunächst wird die Familie selbst, also das Soap-Element der Serie (wie auch Michidiers schreibt), endlich mal wieder in den Blick genommen. Die FV kehren aus Latveria zurück und widmen sich dem Baby, das noch einen Namen braucht. Auf der Splashpage ist ein seltener anatomischer Fehler von Jack Kirby zu vermerken: Die Hand, die Reed dem Baby entgegenstreckt, ist falsch herum gezeichnet. Inker Joe Sinnott hat’s offenbar auch nicht gemerkt – oder der Zeitdruck war größer, als man bei den insgesamt sehr schönen Zeichnungen meinen sollte.

Jetzt rückt endgültig das Haus ins Zentrum des Geschehens. Ein Mann, der ihm zu nahe kam, ist fast erblindet und wirkt völlig geschockt. Die noch ahnungslosen FV (einschließlich Crystal und Sue) nähern sich auch bereits, um das Haus zu besichtigen, diesmal ohne Makler. Dabei wäre dieser Mann auch von Interesse gewesen. Ist er etwa ein Helfer jenes Superschurken, der schon im Inneren lauert? Oder wie kam er sonst dazu, den FV diese Immobilie anzubieten? Diese Fragen beantwortet das Heft leider nicht.

Die FV beginnen, den Bau zu testen – lassen wir mal beiseite, daß jedes normale Haus solchen Tests nicht standhalten könnte. Sie werden dabei von dem Bösewicht per Monitor beobachtet. Daß sie versuchen, sein Haus kaputtzumachen, schmeckt ihm überhaupt nicht. Sie können aber unbehelligt abziehen. Freilich hinterläßt der Ausflug beunruhigende Ausfälle bei allen Mitgliedern des Teams: Sehschäden. Trotzdem wird der Umzug in die Wege geleitet. Reed will im Haus ein paar Löcher bohren, damit Bilder aufgehängt werden können. Darauf reagiert das Haus aber unerwartet mit Lähmstrahlen. Das ist für Reed Richards allerdings noch lange kein Grund, ihm schleunigst den Rücken zu kehren. Er will nun herausfinden, was mit dem Haus los ist.

Der Superschurke, der kurz zuvor am Monitor saß, besteigt nun einen Aufzug. Als er an der Oberfläche angekommen ist, sehen wir: Es ist der Maulwurf (den wir übrigens das letzte Mal in FV # 28 gesehen haben – eine lange Pause für einen ihrer profiliertesten Gegner). Während die FV friedlich beim Abendessen sitzen, schlägt er zu. Sie verlieren alle ihr Augenlicht, dann tritt der Maulwurf ihnen siegessicher gegenüber – Cliffhanger. Witzig, daß auch die Dämon-Story im selben Heft davon handelt, daß der Held erblindet (exakt: er verliert seine Radarsinne, nachdem er ohnehin blind ist).

Einmal mehr fällt auf, daß Stan Lee in der Exposition seiner längeren Geschichten viel Unwahrscheinliches passieren läßt. Er hat eine Idee, also: Die FV geraten, ohne es selbst zu ahnen, in den Einflußbereich des Maulwurfs. Dann biegt er sich die Story irgendwie so zurecht, daß er diese Idee umsetzen kann (wenn das nicht Kirby getan hat). Wer ein Hochsicherheitshaus braucht, wird sicher nicht irgendeines kaufen oder mieten und es sich von irgendeinem windigen Makler aufschwatzen lassen, sondern es wahrscheinlich selbst bauen. Und warum schöpfen die FV überhaupt keinen Verdacht bei all den Ungereimtheiten, die sich um das Haus ranken? Wie sie das Bauwerk prüfen, wirkt ziemlich routinemäßig. Sie treffen jedenfalls überhaupt keine Sicherheitsvorkehrungen. Nur so können sie dem Maulwurf so leicht in die Falle gehen – aber das sollen sie ja.

Dennoch ist es eine ziemlich gute Story, weil hier wiederum reihenweise Superheldenklischees vermieden werden. Quasi aus dem Alltag entwickeln Lee und Kirby hier eine kitzlige Gefahrensituation. Und obwohl die Geschichte so unspektakulär beginnt, steigert sich die Spannung ständig. Das ist gut gemacht und funktioniert bei mir mit kleinen Abstrichen auch heute noch.

In diesem Heft verzichtet Williams auf alle redaktionellen Seiten (bis auf die Vorschau auf der Heftrückseite) und schafft es damit, eine FV-Ausgabe und eine halbe Dämon-Story auf 30 Seiten unterzubringen. Bei der Vorschau ist Prinz Namor, der Aquarius (Submariner), die Werbefigur – also jemand, der inzwischen bei Williams nur noch als Gaststar auftauchen kann. Ein Atlantis-Krieger klagt ihn an: „Du bist ein Verräter, Namor! Die sechs neuen Marvels verteilst du an deine Untertanen! Aber den neuen Horror von DC behältst du einfach!“ Nicht unkomisch.

P.S.: Die Zeichnungen von Gene Colan beim "Dämon" finde ich nach wie vor gut.
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