Thema: Wikipedia
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Alt 21.05.2010, 11:52   #113  
zaktuell
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Eine andere, völlig sinnfreie Konvention ist die, dass ein Begriff/Stichwort nur bei der ersten Nennung im Artikel als blauer Link dargestellt werden soll. Wie oft interessiert mich zB die erwähnte Person bei ihrer ersten Nennung nicht und erst beim Weiterlesen steht sie in nem Zusammenhang, wo ich auf die Person neugierig bin. Dann hab ich aber längst vergessen, ob die vorher schon mal genannt war und ob sie da n blauen Link hatte und muss dann scrollen und suchen. Das ist das Gegenteil von Benutzerfreundlichkeit. Wenn man das schon als Konvention braucht, dann eher andersrum: Nach Möglichkeit sollten alle Artikel nur aus blauen Links bestehen. Wikipedianer, die sonst kein Leben haben, könnten sich DAMIT dann ihre Lorbeeren verdienen, indem sie alle Artikel 'einbläuen', statt ewige Lösch- und Relevanzdiskussionen zu führen.

Nee, nee, für mich ist die Wikipedia ein typisch( deutsch)es Beispiel dafür, wie eine gute Grundidee dadurch ruiniert wird, dass sich das System, das der Grundidee dienen sollte, sich verselbstständigt und über die Idee erhebt. Das ist genauso wie bei der Strassenverkehrsordnung. Deren erster § lautet, dass sich jeder so verhalten soll, dass er keinen anderen stört (vereinfacht formuliert). Alle anderen Regeln dienen EIGENTLICH nur diesem einen Grundsatz (geh nicht bei rot, das stört den, der grad grün hat). Aber auch da hat sich das System verselbstständigt, denn zB die Regel 'Geh nicht bei Rot' gilt absolut, also auch dann, wenn grad gar keiner da ist, der Grün hat und den das stören würde, wenn ich trotz Rot rüber geh. Und da bin ich dann bei 'typisch deutsch': Hierzulande gibts an gefährlichen Stellen ein Schild, demzufolge ich meine Geschwindigkeit zB auf 30 beschränken soll. Und wehe ich tu das nicht! Ob ich dabei jemand anderen 'behindere, gefährde oder beläsztige' oder nicht, ist völlig egal: Fahr ich schneller gibts ne Knolle. Und WEIL es vorkommen kann, dass da KEINER ist, den ich stören könnte, gibts elektronische Überwachungsgeräte(!), die überprüfen, ob ich mich an die Regel halte. In Schottland zB schreibt man einfach 'SLOW' auf die Strasse, überlässt es jedem selbst, wie schnell für ihn 'slow' ist, und wenn was passiert, ist man eben selbst schuld, weil dann war es offensichtlich nicht 'slow' genug. Da bleibt die Entscheidungsfreiheit und die damit verbundene Eigenverantwortung erhalten und die Regel bleibt im Dienst des Menschen statt um ihrer selbst Willen zu bestehen und sich über den Sinn, zu dem sie geschaffen wurde, zu erheben.

Dieses Verlorengehen des ursprünglichen Sinns find ich 'typisch Deutsch' und daran krankt zB auch unser Beamten-System: Eigentlich sind Beamte ja 'Staats-Diener', d.h. sie haben dem Staat zu dienen, also letztlich dem Bürger, denn 'der Staat sind wir', also jeder Einzelne von uns. De facto ist dieses 'dem Bürger dienen' aber komplett aus den Augen und dem Sinn. Im Gegenteil: Beamte 'erfinden' hier komplexe, undurchschaubare Systeme (98% der weltweit existierenden Steuertexte ist in deutscher Sprache verfasst - oder so, jedenfall brauchen wir mehr als alle anderen zusammen), nur um über deren Einhaltung wachen zu können. Wahrscheinlich aus der Angst heraus, überflüssig zu werden, schaffen sie sich so ihre eigene Sinnhaftigkeit. Und sind damit -und damit schliesst sich der Kreis- den Wikipedianern nicht unähnlich: Auch die haben die ursprüngliche Idee aus den Augen verloren und erfinden Konventionen, die eher stören als helfen, nur, um sich mit der Einhaltung dieser Konventionen befassen zu können. Zum Glück bezahl ich die -im Gegensatz zu den Beamten- (noch) nicht von meinen Steuern...
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