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Alt 29.04.2020, 16:47   #58  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Die Diskussion geht weiter. Im Moment wird ein gewisses Fazit gezogen, zu dem der deutsche Historiker und Kulturwissenschaftler Alexander Dunst einen einflußreichen Beitrag in dem linken Kulturmagazin Jacobin geleistet hat. Sein englischsprachiger Artikel "Graphic Novels Are Comic Books, But Gentrified" erschien am 31. Dezember 2019. Unsere französischen Kollegen in Comicfachmagazinen wie bei actuabd reagieren darauf mit einer dreiteiligen Beitragsserie, von der gerade der erste Teil online gestellt wurde.

Dunsts Fazit lautet: Graphic Novel sind Comics, aber eben ästhetisch gentrifizert. Ihre Zielgruppe ist das gebildete, finanziell gut gepolsterte Publikum der bürgerlichen Mittelschicht, nicht mehr das Genrepublikum von Jugendlichen oder Leuten aus der Arbeiter- und Unterschicht. Der höhere Preis gegenüber Heften und Alben macht die Graphic Novels zu einem ästhetischen Statussymbol.
Ähnliches läuft in der Literatur mit dem Science Fiction-Genre ab, dort unter dem Label Speculative Fiction; und im Fernsehen mit den anspruchsvollen Fernsehserien, Stichworte HBO und Game of Thrones. Kostengünstig und einfach so zum Vergnügen für jeden, der mal Lust auf solche Unterhaltung hat, ist damit nicht mehr.
Graphic Novels sind im Buchhandel der Comic-Mainstream; Superhelden und klassische 48cc-Alben fristen eher ein Nischendasein und haben sich nie so wirklich beim breiten Publikum durchsetzen können.
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