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Alt 02.05.2009, 14:25   #5  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Standard Antworten Teil I

Damit es nicht zu unübersichtlich wird, splitte ich den Katalog meiner Antworten auf, damit ich auf einzelne Aspekte besser eingehen kann. Innerhalb der nächsten Wochen sollte sich schon so etwas wie ein handfestes Konzept ergeben, aber mit meinem ersten Posting wollte ich niemanden überfahren, deshalb habe ich zurückgehalten und dabei wohl zu viel offengelassen.

Meiner Meinung nach hat die europäische Comicszene folgende Probleme:

Nummer Eins: Jede Nation köchelt ihr eigenes Süppchen und schmort dabei vor sich hin, wobei sich die Vitamine verflüchtigen und die Sache zum Brei werden kann. Es kommen nicht genug Menschen, also potentielles Publikum, zusammen: die kritische Masse liegt hier (und heute) bei mindestens 200 Millionen Leuten, die dieselbe Sprache sprechen. Sobald dieses Publikum Blut geleckt und mehr haben will, kommt die Sache ins Rollen und wird zum Selbstläufer. Natürlich verkauft sich das Kunstwerk danach nicht automatisch, aber ein bestimmter Punkt der Aufmerksamkeit wurde überschritten. Jenseits dieses Punktes werden erst Leute außerhalb der Szene erreicht und das Verhältnis kann kippen: Aus einem Drücken in den Markt wird ein aus der Hand reißen. Und dabei sind Amis und Japaner im Vorteil: Bei ihnen liegt dieser Punkt innerhalb des eigenen Marktes; weder der gesamte deutschsprachige Markt noch der flämisch-holländische oder der französische erreichen diesen Punkt (der indische und der chinesische Markt erreichen andere Dimensionen: die lachen über den Weltmarkt, den sie nicht nötig haben) - immer sind da irgendwelche Schwellen im Weg. Bevor er international überhaupt eine Chance bekommt, muß ein solcher Comic innerhalb Europas übersetzt worden sein. Der europäische Markt braucht den Weltmarkt, aber er hat, verglichen mit den anderen, die denkbar ungünstigste Position. Worin liegen die Vorteile der anderen:
- Die japanische Bevölkerung hat keine Vorbehalte gegenüber Comics, also potentiell sind alle Publikum.
- USA ist Weltmarkt und Englisch ist die lingua franca, ergo ein ungeheurer ökonomischer Vorteil; hinzu kommen die Überreste des Empire in Form des Commonwealth.
- Beide klotzen und kleckern nicht. Außerdem haben die mit Obama und Aso erklärte Comicfans in den Regierungen, die sich dafür nicht schämen. Aso hat einen Mangapreis gestiftet, als er Außenminister war.
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