Thema: Filmklassiker
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Alt 06.09.2023, 11:00   #1544  
pecush
Geisterjäger
 
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Fahrenheit 451

In den vergangenen Wochen habe ich eine kulturelle Lücke geschlossen. Bis dato kannte ich nur die Comicadaption mit Donald Duck in „Celsius 154“, in der Donald (recht werkgetreu) Musik verbrennt.
Zuerst habe ich den (bereits begonnenen) Roman von Ray Bradbury (nochmal von Beginn an) gelesen. In einer Ausgabe, die den Roman und seine Grundstory „Der Feuerwehrmann“ sowie ein gelungenes Nachwort enthält. Ein sehr kurzweiliger wie guter Roman, der in die Welt von Guy Montag entführt, eines Feuerwehrmannes, der aber keine Feuer löscht, sondern Bücher verbrennen muss. Ein Nachbarmädchen fragt ihn, ob er glücklich sei, was sein Weltbild ins Wanken bringt.
Die Bilder, die sich bei der Lektüre im Kopf auslösten, wurden teils bestätigt, teils neu gesetzt, als ich dann auch den gleichnamigen Film von François Truffaut sah (eine von mehreren DVDS der SZ-Cinemathek, die ich vor einigen Wochen auf dem Trödel OVP für 2 Euro das Stück kaufte!).
Den Film wollte ich vor allem wegen Oskar Werner sehen, den ich sehr interessant finde; als Columbo-Mörder in der Folge „Playback“ ist er einer meiner liebsten Schurken. Er spielt den Montag (ohne Vorname) so, wie ich ihn mir auch vorstellen konnte. Dass die einstigen Freunde Truffaut und Werner sich über die Auslegung der Rolle zerstritten, ist dabei schon fast kurios.
Die (gar nicht so) utopische Welt habe ich mir allerdings anders vorgestellt; im Film sieht sie halt aus, wie die 60er-Jahre wohl aussahen. Macht den Film aber nicht schlechter! Das Feuerwehrauto ist beispielsweise herrlich absurd; ich vermisste lediglich die großen Werbeschilder, über die im Buch geschrieben wurde, sie seien immer größer geworden, weil die Menschen immer schneller an ihnen vorbeifuhren.
Der Film nimmt sich einige künstlerische Freiheiten. Das Nachbarmädchen wird zum Beispiel eine junge Frau, die so aussieht wie Montags Frau. Dass ihnen keine Liebesbeziehung angedichtet wird, aber ein kluger Schachzug. So bleibt im Fokus, was im Fokus bleiben soll: Bücher.
Das Ende ist wunderschön, wenn auch wohl sehr unrealistisch (und anders als im Buch).
Auf jeden Fall eine Geschichte, die sich auf beiden Arten lohnt.
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