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Alt 15.04.2010, 17:55   #31  
Servalan
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Standard Pat Mills / Pete Colquhoun: Charley's War III

Gestern habe ich mir den dritten Band gegönnt, der im August 1916 in den Schützengräben beginnt und im Februar 1917 in London endet.
An der Front gerät Charley Bournes Einheit an die Sturmtruppen ("Judgment Troopers") unter Colonel Zeiss, der von den aristokratischen Offizieren wegen seiner bürgerlichen Herkunft scheel angesehen wird und die "Götterdämmerung" im Blitzkrieg plant. Obwohl Charley schwer verletzt wird, schickt ihn ein Eisenfresser von Militärarzt (Dr. No) zurück in den Schützengraben. Obwohl sich das Geschehen auf wenigen Hektar abspielt und einem Basebasematch ähnelt, beißen die armen Soldaten reihenweise ins Gras, und Charley überlebt mit mehr Glück als Verstand. Als er im Lazarett in der Etappe zu sich kommt, kann er sich nicht mal mehr an seinen Namen erinnern. Weil jemand seine Hundemarke findet, erhält seine Familie die Nachricht, er sei verschollen, vermutlich gefallen. Das Schiff, mit dem er nach England gebracht wird, wird von einem deutschen U-Boot versenkt. In einem Krankenhaus wird der unbekannte Soldat interniert und therapiert, ohne Erfolg. Seine Mutter arbeitet indessen in einer Munitionsfabrik im Londoner East End, die schon einmal explodiert ist. Als Charlie durch eine Begegnung mit seinem alten Sarge seine Identität wiedererlangt, rüstet der Marineadmiral von Bergmann (genannt: Der Eisberg) seine Zeppelineinheit, um London zu bombardieren ...

Charley's War zählt zu den besten (britischen) Comics überhaupt und befindet sich vom Niveau auf einer Höhe mit den Werken von Tardi. Die Serie hätte eine deutsche Übersetzung verdient; zumal sie sich im Programm der Edition Moderne gut machen würde. Mit CW beweist Mills seine Qualitäten als subtiler, humanistischer Erzähler, der durch den bei uns vollkommen unbekannten Colquhoun ergänzt wird, die zusammen etwas zustandebringen, was eine trockene Geschichtslektion nicht kann: Der Erste Weltkrieg wird dermaßen plastisch dargestellt, daß er nicht kaltlassen kann und deutlich macht, was dieses historische Ereignis für die Briten bedeutet.
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