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Alt 27.04.2016, 14:55   #1  
underduck
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gold01 Kurzinterview von M. Hüster (PPM)

News - Meldungen

Zitat:
20.04.2016
comicplus+ beim Comicsalon
Über Brüssel nach Erlangen

comicplus+ beim Comicsalon


PPM: Erlangen steht vor der Tür. Gibt es schon Zusagen von Zeichnern?

Eckart Sackmann: Wir haben dieses Jahr zwei Zeichner am Stand - fast hätte ich gesagt, zwei Franzosen, aber das stimmt nicht. Wir haben die Lizenzen zu ihren Büchern zwar aus Frankreich, aber Daniel Ceppi ist Schweizer und Griffo ist Belgier. Von Ceppis "Unterwegs" kommt zu Erlangen Band 3 der Gesamtausgabe, und von "Giacomo C." erleben wir die Premiere.



Griffo bringt Ann Backaert mit nach Erlangen, die einige seiner Alben koloriert hat, darunter auch die im ersten Band unserer Gesamtausgabe enthaltenen. Ich meine die neue Kolorierung, die vor ein paar Jahren für die Neuauflage in Frankreich geschaffen wurde. Die ist weniger bunt als die alte Farbgebung, sehr stimmungsvoll. Die frühen Bände der Serie entsprechen damit der Farbpalette, die "Giacomo C." später hat. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum man sich die neue Gesamtausgabe zulegen sollte.

PPM: Sondern?

Eckart Sackmann: Ich habe versucht, die Vorlagen für Griffos Venedig rauszusuchen. Der Zeichner war bis heute nicht vor Ort, kein einziges Mal, und doch ist "Giacomo C." der vielleicht treffendste Venedig-Comic der Comic-Literatur. Unglaublich. Jacques Glénat möchte nächstes Jahr in Venedig eine Ausstellung zur Serie machen, und Griffo hofft, dass er dann den Sprung schafft. "Giacomo C." ist allein nach den Vorlagen der Künstler des 18. Jahrhunderts und nach Fotos entstanden. Ich habe also Kunstbücher gewälzt und Museen besucht, sehr spannend. Canaletto, Guardi, Tiepolo... Ein paar Fotos hat Karsten Scharmann beigesteuert, der auch Comic- und Venedig-Fan ist. Für den nächsten Band gehe ich dann selbst auf Fotosafari; die Reise ist schon gebucht.



PPM: Du fährst da hin, und Griffo schafft es nicht?

Eckart Sackmann: Das liegt nicht nur daran, dass seine Arbeit ihn an sein Haus fesselt. Er lebt seit vielen Jahren auf La Palma, das ist die hinterste der Kanarischen Inseln. Wir versuchen schon seit Ewigkeiten, ihn nach Erlangen zu kriegen – das ist bisher immer an den katastrophalen Flugverbindungen gescheitert. Jetzt haben wir eine Verbindung, die man einem Zeichner zumuten kann. Allerdings hat die Sache seit ein paar Wochen einen großen Schönheitsfehler: Der Flug geht über Brüssel. Wir zittern nun alle, dass der Flughafen in fünf Wochen wieder einigermaßen funktioniert. Wir hatten noch eine Alternative mit Übernachtung in Spanien rausgesucht, aber der Zeichner wollte gern in Belgien Zwischenstation machen, um Freunde zu sehen und Zeichenmaterial zu kaufen. Ihr könnt alle mit die Daumen drücken!

PPM: Wie viele Alben pro Band sind in der Gesamtausgabe von "Giacomo C."?

Eckart Sackmann: Es werden insgesamt sechs Bände werden. In dreien davon sind je drei Alben, in den drei anderen nur zwei. Wir haben das so gelegt, damit zusammenhängende Story-Linien nicht getrennt werden. Ich verspreche, es wird eine ganz tolle Ausgabe. Hat ja auch genug Arbeit gemacht. Nicht mal in Frankreich gibt es eine Gesamtausgabe von "Giacomo C."!

PPM: Und wie geht es mit "Unterwegs" von Ceppi weiter?



Eckart Sackmann: Mit Band 3 sind wir jetzt in dem Bereich, der sich an die früher schon mal bei Carlsen veröffentlichten Alben anschließt. Diese Geschichten sind länger, so dass wir auch bei nur zwei Alben pro Band auf einen guten Umfang kommen. Daniel Ceppi und seine Frau Paule haben mich mit Fotos und Erinnerungsstücken unterstützt. Ceppi arbeitet nämlich ganz konträr zu Griffo nur mit einem Ambiente, das er selbst erfahren und selbst fotografiert hat. Er würde niemals ein Foto aus "National Geographic" als Vorlage nehmen. Man merkt seinen Geschichten an, dass sie sehr authentisch sind. Ceppi ist ein phantastischer Erzähler. Gerade die in Band 3 enthaltenen Geschichten sind ungeheuer spannend. Und intelligent dazu. Das ist Comicliteratur, wie ich sie mir wünsche, unterhaltsam und lehrreich. Und immer hart am Leben: Ein guter Comic braucht keine Fluchtwelten, keine "Helden".

PPM: Ceppi war schon mal in Erlangen...

Eckart Sackmann: Ja, damals, als wir die Serie "Causa Helvetica" im Programm hatten. Er hat sich sehr gefreut, dass wir ihn wieder einladen, und ich glaube, seine Fans freuen sich auch auf ihn.

PPM: … und kommen mit einem Stapel Alben zum Signieren?

Eckart Sackmann: Zeichnungen werden sie nur kriegen, wenn sie am Stand einen Band der Gesamtausgabe kaufen. Zum bloßen Signieren anderer Alben reicht die Zeit aber sicher noch. Ich denke, das ist fair. Einen ausländischen Zeichner einzuladen, geht ins Geld; da muss der Verlag auch ein bisschen darauf achten, dass wieder Geld reinkommt.

PPM: Eigentlich wollte ich noch Fragen zum Programm der zweiten Jahreshälfte stellen, aber das verschieben wir auf die nächste Fragestunde.

Eckart Sackmann: Dieses Warten lohnt sich, denn bis dahin werden hoffentlich ein paar Dinge in trockenen Tüchern sein, die jetzt noch "in der Planung" sind.

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von Michael Hüster
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