Thema: Mark Twain
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Alt 09.09.2014, 22:29   #26  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Nachfolgend zeige ich meine Auswahl an Mark Twain – Comics, wie ich sie erlebt habe, was ich heutzutage darin sehe und feststelle, sowie ich zu meinem Erstaunen gefunden habe was es noch so alles an gezeichneten Umsetzungen gibt.

In der US-Reihe „Classic Illustrated“ (bis Nummer 34 „Classic Comics“) durfte Mark Twain natürlich nicht fehlen. Die Nummer 19 erschien für 10 Cent im April 1944, sie war „Huckleberry Finn“ gewidmet, das Cover war gezeichnet, den Inhalt – 60 Seiten - gestaltete Zansky. Auf dem Titelbild rudern Huck und Jim kniend in ihrem Boot und werden von einem Dampfer aus mit Gewehrenbeschossen, eine ziemlich dramatische Szene also, zumal im Hintergrund zuckende Blitze ein Unwetter ankündigen. Als Gag ist der Name des Ruderbootes am Bug zu lesen, „Mark Twain“.




Im September 1952 brachte der Rudl Verlag Frankfurt den deutschen Ableger der „Classic Illustrated“ als „Illustrierte Klassiker“ heraus. Wie bekannt, gab es nicht mehr als 8 Hefte, die sogar nur 5 Originalausgaben beinhalteten. Die ersten beiden Nummern („Der letzte der Mohikaner“ und „Die Schatzinsel“) hatten einen Umfang von 52 Seiten und entsprachen damit wohl weitgehend dem Comicteil der Originale. Sie erschienen 2x im Monat, kosteten 90Pfennig, womit sie noch teurer waren als die Micky Maus. Das war damals entschieden zu viel, also teilte man in der Redaktion einfach die Vorlagen und brachte sie auf 2 Nummern verteilt zum reduzierten Preis von 60 Pfennig. Jetzt kostete ein komplettes Abenteuer 1,20 DM, aber dem Leser/Kunden wurde so eine Ermäßigung vorgegaukelt. Betroffen davon waren „Huckleberry Finn“ (Nr. 3 & 4), „Robin Hood“ (Nr.5 & 6), sowie die sogenannten Erlebnisse des Millionenschwindlers „Marco Polo“ (Nr.7 & 8). Danach gab der Rudl Verlag auf (Juni 1953), die „Illustrierten Klassiker“ erschienen erst wieder ab April 1956. Nebenbei, ab der Ausgabe 31 nennt das Impressum den Bildschriften Verlag Hamburg-Wandsbek, Neumann Reichardt Str. 33. Das ist bei mir beinahe um die Ecke ein großer Gewerbekomplex, in dem Firmen kommen und gehen und keine Spuren hinterlassen … Das alles gehört nicht zum ursprünglichen Thema, aber ist schließlich nicht uninteressant.




Das Titelbild entspricht inhaltlich dem der US-Ausgabe, mit der Einschränkung, das aus dem Ruderboot ein Floß geworden ist. Die IK sind ja oft neu gezeichnet worden, auch die Titelbilder unterlagen Neuinterpretationen, aber die IK-Version von Rudl ist mir nicht untergekommen, sie scheint ein Eigengewächs zu sein. Genau wie das Covermotiv des zweiten Teils, der Nr. 4. Geschaffen hat beides womöglich E.J.K. Strahl oder Lothar Linkert, auf den ich tippe. Linkert ist bekannt für einige „Abenteuer der Weltgeschichte“-Hefte vom Regenten, bzw. Lehning Verlag.




Da die Seitenzahl der Originalstory für zwei Hefte der deutschen IK nicht ausreichte, lies man Linkert die Kurzgeschichte von Mark Twain in Comicform umsetzen, mit dieser in den USA landesweit bekannt geworden ist: „Der berühmte springende Frosch von Calaveras County“ (siehe oben). Ist dies die einzige Comic-Version dieser Geschichte, ist sie überhaupt in den USA oder sonst wo bekannt geworden (im europäischen Druckverbund), bisher habe ich nichts darüber gefunden. Auch im Huckleberry Finn-Heft der 2. deutschen IK-Reihe ist sie nicht noch einmal mit abgedruckt.

Die Story als solche werde ich nicht erzählen, sie ist bekannt (?). Äh, ganz kurz:




Huck Finn flüchtet nach seinen Erlebnissen mit „Tom Sawyer“ vor dem strengen Regiment der Witwe Douglas und seinem versoffenen und gewalttätigen Vater. Gleichzeitig soll der Negersklave Jim verkauft werden und sucht deshalb ebenfalls das Weite. Beide treffen sich zufällig am Mississippi und setzen ihre Flucht vor der aus ihrer Sicht trübsinnigen Zukunft fort. Zum Schluss hat´s fast ein Happy end, Jim wird freigelassen, Huck wird adoptiert. Allerdings soll aus ihm ein „richtiger kleiner Gentleman gemacht werden …




Über die Jahre hinweg hat sich die Szene in meinen Erinnerungen festgesetzt, in der sich Huck als Mädchen verkleidet, diesen Mummenschanz nur sehr stümperhaft ausführt, weswegen er überführt wird. Die Ballonfahrt mit Tom und Jim (siehe oben) wird dann für ihn ein weiterer Versuch der drohenden Erwachsenenrealität zu entfliehen (Peter Pan versuchte dies ab 1902 ebenfalls).




Der Druck ist schlicht mangelhaft, unscharf, die Farben absolut nicht deckungsgleich, dass Handlettering – immerhin – nur in Großbuchstaben, geht so. Die Zeichnungen sind ansprechend, eigentlich, sie verschwinden leider meist unter der Farbsoße. Einige Infos über Mark Twain, wie in den IK üblich, runden die beiden Hefte ab. Der Rudl-IK-Nachdruck von Hethke ist besser gedruckt, wie es sich halt gehört, leider auf schneeweißem Papier, womit jegliches nostalgische Flair verloren geht.

Fortsetzung folgt…
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