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Alt 26.12.2014, 14:52   #16  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Wäre ein Beitrag über Kurt Kusenberg in der Reihe vorstellbar?
In Kriminalromanen heißt es ja des öfteren, es gäbe keine Zufälle. Deshalb bin ich hellhörig geworden, als mir der Name Kusenberg erneut begegnet ist. Er dürfte für die Comics verantwortlich gewesen sein, die bei Rowohlt erschienen sind (Adamson, Töpffer, Thurber, Effel). Zu einer Zeit, in der Comics verschrieen waren, scheint er mir ein Comicexperte gewesen sein, wenn ich sein Nachwort zu Töpffers Der kühle Bräutigam betrachte. Er wußte, wovon er geredet hat, und er hat sich nicht hinter Dünkel und Snobismus verschanzt, sondern fundiert über das, was er geschrieben hat, Bescheid gewußt.

Es gibt einen Artikel von Peter Ruehmkorf in der ZEIT, "Im Kabinett. Kurt Kusenberg gehört zu den amüsantesten und hintersinnigsten Erzählern der Nachkriegszeit. Eine Erinnerung" (09/1998 vom 20. Februar 1998), da heißt es:
Zitat:
Daß er ein Sammler von Volkskunst, Naivenmalerei, Spielsachen, ausgefallenen Kuriositäten und marktmäßig schwer vermittelbarer Graphik war (zu denken vielleicht an den öffentlich stark unterschätzten und von uns beiden höchstgeliebten Schäfer-Ast) war mir ja bekannt gewesen, und in der Tat war sein stattliches Gehäuse vollgestopft mit Merkwürdigkeiten und Wunderlichkeiten aus aller Herren und Damen Ländern. (...)
Ein Kindskopf, zufällig in den Erwachsenenstand versetzt.
Welche Rolle mir selbst dabei zugedacht war, wurde mir erst später bewußt.
Selbstverständlich, wo sein Vertrauen erst einmal Fuß gefaßt hatte, konnte sich der immer ein bißchen grämlich scheinende Schweiger durchaus als geselliger Connaisseur enthüllen mit einem Zug zu psychologisch angespitzten Mokerien und einem eff eff erlesenen Hochmut gegenüber der gesamten in Alltagsprosa verfaßten Wichtigkeitswelt. Letzten Endes bleibt aber doch der Eindruck von einem zufällig-unfreiwillig in den Erwachsenenstand versetzten Kindskopf, dem nach nichts so sehr verlangte wie nach einem jüngeren Spielgefährten. Da ihm der Zugang zu den verlorenen Kindheitsparadiesen freilich nicht ganz ohne die nötigen Übergangsdrogen gelang und auch ich dazu neigte, meinen Arbeitskokon mit Stimulanzien zu transzendieren, wurde ich dann auch Schluck um Schluck mit seinem verborgenen Dämon bekannt.
Ich kann mir gut vorstellen, daß bei einer intensiveren Beschäftigung mit Kusenberg einige Dinge erhellt werden und Fakten zutagetreten, die der Comicforschung in Deutschland von Nutzen sein können.

Geändert von Servalan (26.12.2014 um 15:46 Uhr) Grund: Link gesetzt
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