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Alt 05.10.2011, 21:29   #2  
mschweiz
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Ich möchte mich dem gerne anschließen. Bei einem mehrseitigen direkten Textvergleich von "Der Schildkrötensatz" (Stainless Art) und "Dem Schatz auf der Schildkröteninsel" als Band 2 bei Gemini senkt sich insgesamt betrachtet die Waage deutlich - sagen wir 3:1 - für Jommeke, dennoch gibt es Passagen, bei denen imho die Gemini-Fassung flüssiger, d.h. für deutsche Muttersprachler natürlicher geklungen hätte. Eine allzu wörtliche Übersetzung birgt immer die Gefahr, die deutschen Eigenheiten bei Formulierungen, Satzbau oder Grammatik, im Extremfall bei Redewendungen zu übergehen - das kennt wohl fast jeder mehr oder weniger leidvoll aus seiner Schulzeit bei der Übersetzung von fremdsprachigen Texten ins Deutsche...

Imho sollte man eine fertige (Roh-/Erst-)Übersetzung zunächst einmal (als Muttersprachler!) nochmals ohne das Original gegenlesen - nachdem mindestens eine Nacht vergangen ist, um genügend Abstand zu gewinnen - je mehr umso besser... Mit einem gewissen (zeitlichen) Abstand merkt man imho eben am besten, wo man zu sehr "gefremdelt" also der Grammatik und der Ausdrucksweise der Sprache des Originals "gehuldigt" hat.. Darauf ist es meiner Erfahrung nach empfehlenswert, Original und Übersetzung nochmals direkt zu vergleichen (Flüchtigkeitsfehler, handfeste Fehlinterpretationen, vergessene Panels lassen grüßen)... und es dann dem Lektor "zum Fraß" vorzuwerfen: ein ausgezeichneter Lektor kann einen Text abgesehen von der Korrekture von Rechtschreibfehlern, Grammatik und Interpunktion durch seine Vorschläge durchaus noch deutlich aufwerten - das letzte Wort sollte aber hinsichtlich der unterbreiteten Vorschläge bei Textänderungen der Übersetzer haben - kann er doch am besten einschätzen, ob die Vorschläge noch den "Geist", die "Absicht" des Originaltextes treffen. Beim Rest (Orthographie & co) sollte er imho dagegen blind dem Lektor vertrauen und sich diese Art von Änderungen erst gar nicht anzeigen lassen.

Beim Schriftwechsel zwischen Übersetzer und Lektor empfehle ich, dass der Lektor Anmerkungen (wie bei Unklarheiten der Panelfolge, der Reihenfolge der Sprechblasen innerhalb eines Panels, Vorschläge für Fußnoten, weil man es sonst auf dt. nicht kapiert etc.) einerseits und unklare Stellen andererseits in zwei unterschiedlichen, voneinander deutlich zu unterscheidenden Farben markiert. Damit weiß der Lektor gleich, worauf besonderes Augenmerk zu legen ist. Der Lektor sollte nun in einer dritten (deutlich verschiedenen) Farbe seine - inhaltlich relevanten - Anmerkungen entsprechend markieren. Warum? Das Verfahren ist robust (Office, Open Office, Libre Office, alle können es), auffällig (esfällt gleich ins Auge) und die Änderungen sind genauso leicht zu übernehmen bzw. nicht gewünschte Teile zu löschen wie bei der Verwendung der Kommentar-Funktion unter Office.
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