Thema: Filmklassiker
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Alt 16.10.2022, 20:20   #30  
Peter L. Opmann
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Mir geht gerade durch den Kopf, daß dieser Film, „Gelächter in der Nacht“ (1932), eigentlich völlig veraltet und verstaubt ist. Man merkt es nicht, weil die Komik immer noch so wirkt wie vor 90 Jahren.

Ich weiß nicht, wie die Verhältnisse in USA sind. Aber wer würde heute bei uns wegen Landstreicherei vor Gericht kommen? Und würde sich dann nicht irgendeine Sozialeinrichtung der Sache annehmen? (Bei Langzeit-Obdachlosen vielleicht nicht, aber Laurel und Hardy wirken so, als hätte sie die Wirtschaftskrise eben aus ihren Jobs katapultiert.)

Würde heute noch jemand einem Betrunkenen helfen, der im Regen nach seinem Autoschlüssel sucht? Würde der dann zwei abgerissene Typen mit nach Hause nehmen? Vielleicht haben sich Laurel und Hardy hier einfach von „Lichter der Großstadt“ inspirieren lassen, einem Film, der auch nicht unbedingt ganz realistisch war.

Sicher würde eine Frau heute nicht mehr in Ohnmacht fallen, wenn sie zwei Unbekannte in ihrem Haus sehen würde. Ich bin nicht ganz sicher, wie sie reagieren würde, aber da sich Laurel und Hardy nach wenigen Augenblicken als völlig harmlos entpuppt hätten, würde sie sie entweder eigenhändig rauswerfen oder die Polizei rufen.

Das abschließende unfreiwillige Techtelmechtel hat allerdings meiner Ansicht nach nichts von seiner unschuldigen Schmierigkeit verloren. Das ist auch heute noch – ein bißchen – gewagt. Die Frau verhält sich nicht normal, was nur durch den Alkoholeinfluß zu erklären ist (allerdings wird sie schneller betrunken, als der Alkohol ins Blut kommen kann). Und beim Verhalten von Laurel und Hardy muß man ihre Kindlichkeit in Betracht ziehen, sonst wäre zu erwarten, daß da etwas passiert, was in die Richtung von dem geht, was Richter Richard Cramer denkt. Ich lese, in den Niederlanden war der Film bei Erscheinen wegen der abschließenden Szenen verboten. Ich könnte mir vorstellen, daß das auch in anderen Ländern, etwa in Deutschland, so hätte laufen können. Vielleicht haben die Zensoren bei einem „Dick und Doof“-Film nicht so genau aufgepaßt…
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