Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 06.02.2017, 13:02   #45  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
Benutzerbild von Servalan
 
Ort: Südskandinavien
Beiträge: 10.318
Blog-Einträge: 3
Zitat:
Zitat von Eldorado Beitrag anzeigen
Es ist zumindest nicht das vorrangige Ziel eines Films, Lust auf die Vorlage zu machen.
Und natürlich gibt es immer mal wieder Adaptionen, die die Vorlage sogar qualitativ übertreffen (Psycho, Der Exorzist, Der Pate?).
Wäre vielleicht ein eigenes Thema wert......
Darum geht es doch in diesem Faden, oder?

Naja, trotz aller Kritik und der Hudelei um Likes hat Literatur immer noch einen gewissen Stellenwert. Das zeigt sich zum Beispiel an den obligatorischen Pflichtlektüren in der Schule.
Gerade weil Film, also der Premiumkino-Blockbuster oder die Edelserie, eine Menge Schotter kosten, der irgendwo wieder hereinkommen muß, eignen sich erfolgreiche Vorlagen (Bestseller oder Klassiker) wohl besser, um mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die zwar Kohle im Überfluß haben, aber ansonsten Nützliches mehr schätzen als Kunst und Kultur.
Eine gemeinsame Gesprächsgrundlage erleichtert einiges in der Vorproduktion - obwohl das nix damit zu tun hat, ob der Film gelingt oder in die Binsen geht. Kunsthandwerk und lean production just in time zählen meist mehr als hochfliegende ästhetische Ansätze.
Ein kluger Regisseur oder Auteur versucht eher sein Projekt unterderhand nach eigenen Maßstäben durchzuziehen, damit die Geldgeber in Ruhe schlafen können. Und die Anträge an die deutschen Filmförderungsanstalten sind auf ihren Zweck hin verfaßt. Manchmal klafft da eine erhebliche Lücke zwischen dem Versprochenen und dem Abgelieferten.
Zitat:
Zitat von Mick Baxter Beitrag anzeigen
Ist es nicht im Gegenteil ein Zeichen für das Mißlingen eines Films, wenn man nach Ansehen unbedingt das Buch lesen möchte? Es gibt zumindest eine Reihe sehr erfolgreicher und auch von der Kritik akzeptierter Filme, bei denen das nicht der Fall ist.
Für die Produzenten zählt die gute Vorlage eher zu den Sicherheiten: Allzu viel kann da nicht schiefgehen, und der Film zieht trotzdem Publikum. Wenn ein Regisseur oder andere im Team sogar dabei völligen Bockmist bauen, spricht das gegen die Verantwortlichen.

Gerade bei gelungenen Kombinationen (gutes Buch und gute Verfilmung) haben mich immer die Unterschiede gelockt. Wenn die Verfilmung die Vorlage bloß eins zu eins illustriert, langweilt das den Teil des Publikums, der das Buch kennt. Beide Versionen sollten ihre Eigenheiten haben.
Zur Erläuterung: Der Name der Rose von Jean-Jacques Annaud halte ich für gelungen, weil er die Stärken des Filmischen nutzt. Die Körperlichkeit der Schauspieler und die Qualität der Landschaft waren aus meiner Sicht ebenso Pluspunkte wie die Filmbauten von Dante Ferretti.
Die Sprache des Mittelalters, der Streit um die Armut Christi (und damit die der Kirche) oder den Realismusstreit, das konnte nur ein Umberto Eco in seinem postmodernen Meisterwerk vermitteln.
Beide Fassungen ergänzen sich ...

Geändert von Servalan (06.02.2017 um 18:36 Uhr)
Servalan ist offline   Mit Zitat antworten