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Alt 01.06.2023, 13:56   #232  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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  • Truman Capote: Breakfast at Tiffany’s (Random House 1958) | Frühstück bei Tiffany (Limes Verlag 1959)
  • Breakfast at Tiffany’s | Frühstück bei Tiffany (USA 1961), Drehbuch: George Axelrod, Regie: Blake Edwards, 110 min, FSK: 16 bzw. geschnittene Fassung: FSK: 12
Mittlerweile ist die öffentliche Person Truman Capote mit einen guten Handvoll Filme und Comics gewürdigt worden, denn er war wesentlich mehr als ein Enfant terrible, das die gehobene Gesellschaft provoziert und herausgefordert hat.
Das zeigt sich auch in seinem Kurzroman über das Partygirl Holly Golightly in der Upper East Side des Big Apple. Eigentlich wäre das eine klassische Novelle in ihrer ursprünglichen Definition, eine unerhörte Begebenheit, die auf wenigen Seiten erzählt wird. Die Backstory der Hauptfigur, die als Minderjährige in den Südstaaten zwangsverheiratet wurde, ist schon starker Tobak. Und ob Lulamae Barnes' Flucht in die Großstadt an der Ostküste wirklich eine Befreiung ist, läßt Capote in der Schwebe. Letztlich wandelt sie mit ihren Sugardaddys und ihren Connections zur Mafia auf einem gefährlichen Pfad. Der Kurzroman hat bezeichnenderweise ein offenes Ende. Insofern übt Capote hier deftige Gesellschaftskritik.

Roman und Film sind zwei Paar verschiedene Schuhe, die beide auf ihre Weise höchste Qualität versprechen, dennoch gibt es deutliche Unterschiede, zumal die Verfilmung deutlich harmloser daherkommt.
Dafür sorgt zum einen das Casting mit Audrey Hepburn, die die Edelprostituierte nonchalant und ziemlich erwachsen spielt. Hinzu kommt als Signature Track die Musik von Henry Mancini, die mir im Ohr geblieben ist - und das meine ich in positiver Weise. Mancini vertrat den Standpunkt, ein Soundtrack müsse keineswegs laut sein, um sich durchzusetzen; und ich bin der Meinung, daß er recht hat. Die Kirsche auf dem Ganzen ist die prächtige Ausstattung mit dem Kleinen Schwarzen, dem Schmuck und den Partys. "Moon River" ist trotz Hepburns begrenztem Stimmvolumen - oder gerade deshalb? - zum Klassiker geworden.
Wenn ich ihn heute wiedersehen würde, wüßte ich nicht, wie ich auf Mickey Rooneys Yellowfacing reagieren würde. Es kann sein, daß mir diese Darstellung eines Japaner sauer aufstoßen würde. Das wäre mein einziger Punktabzug von der Bestnote.
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