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Alt 05.05.2018, 15:15   #94  
Servalan
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Kommissar LaBréa [3 Folgen] (Deutschland 2009-2010, teamWorX der Universum Film AG - UFA für ARD), Drehbuch: Alexandra von Grote, Jürgen Büscher und Thomas Stiller nach der gleichnamigen Reihe von Kriminalromanen (Knaur 2005-2011, 6 Bände) von Alexandra von Grote, Regie: Sigi Rothemund und Dennis Satin, je 87 min

Die Lusche erwähne ich diesmal zuerst.
Quentin Tarantino bezeichnet solche Langweiler aus Europa sicher als Eurotrash. Die Krimiserie fällt weit hinter die Néopolars von Izzo, Vautrin, Manchette und Daeninckx zurück; ein Léo Malet hätte sich für so etwas Brav-biederes geschämt.
Aber Autorin Alexandra von Grote ist in den Medien und der Kulturpolitik gut vernetzt. In ihrer Serie um den Kommissar Maurice LaBréa verknüpft sie den feministischen Aufbruch weiblicher Rollen mit einem netten Auslandskrimi vom Reißbrett.
Daß der nicht im geringsten funktioniert, liegt auch an den klassischen Fehlern der deutschen Standardverfilmung. Obwohl Paris zu den teuersten Pflastern der Welt zählt, wohnt der alleinerziehende Vater in einem zentralen Arrondissement in einer unglaublich riesigen Wohnung, die sich ein einfacher Beamter sicher überhaupt nicht leisten kann. Der Grund für dieses Ärgernis liegt einzig und allein darin, dem Kameramann seine Arbeit zu erleichtern.

Kommissar Maurice LaBréas Frau wurde in der Nähe seiner Wohnung in Marseille von einem Unbekannten ermordet. Um den Schmerz leichter zu verarbeiten, läßt er sich an den Quai des Orfèvres in Paris versetzen. Mit seiner Tochter Jennifer bezieht er eine Wohnung im Hinterhof eines Mietshauses.
Zu seinen Nachbarn gehört die Malerin Céline Charpentier, die neben dem Durchgang zur Straße wohnt. Ihr weiträumiges Atelier dient ihr zugleich als Galerie, auf das eine Flagge mit dem Namen "Céline" vor ihrer Haustür hinweist.
Sie weist in den ersten Minuten der ersten Folge "Tod an der Bastille" explizit darauf hin, wie sie die üblichen Künstlerklischees bricht. Die nüchterne Frau steht früh auf, um zu arbeiten. Sie ist das schwarze Schaf einer Winzerdynastie aus (natürlich) Burgund und hat mit ihren fünf Brüdern gern Fußball gespielt. Allerdings stand sie dabei meist im Tor.
Sie verfolgt ein eigenes ästhetisches Konzept, das Laien schin mal irritieren kann. "Das soll so sein", sagt sie, als sich der Witwer und seine Tochter über ihre Bilder wundern, sie zwar nicht realistisch sind, aber figürlich bleiben.

Geändert von Servalan (24.03.2024 um 11:11 Uhr)
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