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Alt 16.06.2017, 16:18   #3728  
Peter L. Opmann
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Zu FV # 64

Gut, daß ich in dieser Phase nicht als regelmäßiger Leser dabei war. Endlich gab es ein paar Anzeigen: die Sea-Monkeys und Marken-Paul. Daher entfiel die Monats-Checkliste auf Seite 2. Aber die Eigenanzeige auf der Rückseite zeigte schon die letzte Monatsproduktion mit zwölf verschiedenen Titeln (zwei von DC) und insgesamt 16 Ausgaben (Spinne, FV und Rächer erschienen vierzehntägig). Einen Monat später war das alles vorbei, und Thor, Hulk, Dracula, Frankenstein, Der Eiserne, Doktor Strange, Planet der Affen und Grüne Laterne waren eingestellt. Wirklich schade – hätte mich sicher schwer geschockt. Ich hätte mir natürlich alle diese Titel nach wie vor nicht kaufen können, aber ich habe schon ein wenig verfolgt, was so an Marvels rauskam – am Kiosk oder bei Freunden, die auch Williams lasen. Aber da waren die Einstellungen nicht so schlimm. Und für Spinne, FV, Rächer und Horror reichte mein Taschengeld etwas später dann.

Hier startet wieder mal ein Vierteiler, und ihm zugrunde liegt ein schon bewährtes Konzept: Ding wird umgepolt und wendet sich gegen seine Team-Kumpels („Sein Auftrag: Vernichte die Fantastischen Vier!“). In FV # 38 passierte das schon einmal – damals wurde Ding vom Zauberer gehirngewaschen und auf die restlichen FV gehetzt. In FV # 51 dreht Ding ohne äußere Manipulation durch, weil es so aussieht, als hätte sich der Silberstürmer an seine Alicia rangemacht. Kurz zuvor, in FV # 47 hatte ein frustrierter Wissenschaftler seinen Körper mit dem von Ding getauscht, um – na? – die Fantastischen Vier zu vernichten. Ein weiteres Motiv taucht hier noch einmal auf: Reed Richards versucht, Ding seine menschliche Gestalt wiederzugeben. Verlagspolitisch verständlich, daß das nicht klappt, denn Ding ist eben die markanteste Figur in dem Superheldenquartett.

Zum ersten Mal, würde ich sagen, beginnt Stan Lee eine längere Story ganz entspannt. Ein paarmal wird eine unbekannte böse Figur eingeblendet, die schon üble Pläne gegen die FV schmiedet, aber sonst erleben wir Superhelden-Alltag. Die FV besuchen Alicia am Krankenbett (nach ihrem kräftezehrenden Einsatz im „Bienenstock“). Sue probiert ein neues Kostüm mit Minirock und schwarzem Senkrechtstrich vom Hals bis zu den Beinen an. Die bisher getragenen blauen Leggins fehlen anfangs, ab Seite 19 trägt Sue sie dann doch wieder, unter dem Minirock. Es wirkt wie ein Anschlußfehler, denn auf Seite 18 unten sind ihre Beine bis zu den schwarzen Stiefeln noch nackt.

Johnny holt seinen Sportwagen aus der Werkstatt und läßt sich in ein Jungsgerangel mit einem der Mechaniker verwickeln. Crystal beendet den Streit durch ihre Naturkräfte. Reed, Sue und Ding wollen essen gehen, aber Ding paßt in keinen Anzug. Auf Seite 14 schließlich geht die Handlung richtig los, als im Baxter Building ein Dr. Santini auftaucht, Chemiker und eine Koryphäe seines Fachs. Er soll bei der Rückverwandlung von Ding helfen. Man weiß ja nicht, welcher Fakultät Reed angehört, aber er scheint demnach eher Physiker zu sein – das würde auch zu seinen Weltraummissionen passen. Oft wird er jedoch als Universalgenie verkauft, so daß es schon auffällt, daß er Hilfe von einem Chemiker braucht. Wir Leser wissen inzwischen bereits, daß der echte Santini von dem oben erwähnten Schurken gekidnappt worden ist und der nun als Santini verkleidet auftritt.

Der falsche Santini macht Fehler; trotzdem schöpft zunächst niemand Verdacht. Ding spaziert inzwischen durch die Stadt. Ohne es zu merken, geht es auch durch die Yancy Street, und einer von der Bande, die dadurch wieder mal zu einem Auftritt bei den FV kommt, schießt ihm mit einer Zwackel den Hut vom Kopf. Ding ist aber so in Gedanken, daß es das gar nicht merkt. Ein running gag, der auf originelle Weise variiert wird.

Ding trifft im Baxter Building ein, und das Verfahren der Rückverwandlung beginnt. Der falsche Santini hat allerdings gar nicht im Sinn, das Monster wieder zum Menschen zu machen, sondern zum Amokläufer. Nach der Bestrahlung greift Ding sofort Reed an: „Ich will ganz sicher gehen, daß du nie wieder über mich lachst!“ Cliffhanger.

Grafisch gefällt mir die Ausgabe hervorragend. Das ist Jack Kirby at his best: Groteske Gesichter im Close-up, wunderliche Maschinerien, kontrastiert durch die ziemlich spießigen Homestory-Bilder der FV, und ein paar sehr aparte Posen von Sue; das ist wirklich schön anzusehen. Nur mit dem Aussehen von Ding haben Kirby und Sinnott noch gelegentlich kleinere Probleme. Da wirkt der Kopf unförmig, da sind sie noch unsicher, wie man die charakteristische Stirn-Augen-Partie am besten darstellt. Die Augen sind mitunter einfach leer. Aber im Großen und Ganzen ist das Heft eindrucksvoll gezeichnet.
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