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Alt 30.03.2017, 10:34   #3654  
Peter L. Opmann
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Mir kam es bei Williams-FV # 41 so vor, als ob die Serie da einen großen Schritt vorwärts macht. Das war der Beginn der Nichtmenschen-Saga, wobei eine Ausgabe (US-FF # 44) leider ausgelassen wurde. Jetzt denke ich wieder, daß sich die Serie deutlich weiterentwickelt. Mit dieser Ausgabe startet eine Geschichte, die sich bis zur # 56 spannt, also der erste Vierteiler der FV. Diesmal wird der Handlungsbogen auch nicht vorzeitig abgebrochen, sondern Lee und Kirby gönnen sich einen langen Atem – ich vergleiche hier natürlich mit einer nur ein Heft langen Episode.

Kern dieser Story ist, daß Dr. Doom dem Silberstürmer seine Kräfte raubt und damit für die FV fast unbesiegbar wird. Der Einstieg ist etwas verschlungen angelegt, weil es offenbar auf ein paar Seiten nicht ankommt: Reed, Sue und Ding sind ins Gefängnis gelockt worden, in dem der Zauberer und Sandmann (von den Furchtbaren Vier) einsitzen. Dabei gelingt Sandmann die Flucht, den Zauberer können FV und Polizei überwältigen. Nachdem sie auf Galaktus getroffen sind, können die Furchtbaren Vier sie allerdings nicht mehr beeindrucken (dieses Quartett existiert faktisch nicht mehr: Medusa ist jetzt bei den Nichtmenschen; wo Kleisterpeter abgeblieben ist, bleibt offen).

Eben als die FV an Galaktus denken, kommt sein einstiger Herold, der Silberstürmer, ins Bild. Er fliegt über Latveria hinweg, jenes Fantasiefürstentum in Europa, über das Dr. Doom tyrannisch herrscht. Der Silberstürmer ist noch immer bestrebt, sein Exil, die Erde, besser kennenzulernen, und läßt sich daher auf Dooms Schloß einladen. Der täuscht seinen Gast, gibt sich freundlich, human und seinerseits wißbegierig (als einer seiner Lakaien einen unbedeutenden Fehler macht, verrät er sich beinahe durch einen Wutanfall). Er lenkt den Silberstürmer ab, indem er ihn einen Blick in den Weltraum werfen läßt.

Zwischendurch bekommen es die FV noch einmal mit dem Sandmann zu tun. Der will sie in ihrem Hauptquartier angreifen, merkt aber, daß er gegen das Superheldenteam nicht ankommt, und verschwindet, indem er durch einen Türspalt rieselt. Zurück nach Latveria: Während der Silberstürmer versonnen ins All blickt, legt ihm Doom blitzschnell zwei Induktoren an (mit anderen Worten: er zapft ihm einfach den Strom ab) und überträgt die Energie auf sich selbst – was da genau und wie es vorgeht, läßt Stan Lee geschickt beiseite; Kirby macht die ungeheure Energie zumindest mit seinen charakteristischen Wolken schwarzer Punkte augenfällig.

Nun wird noch einmal ein Blick auf Johnny, die Fackel, und Wyatt Wingfoot geworfen, die versuchen, zu den Nichtmenschen zu gelangen. Inzwischen lassen sie sich von Schoßhund hin und her teleportieren, gelangen dabei aber nur in seltsame neue Welten. Im Inneren der Großen Zuflucht, in der die Nichtmenschen gefangen sind, muß sich Black Bolt noch von seinem Befreiungsversuch erholen. Der wahnsinnige Maximus scheint zu wissen, wie es seinem Bruder gelingen könnte – aber sagt es den anderen Nichtmenschen natürlich nicht.

Inzwischen ist Dr. Doom auf das Surfbrett des Silberstürmers gesprungen und fliegt euphorisch um sein Schloß herum. Bei der Bevölkerung verbreitet er damit Angst und Schrecken. Reed Richards arbeitet derweil noch an einer Maschine, mit der er den Sandmann dingfest und unschädlich machen will. Sue befällt dabei aber eine dunkle Ahnung, daß den zum Trio geschrumpften FV eine weit größere Gefahr droht. Reed versucht, sie zu beruhigen. Ding sieht sich eine Superheldensendung im Fernsehen an…

Die alten Schwächen, die ich an früheren Folgen bemängelt habe, sind auch hier festzustellen: Manche Entwicklungen der Story sind unmotiviert (was wollen die FV im Gefängnis?) oder bringen sie nicht weiter (Johnny und Wyatt gelangen nicht in die Große Zuflucht), und Lee operiert weiter mit wundermächtigen Maschinen, deren Funktionsweise nie erklärt wird (die Induktoren, die dem Silberstürmer seine Kräfte rauben). Aber hier spielen diese Mängel keine Rolle, denn die Grundidee, daß Dr. Doom, der skrupelloseste und gefährlichste Gegner der FV, sich hier schier grenzenloser Kräfte bemächtigt und damit zuschlagen will, vermittelt sich sehr gut und sorgt für echte Spannung.

Jack Kirby arbeitet zunehmend mit größeren Panels. Es sieht nicht so aus, als ob er sich Arbeit sparen will, vielmehr ist er wohl bestrebt, die sich steigernde Dramatik der Story adäquat grafisch umzusetzen. Das Cover präsentiert ein schreckenerregendes Porträt von Dr. Doom und die kleinen, darum herumwuselnden Figuren der FV, von Wyatt Wingfoot und dem Silberstürmer. Ein sicher emblematisches Motiv – es kommen allerdings noch bessere. Aber, wie gesagt: Hier wird für die Serie ein neues Kapitel aufgeschlagen, das nahe an den Höhepunkt der Lee/Kirby/Sinnott-Phase heranführt.
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