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Alt 26.08.2017, 10:33   #3777  
Peter L. Opmann
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„Mikrowelt“-Saga, Teil 4. Mir wird beim Lesen immer deutlicher, wie der Plot und die genaue Ausgestaltung der Story auseinanderfallen. Ich vermute, als Teenager war ich nicht in der Lage, das zu durchschauen, aber in ihren groben Linien ist diese Geschichte denkbar simpel. Die FV, die ursprünglich in die Mikrowelt eingedrungen sind, um (für Galactus) den Silberstürmer zu finden, treffen hier nun auf den Psychomann und balgen sich ein bißchen mit ihm herum. Der Silberstürmer ist inzwischen bereits in unsere Welt zurückgekehrt und verschafft Galactus das Gewünschte: eine Welt, die er – anstelle der Erde – verschlingen kann. Das war’s schon – um mehr geht es hier nicht. Aber wenn man sich auf diese Geschichte einläßt, wirkt sie sehr bedeutungsvoll, fantastisch und dramatisch. Die tollen Bilder von Jack Kirby und die großspurigen Dialoge von Stan Lee machen tatsächlich vergessen, wie anspruchslos das Ganze eigentlich ist.

Ich habe eben schon den gesamten Inhalt des Heftes wiedergegeben. Blicken wir also auf die Details. Der Psychomann kann Menschen eine Scheinrealität vorgaukeln, und das tut er hier auch. Zweimal taucht er bedrohlich vor den FV auf, erweist sich aber jeweils als Schimäre. Wobei er ohne maschinelle Hilfe anscheinend nicht auskommt – ist sein Trugbild verschwunden, bleibt eine kaputte Maschine zurück. Bei der dritten Begegnung handelt es sich dann endlich um die echte Person. Nach einem gewaltigen Schlag von Ding wird Psychomann aber unter Maschinentrümmern eingeklemmt und muß von den FV befreit werden. Reed kann dabei, indem er auf die Gefahr durch Galactus hinweist, Psychomann dazu bewegen, ihn und seine Gefährten in die „Makrowelt“ zurückzubringen – das Reduktomobil steht nicht mehr zur Verfügung. Bemerkenswert: Mit einem Superwesen, das bereits besiegt ist, nachdem es von ein paar Tonnen Elektroschrott begraben wurde, kann es eigentlich nicht so weit her sein. Aber egal – der zweite Handlungsstrang ist ohnehin der wichtigere.

Der Silberstürmer ist zurück in „unserer“ Welt, nimmt sogleich mit Galactus Kontakt auf und verspricht, ihm etwas zu beißen zu verschaffen. Dabei handelt es sich um einen Planeten, der gerade von einem Meteor getroffen wurde und daher offenbar besonders nahrhaft ist (?). Vorher schaut er kurz bei Sue vorbei, die ob der kurz bevorstehenden Geburt völlig entkräftet im Bett liegt, und beruhigt sie und Crystal. Galactus erweist sich als undankbar: Nachdem der Silberstürmer seine Aufgabe erfüllt hat, macht er die Erde erneut zu seinem Gefängnis. Immerhin trägt er damit dazu bei, die Marvel-Welt in New York zu bevölkern.

Wie oben bereits angedeutet: Lee und Kirby lassen relativ banale Vorgänge äußerst sinnverwirrend und dramatisch erscheinen. Das nötigt mir schon Bewunderung ab. Es hat etwas von einem Zaubertrick, der in gewissen Grenzen bei mir auch heute noch funktioniert. Wir wissen, daß Lee dem Zeichner nur ein grobes Handlungsgerüst vorgab, vielleicht sogar nur zwei bis drei Stichworte. Aber sollte Lee nur die Dialoge geschrieben haben, so trägt er damit doch wesentlich zu der bombastischen Wirkung bei. Daß die monumentale Zeichenkunst von Kirby und seinem Inker Joe Sinnott hinzukommen muß, steht außer Frage.
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