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Alt 28.10.2023, 14:09   #162  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Der Artikel von Sonja Silberhorn erschien nach den Nachdenkseiten in der Schweizer Weltwoche.
Zitat:
Zitat von mile Beitrag anzeigen
Frau Silberhorn kenne ich zwar nicht, aber dass sie mit der Thematik weder bei Verlag noch Lesern auf offene Arme stoßen würde, muss ihr doch klar gewesen sein. Rein wirtschaftlich betrachtet macht ein Krimi mit diesem Thema von einer Midlist Autorin keinen Sinn. Viele Leser reagieren schon bei wenigen Absätzen über Corona, Masken etc. allergisch. Sogar Stephen King bekommt das zu spüren bei seinem neuen Roman ("Holly").
Heute hat sie nachgelegt. Auf dem Portal apolut wird sie von Eugen Zentner interviewt. Dort macht sie zum einen deutlich, dass sie für ihren Krimi einen Markt sieht:
Zitat:
Diejenigen jedoch, die Zweifel an der Pandemiepolitik hatten, beurteilen die Notwendigkeit einer gründlichen Reflexion aus meiner Sicht völlig anders. Gerne wird dies negiert oder die Bedeutung dieser Bevölkerungsgruppe kleingeredet, als könne man bereitwillig auf sie verzichten. (...)
Addiert man nun noch diejenigen hinzu, die sich nur aufgrund des erheblichen sozialen und in vielen Fällen auch beruflichen Drucks, also nicht aus Überzeugung und freiem Willen, zur Impfung durchgerungen haben, so sprechen wir sicher nicht mehr von einer irrelevant kleinen Minderheit (...)
Für meine Begriffe sehr viele und zum Teil auch sehr berührende Reaktionen, die von der Hoffnung, dass der Roman doch noch seinen Weg in den Handel findet, über Dank für meinen Schritt in die Öffentlichkeit bis hin zu den Schilderungen persönlicher Schicksale, teils traurig, teils aber auch ermutigend, reichen. Ich habe das Gefühl, vielen Leuten aus der Seele gesprochen zu haben, und bin immer noch ziemlich überwältigt von diesem Feedback. (...)
Eben die Nachfrage, die, da bin ich mir auch recht sicher, durchaus vorhanden ist.
Auf dem Sachbuchmarkt gibt es ja ein Segment von Bestsellern (teilweise auf der Liste des Spiegel), die sich kritisch mit der Corona-Zeit auseinandergesetzt haben. Häufig geschieht dies unter schlechteren Bedingungen als üblich, wenn die Titel trotz der offensiv ausgestellten Bestsellerliste im Buchhandel nicht offen ausliegen, sondern vom Publikum erst explizit nachgefragt werden mußten. Außerdem lief die Werbung auf Sparflamme, weil die Titel nicht in den obligatorischen Mitteln vertreten waren. Aber Zentner merkt auch an, dass etwas Vergleichbares im Segment Belletristik fehlt beziehungsweise jetzt noch nicht existiert.
Zitat:
Zitat von mile Beitrag anzeigen
Deshalb jetzt gleich die Autorinnenkarriere aufzugeben? Na ja, scheinbar war das eh nur nebenberuflich, sonst wäre das nicht so leichtfertig geschrieben.
In ihrem Interview geht Silberhorn darauf ein, welchen Stellenwert das Schreiben und Veröffentlichen für sie hat:
Zitat:
Grundlegend ist das Schreiben, selbst wenn man sich im Laufe der Zeit natürlich professionalisiert, eine Herzensangelegenheit – wenigstens für mich ist es das immer geblieben. Nur wenn ich etwas zu sagen habe, kann ich auch überzeugend Geschichten erzählen. (...) So bleibt mir also nur, darüber zu schreiben. Wenn man dann mit dem Geschriebenen niemanden erreicht, sei es, weil die Veröffentlichungsmöglichkeit fehlt, oder aber weil die Fronten viel zu verhärtet sind, um damit auch nur ein klein wenig Reflexion anzustoßen, kommen einem natürlich große Zweifel an der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns.
Silberhorn bleibt ja nicht untätig und legt verzweifelt ihre Hände in Schoß, vielmehr sehe ich ihren Artikel und ihr Interview als eigene Initiative, um ihr Manuskript doch noch zu veröffentlichen. Sie hat eine gewisse Resonanz von ihrem möglichen Publikum erhalten, und das empfindet sie als positiv. Insofern scheint sich da doch noch eine alternative Möglichkeit der Veröffentlichung anzudeuten - entweder durch Crowdfunding oder durch eine ähnliche Initiative wie den Finix-Verein im Comicsektor.
Das letzte Wort ist in der Hinsicht nocht nicht gesprochen. Warten wir es ab.

Geändert von Servalan (28.10.2023 um 14:35 Uhr)
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