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Alt 07.02.2011, 22:19   #68  
Servalan
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Standard Charley's War VII: The Great Mutiny

Pat Mills und Pete Colquhoun liefern einen weiteren Höhepunkt in ihrer Serie über den Ersten Weltkrieg und dessen Folgen. Neben 29 Episoden mit jeweils 3 bis 3 1/2 Seiten Länge, gibt es wieder aufschlußreiche Kommentare von Pat Mills über seine Recherchen, die britische Comicszene in den 1980ern und seinen persönlichen Standpunkt als Erzähler von Geschichten, in denen die Helden aus der Arbeiterklasse kommen sowie einen Artikel über Meutereien in der französischen Armee 1916/17. Während Mills bei uns wegen seiner Fantasy- und Science-Fiction-Serien wohl eher als Punk-Rabauke gehandelt wird, versteht er sich als Historiker, der politisch links steht und unterdrücktes Wissen wieder unter das Volk bringt; vom Anspruch sieht er sich in einer Reihe mit Marjane Satrapi und Jacques Tardis Comics über den Ersten Weltkrieg und die Pariser Kommune 1871.
Was übrigens genau 1917 in Etaples vor sich ging, ist noch Verschlußsache, denn die Dokumente sind bis 2017 weder Forschung noch Öffentlichkeit zugänglich.

Der Band beginnt mit dem Aufstand in dem britischen Etappenlager im französischen Etaples, in dem die Veteranen von der Front wie in einem Bootcamp geschunden und geschliffen werden. Als einer der Feldjäger (Redcaps) einen beliebten schottischen Offizier mit einem Kopfschuß hinrichtet, bricht die Meuterei los. Vor allem die Schotten, Australier und Neuseeländer rebellieren, und in den ersten Stunden ist fraglich, ob sich die britischen Kameraden dem Aufruhr anschließen. Der Kommandant des Lagers fordert Truppen, um die Aufständischen niederschießen zu lassen, aber die kommen nicht. Drei Tage lang verschanzen sich Redcaps und Offiziere, weil sie fürchten müssen, gelyncht zu werden; weniger aus Vernunft sondern eher aus der Not gewähren sie Zugeständnisse: Die drakonischen Strafen werden abgeschafft, die Soldaten dürfen in das Dörfchen Etaples, sie bekommen gewisse Freiheiten bei ihrer Freizeit (z.B. im Fluß baden zu dürfen, ohne von ihren Offizieren den Befehl dazu bekommen zu haben).
Doch dann wird Charley Bourne wieder an die Front versetzt, wo "Freiwillige" für eine Sanitätseinheit gesucht werden. Charley fühlt sich schuldig, weil er in Etaples dem Exekutionskommando zugeteilt worden war und seine Kameraden erschießen mußte, also meldet er sich. Während die durchschnittlichen Truppenteile Verluste von 33% haben, liegt bei den Sanitätern die Quote bei 80%. Er wird bei der nächsten großen Schlacht, der von Passchendaele, eingesetzt. Der Ort ist inzwischen eine schlammige Mondlandschaft, in der mehr Soldaten im Sumpf versinken als erschossen werden. Eine Einheit, die sich durch Matsch und stundenlangen Dauerregen gekämpft hat, wird erschöpft an die Front geschickt, als plötzlich das Wetter umschlägt. Im trockenen Sonnenscheinen mähen die deutschen MGs die Angreifer reihenweise nieder.
Dann ist wieder von einem Panzereinsatz die Rede. Wegen seinen schlechten Erfahrungen mit den ersten Modellen, glauben die Soldaten nicht an diese Waffe. Aber die Panzer sind verbessert worden. Die Deutschen glauben, Panzerangriffe durch besonders breite und tiefe Schützengräben aufhalten zu können. Allerdings haben die Alliierten vorgesorgt: Jeder Panzer trägt eine dicke Holzrolle, mit denen Passagen über die Schützengräben gelegt werden können. Durch die Panzer werden Breschen in die Stacheldrahtverhaue geschlagen, so daß die Angreifer fünf Meilen vorrücken können. Bei dem Erfolg glauben die Soldaten, Weihnachten 1917 wieder zu hause sein zu können, doch daraus wird nichts. Die britischen Offiziere warten zu lange ab, und so wendet sich das Blatt wieder ...
Die letzten Episoden widmen sich wieder deutschen Einheiten, unter ihnen befindet sich ein Meldegänger namens Adi.

10.0/10.0
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