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Alt 28.09.2016, 17:36   #3461  
Peter L. Opmann
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„Deus ex machina“ ist glaube ich ein gutes Stichwort für FV # 37. Der Showdown zwischen Doom und den FV ist zwar originell und mitreißend inszeniert, aber doch von einigen unmotivierten Wendungen gekennzeichnet. Zunächst gibt’s da also eine Maschine, einfach „Stimulator“ genannt, mit der Superhelden ihre verlorenen Superkräfte im Handumdrehen wieder erhalten. Die kam in FV # 34 schon mal vor. Dann ist im FV-Hauptquartier eine „Bodengefriereinheit“ installiert, durch die die FV zu Eis erstarren, nachdem Doom sie eingeschaltet hat. Reed Richards wehrt sich dagegen mit einem „Hochdruck-Dampfventil“, das er eben noch einschaltet, bevor er ganz zu einem Eisblock wird. Nebenbei baut Doom eine Zeitbombe, die den ganzen Umkreis des Baxter Buildings verwüsten soll.

Wir sind hier mitten in der Story; zuvor müssen ja die FV und der Dämon erstmal rein ins Hochhaus, in dem sich Doktor Doom festgesetzt hat. Dabei spielen ebenfalls Maschinen eine nicht ganz unwichtige Rolle. Die Helden werden zunächst von einer fliegenden Kamera angegriffen, bei der allerdings unklar bleibt, welche zerstörerische Wirkung sie haben könnte. Dämon macht das Objekt unschädlich, indem er seinen Krückstock zu einem Gewehr umbaut und es abschießt. Beim Betreten des Baxter Building werden die FV von einem „elektrischen Verteidigungsapparat“ angegriffen, während Doom auf den Dämon ein Raketenmodell losläßt, das angeblich gar nicht als Waffe gedacht ist.

Das ist alles schon ganz nett, aber Stan Lee macht es sich doch recht einfach, wenn er dem Kampf mit einer schnell ausgedachten Maschine eine neue Richtung gibt. Auf den letzten sieben Seiten verläßt er dann aber dieses Erzählprinzip, und gleich wird die Geschichte um einiges eindrucksvoller. Als Letzter wird Ben Grimm mit dem Stimulator behandelt und verwandelt sich so wieder zum Ding, also in das Monster, das er nie sein wollte. Angesichts der tödlichen Bedrohung muß es eben sein. Mit Entschlossenheit, aber auch Wut geht er dann in den Zweikampf mit Doom, der ihm das eingebrockt hat. Man hat zwar dauernd das Gefühl, daß Ding rein physisch der Kraft von Doom unterlegen ist, aber angetrieben von seinem Zorn wächst er über sich hinaus, und es gelingt ihm, Dooms Rüstung zu knacken. Praktisch kampfunfähig räumt der am Ende das Feld.

Mir kam der Gedanke: Dooms Rüstung weist gewisse Ähnlichkeit zu der von Iron-Man auf – ich weiß im Moment nicht, ob die beiden auch mal aufeinandergetroffen sind. Im hier ablaufenden Duell Doom – Ding kehrt jedenfalls in Ansätzen ein gewisser Wortwitz zurück: „Ich werde mal dein Blechhemdchen lüften, um zu sehen, was darunter tickt. Und dann werd‘ ich’s dir abziehen wie ne Pfirsichhaut.“ – „Brabbelnder Neandertaler! Schwätzender Schwachkopf!“ Der wichtigste Dialogsatz ist aber immer noch sehr pathetisch: „Vielleicht bin ich zu blöde, um zusammenzubrechen, du Konservendose – zu häßlich zum Sterben! Du kannst ja darüber nachdenken!“

Dies ist die erste Ausgabe, in der Vince Colletta das Inking übernimmt. Er wird in den Credits gar nicht angegeben, weil Williams stattdessen auf Übersetzer Hartmut Huff und Redakteurin Kirsten Isele hinweisen muß. Mir gefällt sein Tuschestil meist nicht so besonders, aber in dieser Ausgabe ist daran nichts auszusetzen. So gut wie Chic Stone in seinen besten Momenten ist er allerdings eindeutig nicht. Stan Lee hat nun den ersten Dreiteiler hinter sich, bei dem allerdings noch das Bemühen zu erkennen ist, dass jeder Teil auch allein für sich verständlich ist. Er setzt sich nun an den nächsten Dreiteiler, in dem er viel stärker mit Cliffhangern arbeiten wird.
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