Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 02.03.2011, 17:53   #1453  
michidiers
Mitglied
 
Benutzerbild von michidiers
 
Ort: Oldenburg
Beiträge: 3.054
Ich habe tatsächlich einmal einen richtigen Manga gelesen. Und was für einen:

RED SNAKE[/b]


Irgendwo in der Tiefe eines undurchdringlichen Waldes liegt ein von einer ganz schaurigen Familie bewohntes Haus. Hier spielen sich die aberwitzigsten Dinge ab. Vater, Mutter, Opa, Oma und Tochter haben groteske und abartige Eigenarten entwickelt. Einzig der Sohn scheint normal, und der erzählt in diesem Mangacomic seine Geschichte…

Man muss schon einen recht sicheren Magen haben und etwas abgehärtet sein, um diese Irrfahrt in die tiefsten Abgründe einer in sich kranken Familie zu machen, die isoliert von der Außenwelt hier ihr abartiges Unwesen treibt.

Solch einen Horror habe ich bislang weder als Film gesehen, noch als Comic gelesen. Dieses Subgenre (?) des Horrors ist wohl einmalig in der Kulturlandschaft. Am besten kann man es wohl als eine Mischung aus subtilem Horror, gemischt mit entsetzlichem Gore, Aberwitzigkeit und kafkaesker Ausweglosigkeit definieren.

Einzig der junge Protagonist scheint hier in dem Irrenhaus normal zu sein. Abgeschottet von der Außenwelt bestehen seine einzigen sozialen Kontakte zu seinen von gefährlichem Wahnsinn befallenen Familienmitgliedern. Der japanische Künstler Hideshi Hino lässt den jungen dabei die Geschichte als überhaupt nicht-allwissenden Erzähler in ruhigen und beherrschten Worten in der Gegenwart erzählen.

Im Gegensatz stehen dazu die Zeichnungen, die wie die knappen Dialoge wie ein Film aus Vergangenheit abgespult werden und einen Jungen mit riesigen vor Angst geäderten Augen, die schon so manchen Horror gesehen haben, zeigen. Man könnte manchmal schon wieder die Figuren als niedlich bezeichnen. Fast wie deplaziert wirken sie da in dieser Szenerie. Wie Figuren aus einem Kinderbuch, die willig ihre abartigen Rollen in dem düsteren Haus des Horrors spielen müssen.

Fazit: Intelligenter Horror, bei dem man sich fragt, ob einem das Lachen im Halse stecken bleibt vor Beklemmung oder wegen des hochkommenden Mageninhaltes.

und die gute alte Hausmannkost gleich hinterher:

Williams Horror Nr. 128


Tolles Cover von Jim Starlin, der hier als nette Hommage den Boxer Mohammad „I´m the greatest“ Ali gegen einen Sparringspartner aus dem Haus des Schreckens zu Boden gehen lässt!

Mit den Kurzgeschichten:
Alle Friedhöfe haben Geister,
Projekt Ewigkeit
Das feurige Phantom
Stirb jetzt in dieser Ecke

Kain und Abel führen wieder durch vier tolle Geschichten aus dem House of Secrets. Gut und knapp erzählt und hervorragend poppig-düster bebildert.

Die zweite Story „Projekt Ewigkeit“ wurde übrigens von dem damaligen Nachwuchsautor J.M. de Mattheis geschrieben, der später bei Marvel mit der Spider-Man (Kravens letzte Jagd) eine große Karriere machte. Diese gelungene Kurzgeschichte stammt im Original aus dem US Heft The Unexpected 199 (1980) .
michidiers ist offline   Mit Zitat antworten