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Alt 20.05.2024, 11:12   #1940  
God_W.
Captain Rezi
 
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Mio, mein Mio (Astrid Lindgren)

Als Gute-Nacht-Lektüre gab es für Krümelchen mal wieder keinen Comic, sondern diesen Kinderbuch-Klassiker von Astrid Lindgren. Ich habe das Buch als Kind mal als Schul-Lektüre gehabt und immer behalten. Ich wusste bei Weitem nicht mehr alles, hatte aber im Gedächtnis, dass mir das Buch damals gut gefallen hatte. Das hat sich jetzt bestätigt und auch Krümelchen fand es prima, allerdings gab es auch ein paar kleine Kritikpunkte.

Grundsätzlich haben wir hier ein großartiges Fantasy-Märchen mit typsicher Heldenreise und vielen Anleihen aus dem Herrn der Ringe, nur eben kindgerecht aufbereitet und erzählt. Der junge Mio muss sich alleine aufmachen, um den grausamen Ritter Kato zu bekämpfen, allerdings schließt sich ihm dann doch sein bester Freund an, den er erst gar nicht mitnehmen möchte. Unterwegs müssen sich die beiden vielen Gefahren stellen, bekommen aber auch Einiges an Hilfe. Da werden Mäntel gewebt, die unsichtbar machen, es gibt „Brot, das Hunger stillt“ und besondere Schwerter, bis sie dann in das karge, finstere und schwarze Land von Ritter Kato kommen, der in seinem schwarzen Turm lebt an dessen Spitze nur ein einziges Fenster erhellt ist, welches aussieht wie ein leuchtendes Auge. Ihr sehr schon, da hat sich Frau Lindgren fleißig inspirieren lassen.

Bevor Mio in das sagenhafte Reich kommt und feststellt, dass er in Wahrheit ein Königssohn ist, wächst der neunjährige Bub, der da noch Bo Vilhelm Olsson heißt, als Waisenkind bei äußerst lieblosen Pflegeeltern in Stockholm auf, wo er nur ein winziges Räumchen hat, schlecht ernährt wird und allerlei Frondienste leisten muss. Diese erste Passage bietet wiederum massenweise Material bei dem es mich wundern würde, wenn Mrs. Rowling das nie gelesen hätte.

Eine tolle, enorm kurzweilige Lektüre für Kids und Junggebliebene, die ich sprachlich allerdings zuweilen etwas anstrengend fand, Krümelchen sogar nervig. Als eine Art Stilmittel nutzt die Autorin nämlich häufige Wiederholungen. Da wird auf einer Seite gerne auch viermal erwähnt wie winzig, ängstlich und einsam unser heldenhaftes Duo doch ist, oder es gibt Standardbezeichnungen. Wenn Mio zum Beispiel über seinen Vater nachdenkt oder von ihm erzählt sagt er immer „Mein Vater, der König“, was auch achtmal auf einer Seite vorkommen kann. Das und die „Herr der Ringe“-Kopiererei gibt Abzug in der B-Note, sonst wäre sicher eine acht drin gewesen.

6,5-7/10

VG, God_W.
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