Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 05.05.2024, 20:40   #5  
God_W.
Captain Rezi
 
Benutzerbild von God_W.
 
Ort: Nähe Aschaffenburg
Beiträge: 19.296
Planet der Affen Archiv – Band 4



Fast schon etwas wehmütig habe ich mich an den vierten Band zu einer meiner favorisierten Science-Fiction Kinoreihen gemacht, handelt es sich hier doch um die letzte Ausgabe der fetten Archiv-Bände mit dem klassischen Material rund um die weltberühmten Primaten.

Los geht es mit Schlacht um den Planet der Affen, der Comicadaption des ursprünglichen Drehbuchs für den letzten der fünf klassischen Kinofilme. Was hieß das für mich? Blu-Ray in den Player, isolierte Soundtrackspur über die Anlage laufen lassen und in der Leseecke knapp zwei Stunden eine grandiose Zeit haben mit einer Filmversion, wie ich sie auf der großen Leinwand, oder zumindest im Heimkino, nur allzu gerne gesehen hätte. Ich habe vor Jahren mal ein Interview mit Regisseur J. Lee Thompson gesehen in dem er selbst bedauerte, dass die Filme immer billiger und billiger produziert werden mussten, statt zu versuchen größer und besser zu werden. Es ist echt schade, dass Teil zwei (Rückkehr) damals noch in etwa das gleiche Budget wie der Erstling bekam, danach aber von Teil zu Teil das Budget enorm gekürzt wurde. So musste Regisseur Thompson mit den mit Abstand geringsten Mitteln aller „Affen-Filme“ auskommen und dennoch eine „große Schlacht“, zerstörte Städte und entstellte Strahlungsopfer inszenieren. In Anbetracht der Umstände hat der Mann wirklich einen guten Job gemacht, aber im Comic stellen solche Kleinigkeiten wie Budgetkürzungen keine Grenze da, die die Wucht der Bilder in irgendeiner Art und Weise einschränken würde. Deshalb bekommen wir hier neben einigen später der Schere zum Opfer gefallenen, oder aus Geldmangel gar nicht erst gedrehten Szenen noch viel mehr von der postapokalyptischen Stadt und auch eine weitaus ausuferndere Endschlacht zu Gesicht. Hinzu kommt die ein oder andere Ursprungsfassung von Szenen bei denen mir dann die Kinofassung doch etwas besser gefallen hat, aber es ist wirklich faszinierend für einen Fan wie mich hier Vergleiche zu ziehen.

Das was Doug Moench im Anschluss in seinen Chroniken der Zukunft auf die Seiten zaubert ist schon ganz schön abgedrehter Schmenkes. Das ist jetzt nicht wirklich böse gemeint und unterhaltsam ist die Schosse allemal, kann sogar richtig Spaß machen, allerdings darf man nicht wirklich versuchen das in das Planet der Affen-Universum einzuordnen. Klar, die Grundthemen der Kinoreihe mit Rassendiskriminierung etc… sind vertreten, aber die große Abenteuergeschichte mit bombastisch riesigen, schwimmenden Schiffstädten auf denen die Menschen die versklavten Ruderer sind ist eher dem Fantasy/Piraten-Genre zuzuordnen als der Science-Fiction. Hat mich mit der Aufteilung der Schiffe in strikte Regionen und Klassen aber sogar ein bisschen an Snowpiercer erinnert, vielleicht haben wir hier einen frühen Vorläufer? Also ja, macht schon Spaß, aber ist kein Planet der Affen und an manchen Stellen auch ganz schön hanebüchen.

Zum Abschluss gibt es mit Der Albtraum der Evolution noch einen typischen Vertreter der Sorte: Zwei sind sich Spinne Feind, müssen aber zusammenarbeiten um zu überleben. Ich bin da immer schnell bei Landsmann Wolfgang Petersens Enemy Mine – Geliebter Feind, für mich einer der stärksten Vertreter dieses Genres. Auch die Affenvariante, die eher in einer Ritter-/Fantasy-Zeit angesiedelt zu sein scheint kommt da meines Erachtens nicht ran, bietet aber einen ganz starken, wenn auch tragischen Schluss, was als Abschluss des letzten Archivbandes passt wie die Faust aufs Auge, waren doch auch die Enden der klassischen Kinofilme oftmals von dramatischen Entwicklungen geprägt statt von Happy Ends. Würde sich heute bei solchen Blockbustern wohl kaum noch jemand trauen – schade eigentlich.

Insgesamt ein glorreicher Abschluss einer tollen, vierbändigen Archivausgabe zu einem der erfolgreichsten Science-Fiction-Franchises aller Zeiten. Allerdings gibt es einen ganz ganz dicken Punktabzug für Nachlässigkeiten, die bei so einer Prachtausgabe einfach nicht sein müssten und auch nicht dürfen. Ich bin wahrlich kein Rechtschreibexperte, Deutschlehrer oder sonst was, aber diese schrecklich vielen Tipp- und Rechtschreib- und Grammatikfehler sind bei einem halbwegs sauber lektorierten Band nicht zu verzeihen! Da nimmt ja teilweise Formen an wie bei der DC Graphic Novel Collection von Eaglemoss! Das Ganze ging bei Band 3 schon los, wird hier aber echt auf die Spitze getrieben. Ich sag nix wenn da ab und an mal eine Kleinigkeit übersehen wurde – bekomme ich zumeist vermutlich gar nicht mit, aber das ist schon beinahe frech. Sorry Cross Cult, aber das war nix.

7/10

Mit gutem Lektorat wäre das eine schöne 8 bis 8,5 gewesen.

VG, God_W.
God_W. ist offline   Mit Zitat antworten