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Alt 05.05.2024, 20:38   #2  
God_W.
Captain Rezi
 
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Die affigsten Planeten sind doch immer noch die schönsten…



Titel: Planet der Affen Archiv – Band 1

Verlag: Cross Cult (US: BOOM! Studios / Marvel)

Format: 400 Seiten im großformatigen Hardcover mit Lesebändchen

Inhalt: Terror auf dem Planet der Affen – Phase 1 (Kapitel 1-7) & Phase 2 (Kapitel 8-15)

Autoren: Doug Moench, Gerry Conway

Zeichner: Mike Ploog, Frank Chiaramonte, Tom Sutton, Herb Trimpe, Virgil Redondo

Klappentext bzw. Angaben des Verlags:
Die Comicumsetzung der Kultfilme jetzt in der edlen Archivausgabe

Nach dem grausamen Mord an seinen Eltern muss der junge Mensch Jason gemeinsam mit dem Affen Alexander aus Ape City fliehen. Ihre Suche nach den Tätern führt die beiden Freunde über die Grenzen der verbotenen Zone hinaus und auf die Spur einer grausamen Intrige...

Die legendären PLANET DER AFFEN-Comics der Marvel/Williams-Ära – in Deutschland erschienen von 1975 bis 1976 – von bekannten Zeichnern wie Doug Moench (Batman), Mike Ploog (Ghost Rider), Tom Sutton (Doctor Strange) und Herb Trimpe (Hulk) zum ersten Mal in einer gesammelten Ausgabe.

Die kultigen Comics der 1970er Jahre wurden für die Hardcover-Sammlerausgabe liebevoll remastered und neu übersetzt. Ein Muss für jeden Planet der Affen-Fan!



Just my 2 cents:
Da sind wir wieder an so einem Punkt angekommen, bei einer dieser Leidenschaften, die mich seit frühester Kindheit gepackt und nie wieder losgelassen haben. Der erste Planet der Affen mit Charlton Heston ist eines dieser Werke, die sich in einem Alter in meine Hirnrinde gebrannt haben, als ich dafür vermutlich noch viel zu jung war. Ich schätze mal ich war noch nicht einmal 10 Jahre alt, als meine Eltern zu einer Feierlichkeit eingeladen waren und meine beiden Brüder auf mich aufpassen sollten. Grundsätzlich haben die das auch immer gemacht, aber sobald ich mal im Bett war haben die sich natürlich mehr um ihre Belange gekümmert. Da schlich ich mich des Nachts ins Gästezimmer und schaute dort auf dem kleinen Fernseher heimlich TV. Bei uns gab es zu der Zeit nur drei Programme, muss also irgendwo auf ARD oder ZDF gelaufen sein, ich meine ARD, aber nagelt mich nicht darauf fest. Da startete also zufällig gerade der erste Planet der Affen und ich war sofort gefesselt. Ein Raumschiff unterwegs zu einem unendlich weit entfernten Planeten und die Reisenden sind viele viele Jahre unterwegs. Wahnsinn! Was werden die auf dieser weit entfernten, fremden Welt denn nur finden?



Tja, das herauszufinden hat sich für einen Knirps wie mich dann allerdings ganz schön gezogen, denn endloses Stapfen durch eintönige Wüsten und sich riesig über ein dreckiges Wasserloch freuen, das fand ich damals unglaublich langweilig. Bis, - ja bis die Affenhorde dann plötzlich zum Angriff blies. Auf Pferden reitende und mit Waffen schießende Gorillas, die auch noch sprechen können! Ich war total geflasht und arg verängstigt! Als Taylor dann auch noch in Gefangenschaft geriet und nicht mehr reden konnte hab ich richtiggehend mit ihm gelitten und war heilfroh, als mit Dr. Zira und Cornelius dann doch noch ein paar freundliche Affen aufgetaucht sind. Gespannt habe ich mit Taylor auf seiner Flucht mitgefiebert, war schockiert von im Museum ausgestellten Menschen und bin beinahe verzweifelt, als der Held erneut gefangen genommen wurde und dabei wieder seine ersten Worte sprach. Kurz darauf, als Taylor seine erste Diskussion mit Zaius führt, kamen meine Eltern nach Hause und ich musste schleunigst ins Bett, bevor sie es schafften das Auto in die Garage zu parken und die Tür hereinzukommen. So lag ich dann unter der Bettdecke, stellte mich schlafend, habe noch lange fasziniert und aufgewühlt über die Ereignisse auf dem Planet der Affen nachgedacht und sollte Jahrelang darauf warten müssen endlich zu sehen wie es ausging.

Bekanntlich prägen solche Kindheitserlebnisse ja ungemein und so war es auch bei mir. Seit dieser Zeit verschlinge ich jeden Schnipsel Zelluloid, der mit den Affen im Zusammenhang steht und wurde dabei wirklich nur selten enttäuscht. Die Welt die Pierre Boulle erdacht hat ist eine faszinierende, auch wenn die Grundprämisse erstmal recht simpel daherkommt. Aber es ist ja oft so, dass die faszinierendsten Stoffe aus einer sehr einfachen Grundidee erwachsen. Durch meine Anhaltende Leidenschaft für die Affen bin ich vor einigen Jahren mangels filmischen Nachschubs auf die Adaptionen in der neunten Kunst aufmerksam geworden. Der prächtige Band Die Chroniken von Mak von Cross Cult war einer meiner ersten Comics, noch lange bevor ich mich im größeren Stil mit dem Thema beschäftigte. Die Affen, Alien (ebenfalls Cross Cult) und Kings Der dunkle Turm (bei Splitter erschienen) waren tatsächlich über einige Jahre die ersten nd Einzigen Comics in meiner Sammlung, bevor mich vergangenen Oktober die „Sucht“ so richtig gepackt hat. Meinen in dieser Zeit angesammelten Planet der Affen-Comics will ich demnächst mal einen Re-Read angedeihen lassen und prüfen, ob ich die mit meinem heutigen „Erfahrungsschatz“ etwas anders beurteile, denn von großen Teilen war ich damals schwer begeistert und habe mir gerade mit den Chroniken von Mak einige fabelhafte nächtliche Stunden um die Ohren geschlagen.



Erst im Nachgang habe ich mich dann zum ersten mal über den Originalroman von Pierre Boulle hergemacht, den hat Cross Cult damals in neuer Aufmachung, und nebenbei bemerkt prima lesbarer Neuübersetzung veröffentlicht. Mit Sci-Fi kannten sich die Jungs des Verlages zu der Zeit schon bestens aus, denn bereits Jahre zuvor haben sie die Star Trek Romane von Heyne geerbt und diese in weit besserer Form und mit viel mehr Liebe zum Detail veröffentlicht, als es der große Verlag über Jahre hinweg getan hat. Das Buch ist derart großartig, dass ich sogar ein wenig traurig bin, dass das Finale im Film gänzlich anders gestaltet wurde. Natürlich ist im Film vieles anders als im Roman, was ihn auch für Kenner sehr lesenswert macht, und der Film wurde sinnigerweise stärker auf seinen Star zugeschnitten und die Schlusspointe bietet einen starken Knalleffekt, der ebenfalls lange nachhallt, von daher ist es schon in Ordnung wie sie das schlussendlich gelöst haben und der Film ist völlig zu Recht ein wahrer Klassiker.

Wahre Klassiker sind wohl auch die alten Marvel-Comics, die mir persönlich gänzlich unbekannt waren, bis Cross Cult diese vierbändige Reihe gestartet hat, und da ich sowieso eine kleine Leidenschaft für klassisches Material in mir trage war klar, dass ich auch meinen heißgeliebten Affen nicht widerstehen kann, wenn die schon in so wunderbarer Form bei uns veröffentlicht werden. Cross Cult hat nämlich wieder ganze Arbeit geleistet, mächtige, großformatige Hardcover geschnürt, die ordentlich Bonusmaterial enthalten, mit Lesebändchen ausgestattet und sogar einige kleine Fehler aus der US-Veröffentlichung bei den BOOM! Studios ausgebügelt. Die Comics selbst sind komplett in Schwarz/Weiß enthalten, wurden früher aber wohl auch in kolorierter Form veröffentlicht. Diese Farbfassung habe ich mittlerweile in digitaler Form und muss sagen, dass ich die Farbgebung nicht zu 100% gelungen finde und die S/W-Fassung vorziehe, vor allem auch, weil das wirklich tolle und aufwändige Artwork in der Farbversion meines Erachtens überplakatiert wird und bei weitem nicht so gut zur Geltung kommt wie in der S/W-Variante. Jetzt aber genug von Kindheitserinnerungen, Büchern, Filmen und Varianten. Es wird Zeit sich um den Inhalt dieses ersten von vier Archiv-Bänden rund um den affigsten Planeten des Universums zu kümmern.



Terror auf dem Planet der Affen – Phase 1 (Kapitel 1-7)
Der Planet der Affen, einstmals Erde genannt im Jahre – hmmm, ja… welches Jahr schreiben wir eigentlich? Ehrlich gesagt hab ich nicht den leisesten Schimmer, denn ich werde ohne große Vorabinfos mitten in die höchst abenteuerliche Geschichte Katapultiert. Den aktuellen Zuständen auf dem Planeten gehe ich allerdings davon aus, dass wir uns irgendwo im Bereich des letzten, also fünften Kinofilms der klassischen Reihe, oder kurz danach befinden. Die Menschen sprechen, sind wieder so weit akzeptiert, dass die jüngeren sogar wieder zusammen mit den Affen zur Schule gehen dürfen, worüber aber natürlich nicht jeder Hardliner wirklich begeistert ist. Schon bei diesen ersten Szenen werden die Parallelen zur Rassenproblematik in den USA überdeutlich und das ist ein Thema, welches sich bis zum Exzess durch die gesamte Reihe zieht. Ich persönlich begrüße das sehr, denn ich bin immer wieder höchst fasziniert von der Thematik, schockiert darüber, wie es jemals so weit kommen konnte und absolut verständnislos über die Handhabungen, wie sie damals Gang und Gäbe waren. Wer damit also ein Problem hat sollte einen großen Bogen um diesen ersten Archivband machen, alle anderen sind herzlich eingeladen zusammen mit Jason und Alexander auf einen absolut wilden Trip zu gehen.

Jason ist ein junger, äußerst stolzer Mensch, der von seinem muskulösen Körperbau und auch von der Kleidung her direkt als Tarzan durchgehen könnte. Sein bester Freund ist sein Schulkamerad Alexander, ein aufgeschlossener, wissbegieriger und großzügiger Schimpanse. Am heutigen Tag haben die beiden Schulfrei, denn alle sollen die Möglichkeit bekommen den weisen und gütigen Gesetzgeber, einen alten Orang Uthan, im Forum sprechen zu hören. Der gerechte Führer der Gemeinschaft zwischen Affen und Menschen verkündet, dass er für eine Weile fort muss und die Leitung seinem, leider sehr schwachen und manipulierbaren, Bruder Xavier übergibt.



Kaum hat der Liberale Anführer der Stadt den Rücken gekehrt geht es auch schon drunter und drüber. Eine wildgewordene Gruppe maskierter „Ku Klux Klan“-Gorillas zieht durch die Straßen und als Alexander nach Hause kommt findet er seinen Vater verletzt vor. Er wurde niedergeschlagen und als Menschenfreund beschimpft. Schleunigst macht er sich auf zu Jasons abgelegener Farm um ihn zu warnen, doch er kommt, ebenso wie Jason selbst, zu spät. Die Gorillas haben das Haus niedergebrannt und Jasons Eltern getötet. Als die beiden die Killer verfolgen müssen sie mit Schrecken feststellen, dass es sich um die Männer von Brutus, ausgerechnet dem Gorilla, der vom Gesetzgeber als Friedenshüter, also oberster Polizist eingesetzt wurde. Der Schwache Xavier steht völlig unter dem Einfluss von Brutus und so werden Jason und Alexander die Morde angehängt und ihnen bleibt nur noch ein Ausweg – Die Flucht…



Terror auf dem Planet der Affen – Phase 2 (Kapitel 8-15)
In Jason brodelt abgrundtiefer, unbändiger Hass, denn auch wenn der Gesetzgeber zurück ist, (und das nur dank Jason!), so hat er Jason in seinen Augen dennoch verraten, indem er Brutus, den Mörder seiner Eltern nicht hinrichten ließ, sondern lediglich in die Verbannung schickte. Der hasserfüllte Junge ist sich sicher, Brutus wird seine Kräfte sammeln und noch gefährlicher zurückkommen, weshalb er der Affenstadt den Rücken kehrt um Jagd auf den Killergorilla zu machen.

Sein bester Freund Alexander hat derweil zusammen mit Malagueña, die unsterblich in Jason verliebt ist, von ihm aber für seine Rache sitzen gelassen wurde, eine Audienz beim Gesetzgeber. Nach einigen Diskussionen gestattet dieser den beiden Jason zu verfolgen um zu versuchen ihn zur Vernunft zu bringen und in den Kreis seiner Freunde zurück zu holen.

Doch Jason findet in der Zwischenzeit neue Freunde. Zuerst trifft er den sagenhaften Lichtschmied. Der verwegene Abenteurer ist mit einem stinkenden, fahrbaren Wagen unterwegs, in dem er auch wohnt, und verfügt über allerlei wundersame Dinge, wie Stangen, aus denen er Licht schleudern kann und seltsam gerolltes Räucherwerk. Sein stummer, aber treuer Begleiter Gilbert ist ein recht kleiner Affe, der nie von seiner Seite weicht. Die beiden scheinen in Ordnung zu sein und nehmen Jason in ihre kleine Gemeinschaft auf, während Malagueña und Alexander auf viel gefährlichere Gesellen stoßen…



Auf äußerst unterhaltsamen 400 Seiten tobt sich hier der Affenzirkus aus, und dabei wird eine ganze Horde aberwitziger Ideen quer durch die Geschichten getrieben, geradeso wie ein Trupp Gorillas eine Gruppe minderwertiger Menschen über die Steppe treiben würde. Die wilden Stories, die zu Beginn vielleicht bierernst wirken verwandeln sich schnell in ein wahres Kaleidoskop aus abgefahrenen Ideen zwischen großer Science Fiction, historischen Anleihen, wildestem Sci-Fi-Trash und plakativ eingestreuter Sozialkritik. Hier werden wirklich alle Register gezogen, von gruseligen Mutanten über riesige, mutierte Monster-Reptilien, hirnlose Roboter-Drohnen und brachiale Panzerschlachten, ob Lederstrumpfromantik, Piratenaffen oder geheime Präsidentenbunker unter Mount Rushmore, sogar riesige, lebendige Superhirne und Schnellzüge in Wikingerwelten werden verknüpft.

Ein wahres Fest für Fans von klassischer Science Fiction mit einem Fable für Trash und abgedrehte Ideen. Wenn Euch die etwas plakative Rassenthematik und der wirklich oftmals bescheuert, weil übertrieben hasserfüllt reagierende Mensch Jason nicht stört, dann greift zu. Eine perfektere Ausgabe zu diesem Thema wird vermutlich niemals zu finden sein. Wie bereits erwähnt ist das Artwork für eine solch betagte „Arbeit von der Stange“ wirklich hervorragend! Mir persönlich hat es das teilweise richtiggehend plastisch wirkende Artwork von Mike Ploog am meisten angetan, aber auch der Rest kann sich sehen lassen. Abgerundet wird die perfekte Ausstattung von einem ausführlichen Vorwort von Rich Handley und einem entsprechenden Nachwort von Thorsten Hanisch. Dazu gibt es zum Abschluss noch eine Auswahl der schönsten damaligen US-Cover komplett in Farbe. Ihr wolltet schon immer mal wieder auf den Planet der Affen reisen, wie er in den 70ern war? Dann los!

Meine Wertung: 7-7,5/10



Wobei allein aufgrund der Ausstattung eigentlich ein Punkt mehr angesagt wäre, den hab ich mir aber schweren Herzens verkniffen (und mit meiner Fan-Brille hätte ich eh instant die 10 gezogen ). Band zwei liegt zum Glück auch schon hier und enthält unter Anderem Filmadaptionen. Ich bin gespannt!

VG, God_W.
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