Thema: Filmklassiker
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Alt 03.03.2024, 17:32   #1920  
Servalan
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Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Übrigens: Ich fände mal eine Frauensicht auf den frühen Bergman interessant.
Bei Bergman gibt es sicher bewußte und unbewußte Einflüsse, die ihn geprägt haben. Bergman war ja auch Theaterregisseur, und schon als 16jähriger beschäftigte er sich intensiv mit August Strindberg. Insofern sehe ich bei seinem Frauenbild eine gewisse skandinavische Tradition am Werk, zu der mir hier Henrik Ibsen mit seinen Dramen einfällt; also eher düstere Rollenbildern mit tragischen Schicksalen, geprägt von Schmerz und Leid.

Wenn du Bergmans Filme in den 1950ern und frühen 1960ern meinst, - die vor der Zweiten Frauenbewegung* entstanden -, wird ihr Zugang heute auch dadurch erschwert, dass Fiktionen meist das aussparen, was in der jeweiligen Gegenwart als selbstverständlich gilt. Von daher empfinde ich die Konventionen der 1950er als fremdartig und verknöchert.

Ein Fazit ziehe ich eher vorsichtig. Sicherlich verstand sich der junge Bergman als progressiv und wollte wohl zeitgemäße Frauenbilder erschaffen. Sein internationaler Erfolg auf den Festivals und sein Status als Klassiker geben ihm in der Hinsicht recht. Allerdings konnte er die negative nüchtern-protestantische Tradition nicht leugnen, wodurch sich interessante Brüche ergeben.
Das waren meine persönlichen zwei Cent.

*Die Erste Frauenbewegung datiere ich ins 19. und frühe 20. Jahrhundert, in der es darum ging, dass Frauen zumindest wählen durften. Am berühmtesten sind wohl die Suffragetten um Emmeline Pankhurst. Die Zweite Frauenbewegung beginnt dann in den USA im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung in den 1960ern.
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