Thema: Filmklassiker
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Alt 22.12.2023, 06:18   #1783  
Peter L. Opmann
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Nun zur "Mecki"-Doku. Die habe ich auf Video gekauft; produziert wurde sie von Tacker Film. Dieser Film ließ sich leicht abschreiben. Nach der Einführung werden zahlreiche Mecki-Filme vorgeführt. Die meisten waren ursprünglich stumm und wurden von Tacker nachträglich mit Ton (also Dialogen und Musik) versehen.

„Mecki in seinen schönsten Filmen“, zusammengestellt von Wolfgang Dresler

Sechzig Jahre ist die Igelpuppe im Einsatz. Seit den 30er Jahren war Mecki Hauptdarsteller in zahlreichen Puppentrickfilmen von Ferdinand Diehl. Sein Sohn Anton Diehl setzt ihn auch heute noch in Szene. Er entwirft Postkartenmotive mit Mecki. Wochenlange Vorbereitungen mit Vorstudien, Zeichnungen und Modellbau vergehen, bevor eine neue Postkarte aufgenommen werden kann.

1938. Im Münchner Atelier inszeniert Ferdinand Diehl einen Puppentrickfilm nach der Fabel „Der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel“. Für die Figur des Swienigel hat Diehls Bruder Hermann eine Igelfigur mit menschlichen Zügen entworfen. Während bei herkömmlichen Trickfilmen die Gesichter der Puppen starr waren, haben die Gebrüder Diehl durch austauschbare Mund- und Augenpartien eine Technik gefunden, die die Puppen sprechen und blinzeln läßt. Der fertige Film wird als Meilenstein der Tricktechnik gefeiert. Damals ahnt noch niemand, daß der Igel einmal so populär werden sollte. Er heißt auch noch nicht Mecki – den Namen bekommt er erst in den 50er Jahren. Für die Dreharbeiten wurden mehrere Mecki-Puppen gebaut, alle mit echtem Igelhaar.

War Mecki auch das Lieblingskind von Ferdinand Diehl? Anton: Ich glaube nicht, daß es seine liebste Figur war. Sie war ihm ans Herz gewachsen, weil sie populär war. Aber mein Vater hat ja ständig Figuren entworfen, hat ständig mit Puppen gearbeitet. Es war tatsächlich sein Herzenswunsch, mit diesen Figuren zu arbeiten. Und so war im Grunde immer die Figur, die gerade im Werden war, die gerade in seinen Gedanken war, die gerade in Bewegung war, dann immer seine liebste.

Über 1000 Puppen hat Ferdinand Diehl mit seiner Kunst Leben eingehaucht.

Anton Diehl in seinem Fotostudio. Als es Ende der 60er Jahre mit dem Puppentrickfilm bergab ging, mußten die Diehl-Ateliers die Produktion einstellen. Was blieb, war Mecki. Er war durch zahlreiche Auftritte in der Wochenschau und durch Postkarten populär geworden. Diehl gestaltet gerade das Motiv: Meckis Tochter Susi auf Fahrradtour. Manchmal kann Anton Diehl für seine Postkartenmotive auf alte Requisiten aus Mecki-Filmen zurückgreifen. Doch die meisten Motive wie dieses Fahrrad baut er selbst. Drei bis vier neue Postkarten fotografiert er jedes Jahr, launig-lustige Grußbotschaften für alle Gelegenheiten.

Das Postkartenlager von Diehl Film. Hier gibt es Mecki in allen Lebenslagen. Auch wenn ihn manche für einen gemütlichen Spießer halten, Mecki hat offenbar besondere Eigenschaften. Er weiß sich zu helfen, ist handwerklich begabt und ist ein glühender Verehrer natürlich seiner eigenen Frau. Ein Genießer und Träumer. Hat Mecki einen eigenen Charakter?

Anton: Für mich hat er einen ganz bestimmten Charakter, und zwar sage ich immer: Er ist ein Philosoph in der Unterhose. Er weiß ganz genau, wo’s langgeht. Er ist kein Spießbürger, aber er ist ein einfacher Bürger. Er ist derjenige, der gerne lebt, der seine Natur anschaut, der in seiner Natur lebt. Um ihn ist es rund. Er weiß, wo er hingehört, und aus ihm kommt auch eine gewisse Ruhe, eine freundliche Ruhe. Er will niemandem Böses, aber er hat auch Stacheln, er läßt sich nicht einwickeln.

Und doch: Mecki greift auffallend oft zur Flasche. Ist Mecki etwa ein Alkoholiker? Anton: Er trinkt, das stimmt. Aber in Maßen. Und wenn er wirklich betrunken ist, dann verzupft er sich. Also er verschwindet. Er wird sich nie öffentlich betrunken zeigen.

Mecki und glückliche Kinder. Das ist ein Bild, das die Programmzeitschrift Hörzu in den 50er Jahren entwirft. Seit 1949 hat sie Mecki zu ihrem Redaktionsmaskottchen erkoren und feiert ihn auf zahlreichen Titelseiten – mit großem Erfolg. Drei Millionen Auflage. Jede Woche gibt es eine neue Bildergeschichte mit Mecki, von den jungen Lesern mit Spannung erwartet zu einer Zeit, als es nur ein einziges Fernsehprogramm gibt. Weitere Fabelwesen werden von den Zeichnern dazuerfunden. Meckis Reich wächst weit über das hinaus, was sich die Gebrüder Diehl einst vorstellten.

Mecki wird zum Werbeträger. Der Redaktionsigel wirbt an Kiosken und in Läden mit Zahltellern, Werbetafeln und Aufstellern. Dank Werbegrafiker Hans Held wird er zu einer der erfolgreichsten Werbefiguren der 50er und 60er Jahre. Hörzu-Chefredakteur Eduard Rhein erfindet die Mecki-Kinderbücher, illustriert von Reinhold Escher und Wilhelm Petersen.

Meckis dritte Karriere: Seit 1951 baut die Puppenfabrik Steiff Mecki in Lizenz als Spielzeugpuppe nach, anfangs aus Gummi, dann aus PVC. Mecki als Spielzeug wird ähnlich erfolgreich wie der Teddybär. Die Gesichtszüge mußten für die Massenproduktion etwas vereinfacht werden. Doch niedlich sind sie bis heute, in verschiedenen Größen, zum Knuddeln und Liebhaben. Doch wir kommen jetzt zurück zum Ur-Mecki und seiner Frau, als sie noch schwarzweiß waren.

Der Film „Der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel“ von 1937 war ursprünglich ein Stummfilm. Für die Videoveröffentlichung hat Tacker Film eine neue Tonfassung hergestellt, die sich an der literarischen Vorlage von Wilhelm Schröder von 1840 orientiert.

Anfang der 50er Jahre entdeckte die Wochenschau Mecki als Sympathieträger. Der Film „Mecki stellt sich vor“ faßt einige dieser Wochenschaubeiträge zusammen, und Mecki erklärt, wie Puppentrickfilm funktioneirt.

Der Film „Wochenschau der Tiere“ von 1953 nimmt typische Stilelemente der Wochenschau aufs Korn. Karikiert werden der schnarrende Sprachstil wie die Lieblingsthemen der Wochenschau: Katastrophen, Kuriositäten, Traumhochzeiten. Mecki tritt hier als Moderator auf.

In dem Wochenschaufilm „Die Karre im Dreck“ von 1954 plädiert Mecki für die Zusammenarbeit der europäischen Staaten, gegen Kleinstaaterei und nationale Egoismen.

In dem Wochenschaufilm „Schlaf, Kindchen, schlaf“ fordert Mecki die Kinobesucher auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Neue Tonfassung von Tacker Film nach dem Originaldrehbuch von Diehl-Film.

Es folgen Werbefilme aus den 50ern mit Mecki.

Zum Schluß zwei Mecki-Zeichentrick-Werbefilme von Hans Held aus den 50er Jahren.

Die Gebrüder Diehl haben unter anderem auch einen „Max und Moritz“-Puppentrickfilm gedreht sowie „Die Bremer Stadtmusikanten“ und „Die Wichtelmänner“.
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