Thema: Filmklassiker
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Alt 19.10.2023, 09:31   #1644  
Peter L. Opmann
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Nachdem ich jetzt gesehen habe (englische wikipedia), daß „Frontier Marshal“ tatsächlich bereits das Remake eines gleichnamigen Films von 1934 ist, habe ich auch bei Wyatt Earp nochmal nachgeschlagen. Er lebte von 1848 bis 1929, wurde also für einen Revolvermann ziemlich alt. Er arbeitete in zahlreichen Berufen, war mehrmals Gesetzeshüter, aber war auch Betrügereien, Verbrechen und gewalttätigen Auseinandersetzungen nicht abgeneigt. Er war – unter anderem – Goldsucher, Saloonbesitzer und Ringrichter bei Boxkämpfen. Was der Grund für seine Feindschaft mit der Familie Clanton war, ist nicht geklärt. Eventuell kamen sich die beiden Gruppen bei Viehdiebstählen und Postkutschenüberfällen in die Quere; für wahrscheinlicher wird aber gehalten, daß Earp als Gesetzeshüter der Bande (zu der auch die Familie McLaury und Billy Claiborne gehörten) das Handwerk legen wollte. Der „Gunfight“ fand am 26. Oktober 1881 statt.

Was an Fords Film stimmt: Earp hatte drei Brüder namens Morgan, Virgil und James. Doc Holliday war in Tombstone und nahm auf Seiten der Earps an der Schießerei teil. Er starb 1887 im Alter von 35 Jahren an der Tuberkulose und wohl auch seiner Trunksucht. Natürlich ist der Ort des Geschehens, der O.K. Corral, historisch verbürgt. Hier starben Billy Clanton, Frank und Tom McLaury. Earp selbst blieb unverletzt, seine drei Brüder wurden angeschossen. Der alte Clanton und Claiborne versuchten noch, die Schießerei zu verhindern, mußten sich aber in Sicherheit bringen. Virgil und Morgan Earp wurden erst nach dem Gunfight hinterrücks erschossen.

Wyatt Earp versuchte am Ende seines Lebens selbst, seine Lebensgeschichte zu vermarkten und an Hollywood zu verkaufen. Man sah zunächst aber in ihm eine schillernde Figur, die sich nicht zum Westernhelden eignet. Außerdem stellte Earp Bedingungen, die schwer annehmbar waren, etwa, daß seine Frau (er war dreimal verheiratet) aus der Sache völlig herausgehalten wird. Sie war noch am Leben, als die frühen Filme herauskamen, und erhielt Tantiemen. Letztlich setzte sich die Betrachtungsweise durch, daß Wyatt Earp in Tombstone für Ruhe und Ordnung gesorgt hatte, und so war der Weg frei für dramatische Bearbeitungen seines Lebens. Eine wahrheitsgemäße Darstellung gab es aber wohl nie. (Quelle: Bill O’Neal: Billy the Kid und seine Brüder. Alle Revolverhelden des Wilden Westens. Frankfurt/Main 1999)
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