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Alt 18.07.2023, 10:10   #1681  
Nante
Eckensteher & Mosaik-FF Mod
 
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Im Urlaub hatte ich mir die schicke Schuber-Ausgabe von Ken Follets „Die Säulen der Erde“ eingepackt, die ich in einer Bushaltestelle aus dem Regal gezogen hatte. Wo, wenn nicht Abends vorm Zelt kann man so einen Wälzer von über 1000 Seiten besser durchschmökern? Und schließlich hatte ich schon seit Jahrzehnten von allen möglichen Leuten gehört, was für ein tolles Buch es doch sei.

Tja, ich muss gestehen, ich war etwas enttäuscht. Es ist ein spannender Roman aber irgendwie hatte ich mehr erwartet.

Das betraf einmal den Bereich der Architektur. Soweit ich es als Laie beurteilen kann, geht es ja um den allmählichen Übergang von der Romanik zur Gotik. Liegt vielleicht auch an meinem fehlenden Vorstellungsvermögen aber das hätte ich gern noch etwas ausführlicher dargestellt gehabt.

Was mir noch gefehlt hat, war ein etwas verständlicheres Gerüst über die Hintergründe und das Personal des „Englischen Bürgerkrieges“ vor dessen Hintergrund ja der größte Teil des Romans spielt. Wenn z.B. einmal von der Kaiserin Mathilde und drei Zeilen weiter von der Königin Mathilde die Rede ist, kann das schon zu einiger Verwirrung führen, wenn man nicht weiß, wer die beiden Personen eigentlich sind.

Tja, und dann die Handlung. Irgendwie hätte man die ganze Story wohl auch auf der Hälfte der Seiten erzählen können, die immer neuen Anschläge der „Bösen“ gegen die Abtei und ihr Kathedralenprojekt ermüden irgendwann und wirken auch irgendwie unglaubwürdig. Vor allem bei ersteren findet über 30 Jahre lang kaum eine Entwicklung statt. Ein nie versiegender Hass. Sie haben immer die gleiche Obsession, die eher ihnen selbst als dem Gegner schadet.

Das Ende mit der Episode um Thomas von Canterbury wirkt dann irgendwie unnötig und angeklatscht und die Auflösung des „Kriminalfalls“, der das ganze Buch als roter Faden durchzieht, ist stark konstruiert, ja unglaubwürdig.

Fazit: Ein guter Zeitverkürzer aber unter anderen Umständen hätte ich wohl irgendwann angefangen, Abschnitte zu überspringen. Und das Buch wird nun nicht in mein Bücherregal sondern bei nächster Gelegenheit zur Bushaltestelle zurück wandern.

5/10
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