Thema: Filmklassiker
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 07.07.2023, 06:10   #1331  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Naja, viel Erkenntnisgewinn hat die Doku nicht gebracht. Sie heißt „The Stories behind the Making of The Blues Brothers“ und wurde von Joseph Kenny für Universal Home Video gedreht. Es ist vor allem Promotion für den Film, und alle klopfen sich gegenseitig auf die Schultern. Die Musikstars im Film hatten, wenn man der Darstellung glauben darf, zu der Zeit nicht einmal Live-Engagements und waren froh, als sie angefragt wurden, ob sie mitwirken möchten. Das galt allerdings nicht für Ray Charles, der wohl immer noch gut im Geschäft war. Alle sagen übereinstimmend, daß ihre Karriere nach der Veröffentlichung des Films wieder kräftig Auftrieb bekam. Und interessant fand ich: Cab Calloway, der noch aus der Swing-Ära der 1940er Jahre stammte, hatte seinen Hit „Minnie the Moocher“ schon in allen möglichen Stilen dargeboten und wollte ihn in „Blues Brothers“ am liebsten im Disco-Sound vortragen. Laut Landis war einige Überredung nötig, daß er ihn so sang, wie er ursprünglich geklungen hatte.

Der Film kostete 27 Millionen Dollar und überzog sein Budget kräftig. Da hätte mich interessiert, warum sich Universal darauf einließ – es hatte ja schon zu Beginn Bedenken wegen der ungewöhnlichen Bluesmusik gegeben. Aber es ist klar, daß es angesichts der Kosten nicht leicht war, in die schwarzen Zahlen zu kommen. Teuer waren sicher vor allem die Materialschlachten. Unter anderem hatte ein Scout ein leerstehendes Einkaufszentrum entdeckt, in dem dann eine Autoverfolgungsjagd stattfand. Die Läden wurden wieder mit Waren dekoriert. Es wurde vorab geklärt, welche Läden zerstört werden durften und welche nicht, und das Filmteam machte mit den Händlern aus, daß nur die Waren bezahlt werden mußten, die während des Drehs kaputtgemacht wurden. Dazu erzählt Landis eine witzige Geschichte: Da die Dreharbeiten in dem Einkaufszentrum eine Woche dauerten, wurde eine Wachmannschaft engagiert, damit es nicht zu nächtlichen Plünderungen kam. Trotzdem verschwand einige Ware, und es stellte sich heraus, daß die Wachen die Diebe waren. Landis: „Wir brauchten Wachleute, um die Wachleute zu bewachen.“

Noch eine Bemerkung zu „The Blues Brothers“ selbst: Manche Gags haben mich an alte Slapstickfilme erinnert. Die Autoverfolgungsjagden, bei denen Elwood und Jake von Unmengen von Polizeiwagen verfolgt werden, sind für mich eine Referenz an Buster Keatons „Cops“ von 1922. Einmal steigen sie aus ihrem Auto, das dann zusammenbricht – eine Laurel-und-Hardy-Routine. Und als sie sich unverletzt aus den Trümmern ihrer Absteige wühlen, die Carrie Fisher gerade mit ihrer Bazooka zusammengeschossen hat, oder den Flug und Absturz einer Telefonzelle unversehrt überstehen, die in die Luft gejagt wurde, liegt der Ursprung dieser Gags auch im Slapstickfilm. – Das soll keine Mäkelei sein. Daß Landis diese alte Filmkunst wiederbelebt, finde ich ebenso verdienstvoll, wie James Brown oder John Lee Hooker wieder vor die Kamera zu holen.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten