Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 06.06.2023, 23:57   #2  
God_W.
Captain Rezi
 
Benutzerbild von God_W.
 
Ort: Nähe Aschaffenburg
Beiträge: 19.218
Sleeping Beauties – Buch 2



Im zweiten Band geht es etwas mehr zur Sache, einfach weil man ja zum Finale kommen muss. Während das Schöne Geschlecht in einer Traum-/Parallelwelt die Chance bekommt neu anzufangen, ohne männliche Einmischung und die dadurch ausgeübte Gewalt und Unterdrückung, versuchen die noch wachen Insassen der Frauenvollzugsanstalt Dooley und einige „gute“ Männer zu beweisen, dass der gewaltbereite Mob vor der Tür nicht das ganze männliche Geschlecht repräsentiert.

An die Zeichnungen habe ich mich mittlerweile halbwegs gewöhnt, die Farbgebung ist teilweise echt toll. Dennoch geht alles viel zu hopplahopp und die Grundprämisse wird leider nicht ansatzweise so schön differenziert ausgearbeitet, wie es im (deutlich umfangreicheren, vielleicht etwas zu umfangreichen) Roman der Fall war. Hier geht alles so schnell, dass am Ende nur: „Frauen klug aber schwach, Männer brutal aber (fast alle) blöde“ hängen bleibt.


Leider nur marginal besser als der erste Band, weshalb sich meine Wertung nicht verbessert. Da habe ich das Buch wirklich deutlich lieber gelesen.

Auch hier gab es, wie schon beim ersten Band, wieder einen kleinen aber offensichtlichen Produktions-Schnitzer. Auf Seite 23 wurden im oberen rechten Panel die beiden rechten Sprechblasen vertauscht. So wie es jetzt dasteht ergibt der Dialog keinen Sinn:


5,5-6/10

VG, God_W.


Falls es wen interessiert, so sah meine kurz zusammengefasste Meinung zum Buch im März diesen Jahres aus:



Sleeping Beauties (Stephen King & Owen King)

Die sogenannte Aurora Krankheit, eine weltweite Pandemie, breitet sich innerhalb weniger Stunden über den gesamten Erdball aus. Was passiert? Ganz einfach, Frauen die einschlafen verpuppen sich in einem Spinnwebartigen Kokon und wachen nicht mehr auf. Wer versucht die Ladies von dem Zeug zu befreien wird von selbigen mit übermenschlichen Kräften attackiert und – teils recht brutal – getötet. Wach bleiben heißt die Devise also für die noch verbliebenen Schönheiten, zumindest möglichst lange, bis vielleicht die Ursache oder gart ein Heilmittel gefunden werden kann.

Als eine äußerst seltsame Lady namens Eve auftaucht und sonderbare Kräfte an den Tag legt wird schnell klar: Aurora ist kein Virus, keine Krankheit und nicht von Menschen geschaffenes. Eher so etwas wie ein übernatürlicher Zustand und auf dem Spiel steht nichts Geringeres als der Fortbestand unserer Gesellschaft, das Überleben der Menschheit, unsere gesamte Existenz – also vor allem die der Männer…

Stephen King und sein jüngerer Sohn Owen treiben hier den „Geschlechterkampf“ auf die absolute Spitze. Die unterschiedliche Physiologie, Psychologie, Denk- und Verhaltensweisen von Männern und Frauen werden geschickt herausgearbeitet und auf die Spitze getrieben. Wäre eine Gesellschaft mit nur einem von beiden Geschlechtern überlebensfähig? Eine spannende Ausgangsidee mit globalen Auswirkungen, deren Story am Ende aber auf eine amerikanische Kleinstadt und vor allem auf des Geschehen innerhalb der Mauern einer Frauenhaftanstalt heruntergebrochen wird. Das wirkt nicht immer logisch und realistisch, weiß aber zu fesseln und baut eine tolle Atmo auf.

Mit dem übernatürlichen Parallelwelten-Plot, der sich zwischendurch entfaltet, kommt sicher nicht jeder klar, das ist dann schon eher Fantasy als Horror oder Thrill. Auch übermäßig viele Stereotypen und vor allem gewalttätige und herrische Männer scheinen die Kleinstädte der USA zu bevölkern, was die Grundprämisse dieses Schauplatzes als „Musterbeispiel“ der Menschheit etwas ad Absurdum führt. Auch einige Längen kann man bei den gut 950 Seiten nicht wegdiskutieren. Trotzdem hatte ich viel Freude mit der Lektüre und werde mir in Kürze mal die Splitter Graphic Novel dazu besorgen, dort fallen die Längen vermutlich weg.

Dass die Kings zur Vorbereitung unter anderem einen Frauenknast besucht haben fand ich schon cool, mich hätte aber mehr interessiert wer von beiden für welche Passagen verantwortlich war, oder wie sie sich die Zusammenarbeit aufgeteilt haben. Darauf wird im Nachwort von Stephen und Owen aber leider nicht eingegangen.

Nach dem klassischen King „Feuerkind“ jetzt also mit „Sleeping Beauties“ ein neuerer Vertreter (2017). Beide gut, beide nicht perfekt, wer an dem Thema Interesse findet sollte aber ruhig mal einen Blick riskieren!

7-7,5/10

VG, God_W.
God_W. ist offline   Mit Zitat antworten