Thema: Filmklassiker
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Alt 06.05.2023, 10:07   #1199  
Peter L. Opmann
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Vielleicht noch ein paar Worte zur Einordnung. Stroheim war kein singuläres Phänomen, sondern er steht für den Übergang vom Kino der Regisseure in den 1920er Jahren zum Kino der Produzenten und Studios in den 30ern. Am Anfang standen Leute wie Griffith und DeMille, die einen verschwenderischen Stil hatten. Da war das Kino noch eine ganz neue Kunst- oder Unterhaltungsform. Auch Josef von Sternberg läßt sich da einordnen. Chaplin war der einzige, der ein eigenes Studio hatte und Regisseur und Produzent zugleich war – er entwickelte im Lauf vieler Jahre und in Ruhe seinen eigenen Ausdruck. Es gibt weitere Namen, die in die Reihe tonangebender Stummfilmregisseure gehören: Ernst Lubitsch, F. W. Murnau. Einige sind heute nicht mehr so bekannt, wie etwa Fred Niblo.

Die Leute sahen sich aber satt an den Monumentalfilmen. Die Zuschauerzahlen gingen Ende der 20er Jahre zurück. Die Studios, die teilweise an den Rand des Ruins gerieten (so kam es zur Fusion von Goldwyn und Metro – Louis B. Mayer war ursprünglich nur ein kleiner Kinobetreiber, aber mit ausgeprägtem Geschäftssinn), achteten darauf, Filme günstiger herzustellen. Der Produzent als Controller wurde immer wichtiger. Er konnte noch immer große Budgets zur Verfügung stellen, aber er mußte zuvor überzeugt sein, daß der Film sein Geld wieder einspielen würde. Was der Regisseur zum Ausdruck bringen wollte, war nicht mehr von Belang. Das erlebte nicht nur Stroheim, wenn auch er vielleicht am drastischsten.

Hinzu kam die Einführung des Tonfilms, der nach ganz neuen Regeln hergestellt werden mußte. Und so kam es auch zur endgültigen Dominanz des Genrekinos. Wie Martin Scorsese sagte, hatte Hollywood schon früh erkannt, daß das Publikum gern immer wieder ähnliche Geschichten im Kino sehen will, aber ich denke, in der Krisenzeit kam es auch darauf an, daß man so die Filmproduktion rationalisieren konnte.
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