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Alt 19.03.2023, 14:11   #37  
komnenos
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Nach der letzten Mosaikbörse in Wolfen schrieb mir ein langjähriger Sammlerfreund:

"Ich kann auch mit der ganzen Fan - und Sekundärkultur nichts anfangen. Die Mosaikbörse wird ja mehr und mehr davon bestimmt und ich hab mich dabei auch nicht wohl gefühlt. Ich wollte auch demonstrativ kein Fanzine-Heft anfassen. Mit den Hunderten an neuen Digedags-Zeichnungen wird für mein Empfinden Hegen und das Mosaik entweiht. Ein seniler Sinus Tangentus hängt an der Rakete. Einfach grässlich.
Die Fangemeinde will Hegen am Leben erhalten. Das erreicht sie auch. Aber macht sie dabei aus Hegen nicht einen Kasper?


Ich habe damals noch bestimmt dagegen argumentiert. Aber mit der aktuellen Mosapedia-Jahresbeigabe ergeht es mir dann doch ziemlich ähnlich. Hier wird zwar nicht Hegen zum Kasper gemacht, aber doch der liebgewonnene Hans Wurst aus Kindertagen.

Da wird hemmungslos gevögelt, Widersacher mit Fäkalien überschüttet, es wird gekotzt und geseiert und eine Sprache zelebriert, die sicher für den Handlungsort authentisch ist, aber wohl deutlich weniger ausgeprägt im Mosaik der späten 70-iger Jahre verwendet wurde.

Hier stellt sich für mich nun wirklich auch die Frage, wie weit darf Fanart gehen, gibt es keine Grenzen? Kann man unter dem Mantel der Verehrung auf gut deutsch die Sau raus lassen?

Aus meiner Sicht geht das zu weit, wird meine persönliche nostalgische Erinnerung an die ursprüngliche Hans-Wurst-Geschichte im Mosaik hier ziemlich hart torpediert.

Dass es auch anders geht, haben vorherige Mosapedia-Jahresgaben mit der mit Liebe zum Detail gestalteten Abrafaxe-Nullnummer oder auch der wunderbar geschriebenen und illustrierten Heimreise von Ritter Runkel und den Digedags belegt. Dass sind wirklich tolle tribute Arbeiten in der Tradition des ehemaligen Mosaikkollektivs. Die Zeichner drücken hier nicht ihren eigenen Stil durch, sondern zelebrieren ihre Verehrung, indem sie möglichst dicht am Original bleiben.

Ich wünsche mir mehr davon, die aktuelle Jahresgabe dagegen lege ich beiseite und versuche, die Bilder wieder aus dem Kopf zu bekommen.

Zum Abschluss noch etwas Positives: Dass die Mosapedia-Macher mit absoluter Beständigkeit eine Jahresgabe abliefern, ist aller Ehren wert, und dafür gebührt ihnen mein ausdrücklicher Dank. Da steckt ja immer viel Mühe und auch Grips drin. Man muss deshalb trotzdem nicht zu Allem geschmacklich Ja und Amen sagen.

Aber zumindest der Suski’sche Hansl der Seiten 12/13 ist dann doch wieder verdammt nah am Original.
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