Thema: Filmklassiker
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Alt 11.02.2023, 17:43   #794  
Servalan
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Zitat von Marvel Boy Beitrag anzeigen
Einer der Filme die im Gedächtnis bleiben. (...) Deine Besprechung hat wieder die Lust geweckt den Film mal wieder zu schauen.
Eines meiner ersten Seminare an der Uni ging über die Filmklassiker der Weimarer Republik, allen voran die drei großen Regisseure: Pabst, Murnau und eben Fritz Lang. Der bildete gewissermaßen die Klammer, weil es mit dem "Spieler" losging und mit dem "Testament" endete.
Im Vergleich zu den anderen lieferte Lang vergleichsweise leichte Unterhaltung, obwohl er die technischen Möglichkeiten des Mediums (wie heute Cameron zum Beispiel) bildgewaltig ausgenutzt hat. Dabei denke ich an den Abenteuerfilm "Die Spinnen" aus seinem Frühwerk, der ähnliche Pfade betritt wie Louis Feuillardes Serial "Die Vampire" oder das Fantomas-Franchise. Und seinen Zweiteiler "Das indische Grabmal | Der Tiger von Eschnapur" hat er ja gleich zweimal verfilmt, einmal als Stummfilm, später als farbigen Tonfilm.
Wobei das Verhältnis seiner stilprägenden Klassiker aus dieser Periode schon eindrucksvoll ist; das sollte ihm erst einmal einer nachmachen.

1994 hat Zweitausendeins eine dreibändige Ausgabe der Mabuse-Romane des Luxemburgers Norbert Jacques herausgebracht, bei der ich natürlich gleich zugreifen mußte. Die lohnt sich wegen des reichhaltigen Begleitmaterials von Michael Farin und Günter Scholdt, worin die Verfilmungen ausführlich mit Dokumenten behandelt werden. Die Herausgeber verfolgen das Mabuse-Franchise bis zum letzten B-Film, der in Italien produziert wurde, also eine schier unerschöpfliche Quelle für Hintergrundmaterial.

Langs Mabuse-Filme spielen natürlich in der A-Liga und lassen sich heute nicht ohne das Wissen über die Zeitgeschichte ansehen. Auf das "Testament" trifft das wohl am deutlichsten zu, obwohl der fast schon einen Superbösewicht schafft: Mabuse als das körperlose Mastermind des organisierten Verbrechens, das Böse schlechthin. Im Gegensatz zum "Paten" wird das Krimigenre transzendiert; Mabuse ist als Mann mit den tausend Gesichtern eher eine Verkörperung des Teufels.
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