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Alt 28.12.2022, 11:09   #5  
God_W.
Captain Rezi
 
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Klappentext bzw. Angaben des Verlags:
Splitter widmet dem Meister der Science Fiction eine sechsbändige Prachtausgabe.

H.G. Wells ist, neben Jules Verne, nicht nur ein, sondern der Ahnherr und Klassiker der modernen Science-Fiction-Literatur. Einige seiner Bücher sind Schlüsselwerke des utopischen Zukunftsromans, »Der Krieg der Welten« etwa, »Die Insel des Dr. Moreau« und natürlich »Die Zeitmaschine«. Im Laufe der Jahrzehnte sind sie unzählige Male adaptiert, interpretiert, kopiert, zitiert und auch persifliert worden. Allein »Der Krieg der Welten« ist ein äußerst beliebter Stoff, auch und gerade im Comic, und dürfte so oft im Stil der jeweiligen Zeit verarbeitet worden sein – von Orson Welles‘ legendärer Hörspielfassung, die 1938 in den USA angeblich für Massenpanik sorgte, bis hin zu Roland Emmerichs »Independence Day« 1 & 2 (Tim Burtons »Mars Attacks!« nicht zu vergessen) –, dass der eigentliche Urheber dahinter gerne vergessen wird.

Szenarist Dobbs hat sich deshalb nun daran begeben, zusammen mit einigen ausgewählten Zeichnern eine zeitgemäße Interpretation der Hauptwerke von H.G. Wells im klassischen Geist vorzulegen – neben den eingangs genannten Titeln zudem noch »Der Unsichtbare«, ein weiteres Beispiel dafür, dass die Erzählungen von Wells stets spannend sind, unterhaltsam, auch amüsant und vor allem eins: zeitlos aktuell!

- Im Grunde ist dies kein Krieg. Es ist nie einer gewesen, genauso wenig wie es einen Krieg zwischen Menschen und Ameisen geben kann. Und wir sind essbare Ameisen, Soldat…

H.G. Wells – Der Krieg der Welten 2/2



Just my 2 cents:
Die gelehrten in London haben den Schlag nicht gehört und diskutieren allen Ernstes noch immer darüber, welchen technologischen RÜCKSTAND die Marsianer gegenüber der Menschheit haben, als die ersten Außerirdischen Maschinen in der Hauptstadt ankommen und die Hölle losbricht. Das Ergebnis ist neben unzähligen Toten eine Massenpanik in der die englische Gentleman-Fassade ganz schön bröckelt. Da werden Fahrräder gestohlen und Frauen von Kutschen gezerrt um selbst fliehen zu können. Doch auch Mut und Aufopferung ist zu finden, wenn sich die Kanonenboote auf der Themse den übermächtigen Gegnern entgegenstellen.

Derweil muss sich unser Held in ländlichem Gebiet mit einem fanatischen Geistlichen herumschlagen, den er bereits in Band eins aufgelesen hat. Sie warten in einer Hütte bis sich der tödliche schwarze Rauch, den die Marsianer teilweise verbreiten verflüchtigt hat. Als die Luft im wahrsten Sinne des rein zu sein scheint machen sich die beiden auf den Weg und werden kurze Zeit später Augenzeugen von schrecklichen Vorkommnissen. Die großen dreibeinigen Maschinen töten nicht mehr alle Menschen, sondern nehmen sie gefangen und das nur, um sie kurze Zeit später völlig ausgesaugt wie Abfall wieder fallen zu lassen. Wir dienen den Marsianern also als Nahrung! Zusätzlich beginnt sich eine seltsame, rote Pflanze auszubreiten, welche offensichtlich ebenfalls von den Marsianern eingeschleppt wurde und die Tiere, wie beispielsweise Hunde extrem aggressiv werden lässt.
Die ganze Situation scheint so hoffnungslos, dass der Priester freiwillig in den Tod geht und als unser Held endlich London erreicht und durch die in Trümmern liegende Stadt wandert scheint jede Hoffnung für die Menschheit verloren. Vermutlich werden wir vernichtet oder versklavt um dann als Schlachtvieh gezüchtet zu werden. Gibt es denn wirklich keine Hoffnung mehr?...

Die Verwüstung und Vernichtung werden in sehr „schön“ gestalteten, stereotypen Bilden erzählt, die dem klassischen Stil der Geschichte gerecht werden. Dramaturgisch bleibt allerdings deutlich Luft nach oben. Die bedrückende Atmosphäre kommt nur manchmal rüber und auch der Szenenaufbau in spannenden Passagen gelingt nicht immer zu 100%. Die Gefühle der Charaktere werden nur an wenigen Stellen wirklich glaubhaft transportiert und so bleibt das ganze Werk leider ein wenig oberflächlich. Nicht langweilig und auch schick, aber zu keinem Zeitpunkt etwas Besonderes schafft es Band zwei leider nicht nochmal eine Steigerung hinzulegen. Fällt für mich ein wenig unter die Kategorie "verpasste Chance" weil hier zwar einiges gut gemacht wurde, aber auch viel potential ungenutzt blieb. Bislang bester Band der H.G. Wells Edition von Splitter bleibt für mich somit vorerst „Die Zeitmaschine“.

6/10

Obwohl der „Krieg der Welten“ jetzt keine Offenbarung war habe ich mich trotzdem nicht gelangweilt und schön anzuschauen war es auch, deshalb freue ich mich schon auf den letzten Vertreter „Der Unsichtbare“.

VG, God_W.
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