Thema: Filmklassiker
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Alt 23.11.2022, 06:44   #23  
Peter L. Opmann
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Kehren wir zu der lockeren Serie „Peinliche Lieblingsfilme“ zurück. Dazu gehört für mich „Phantom-Kommando“ (1985) von Mark Lester. Vorweg ein paar Bemerkungen zu Arnold Schwarzenegger. Ich habe die beiden „Conan“-Filme gesehen, die wohl der eigentliche Beginn seiner Hollywood-Karriere waren, „Terminator“ (I und II), „Der City-Hai“, „Twins“, „Total Recall“ und „Last Action Hero“. Ich habe seine Filme denen von Sylvester Stallone vorgezogen, in den 80er Jahren wohl sein Hauptkonkurrent. Arnie wurde eher augenzwinkernd in Szene gesetzt, als ob signalisiert werden sollte: Die Gewaltausbrüche sind selbstverständlich nicht ernst gemeint – was für mich bedeutete: harte Action ohne schlechtes Gewissen. Vermutlich wurde so eher kaschiert, daß Schwarzenegger ein ziemlich mieser Schauspieler war und nicht mal richtig Englisch sprechen konnte. Doch ich denke mal, Schwarzenegger-Filme waren für mich das, was Bud Spencer und Terence Hill für die Generation vor mir gewesen waren.

Ein hervorragendes Beispiel für den Schwarzenegger-Touch ist für mich dieser Mark-Lester-Film. Eigentlich müßte ich mich wohl schämen, ihn zu empfehlen, denn da werden hauptsächlich reihenweise Leute umgebracht, überwiegend auf brutale Weise, und vielleicht ist der Film auch noch faschistoid. Jedenfalls wird da hemmungslos das Recht des Stärkeren propagiert, und der Allerstärkste ist natürlich Arnie. Aber auf seine Weise ist der Film auch ziemlich unterhaltsam. Ich habe schon überlegt, ob man ihn vielleicht mit den Warner-Zeichentrickfilmen vergleichen kann, die in den 70er Jahren auf Betreiben von Eltern- und Pädagogenverbänden aus dem Fernsehprogramm entfernt wurden, weil sie für Kinder angeblich zu brutal waren. Dabei konnte ich als Kind sehr wohl erkennen, daß da nicht wirklich eine Figur von einer Teerwalze plattgefahren wurde oder nach einem Sturz von einem 50stöckigen Hochhaus munter davonsprang. Die Toten in „Phantom-Kommando“ waren zwar – innerhalb der Filmlogik – alle wirklich tot, aber irgendwie kam mir das so ähnlich vor.

Bei der Handlung kann ich mich kurz fassen: Schwarzenegger ist ein Elitesoldat, der sich zur Ruhe gesetzt hat und mit seiner Tochter die Familienidylle pflegen will (seine Frau kommt nicht vor, aber er lernt ja dann im Film eine nette Frau kennen). Eine ausländische Terrororganisation entführt jedoch das Mädchen und will ihn auf diese Weise dazu zwingen, bei einem Umsturz in Südamerika mitzumachen, wozu er aber nicht die geringste Lust hat. Er macht also nur zum Schein mit, springt aus dem Flugzeug, das ihn in diese Bananenrepublik bringen soll, und nimmt die Verfolgung der Entführer auf. Zunächst zu Fuß, aber er trifft eine hübsche Stewardess (siehe oben), die er mit leichtem Nachdruck dazu bringt, ihn mit ihrem schnittigen Sportwagen zu unterstützen.

Es kommt zu einigen Scharmützeln mit den Terroristen, die bald merken, daß Arnie die Vereinbarung nicht eingehalten hat. Zusammen mit der Stewardess, die er durch seinen Charme auf seine Seite gezogen hat, gelangt er auf eine Insel, wo sie ihr Hauptquartier unterhalten, und räumt dort gründlich auf (also mit Bomben, Raketenwerfern und ähnlichem). Zuletzt besiegt er einen ehemaligen Kriegskameraden, den er einst wegen zu großer Brutalität (hört, hört) aus seiner Einheit geworfen hat und der sich deshalb hauptsächlich rächen wollte. Arnie kann zur Familienidylle zurückkehren, die jetzt durch die Stewardess vervollständigt wird.

Das hätte natürlich auch ein ganz furchtbarer Film werden können, aber er gewinnt dadurch, daß Arnie immer wieder inszenatorisch auf die Schippe genommen wird oder sich zumindest auf originelle Weise zur Wehr setzt. Hinzu kommt, daß die Stewardess anfangs schockiert ist und Arnie überhaupt nicht abnimmt, daß er sozusagen aus edlen Motiven handelt, sich dann aber allmählich zu seiner – wenn auch eher ungeschickten – Helferin wandelt. Abgesehen davon ist der Film äußerst rasant inszeniert (jedenfalls für meine Begriffe). Er dauert auch nur etwa 90 Minuten. Ich habe allerdings immer nur geschnittene Fassungen (also ohne die wirklich üblen Szenen) gesehen. Detail am Rande (laut Wikipedia): Die Darstellerin von Arnies Tochter wurde später zur Initiatorin der „Me too“-Bewegung.
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