Thema: Filmklassiker
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Alt 14.11.2022, 06:30   #207  
Peter L. Opmann
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Nochmal zu einem Film, den ich nicht so gut in Erinnerung habe, aber doch etwas besser als „Viridiana“. „Warte, bis es dunkel wird“ (1967) habe ich mehrmals, aber wohl seit mindestens 20 Jahren nicht mehr gesehen. Erst relativ spät habe ich mitbekommen, daß Regisseur Terence Young vor allem für seine James-Bond-Filme bekannt ist. Der Inhalt dieses Reißers wird auch in wikipedia nur grob zusammengefaßt, deshalb kann ich die Handlung nur ungefähr wiedergeben. Wichtig war für mich, daß eine Blinde, dargestellt von Audrey Hepburn, die Hauptrolle spielt und daß fast der ganze Film sich auf ihre kleine Wohnung beschränkt. Die Schurkenrollen fand ich auch sehr gut besetzt: Alan Arkin, Richard Crenna und Jack Weston.

Was ich auf jeden Fall behalten habe: Alles dreht sich um eine kleine Puppe, die zum Rauschgiftschmuggel dient. Dummerweise gerät diese Puppe bei der Übergabe an einem Flughafen in die falschen Hände, und nichtsahnend bringt sie ein Fotograf seiner blinden Frau mit. Ein Mädchen aus der Nachbarschaft stiehlt sie jedoch gleich, um mit ihr zu spielen. Die drei Gangster haben inzwischen herausgefunden, daß der Fotograf im Besitz ihres Rauschgiftdepots ist, und suchen seine Wohnung auf, um sich die Puppe zurückzuholen. Da ist nur Audrey Hepburn zuhause. Damit die Aktion unauffällig bleibt, machen sie ihr vor, sie seien von der Polizei und bräuchten das Spielzeug als Beweisstück. (Vielleicht ähnelt ihr Vorgehen heutigen Betrugsmaschen wie dem Enkeltrick.)

Hepburn ist sofort bereit, die Puppe herauszurücken, aber sie ist nicht mehr da. Sie verspricht, sie zu suchen. Die drei Gangster kommen in kurzen Abständen wieder und versuchen, die Suche zu beschleunigen – sie sind sich nicht sicher, ob sie nicht von der Blinden an der Nase herumgeführt werden. Dabei schöpft Hepburn aber Verdacht, daß etwas nicht stimmt. Sie findet heraus, daß die angeblichen Polizisten nicht echt sind. Das Mädchen aus der Nachbarschaft bringt inzwischen die Puppe mit schlechtem Gewissen zurück. Hepburn entschließt sich, sie zu verstecken und die Gangster zu überführen.

Aber die verstehen keinen Spaß. Vor allem Arkin erweist sich nun als supergefährlich, denn er bringt zunächst nacheinander seine beiden Kumpane um (ob nach einem Streit oder weil er nicht teilen will, weiß ich nicht mehr). Gegenüber Hepburn macht er deutlich, daß er sie ohne mit der Wimper zu zucken ebenfalls töten wird, sollte sie nicht endlich die Puppe herausrücken. Sie hat sich aber vorbereitet und das Nachbarsmädchen zur Polizei geschickt. Die Lampen in der Wohnung hat sie alle zerstört und die Fenster verdunkelt. Nun sieht auch er nichts, als er kommt. Sie ist im Vorteil, weil sie sich dank jahrelangem Training in der Wohnung sicher bewegen kann. Arkin kommt allerdings darauf, daß er den Kühlschrank öffnen und das Kühlschranklicht nutzen kann. In dem folgenden Kampf gelingt es Hepburn, ihm ein Messer in den Leib zu rammen. Sie will aus der Wohnung fliehen, aber er hat die Tür verrammelt. Zudem ist er noch nicht tot und stürzt sich noch einmal auf sie. In diesem Moment trifft die Polizei ein (wenn ich mich recht erinnere).

Es überrascht nicht, daß der Film auf einem Theaterstück basiert. Hinzugefügt wurden nur ein paar Szenen am Flughafen. Autor Frederick Knott lieferte übrigens auch die Vorlage zu Hitchcocks „Bei Anruf Mord“, ein im Prinzip ähnlicher Stoff. „Warte, bis es dunkel wird“ ist allerdings mehr auf einen nervenzerfetzenden Thriller hingetrimmt, wogegen der Hitchcock-Film etwas unterhaltsamer ist. Ich habe mich daher entschieden, nachdem ich den Plot kenne, den Film nicht nochmals zu sehen, müßte es aber nun vielleicht doch mal wieder tun. Ich denke, daß die Zuspitzung der Handlung ihre Wirkung nach wie vor nicht verfehlen wird.
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