Thema: Filmklassiker
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Alt 04.11.2022, 17:30   #165  
Phantom
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Leni Riefenstahl kommt mir da in den Sinn. "Das blaue Licht" hat mich damals (vor 30 Jahren?) schon fasziniert. Darf man die Olympia-Filme als Klassiker bezeichnen? Da wäre wieder die Frage nach dem Trennen zwischen Künstler und Werk, die die heutige Generation anscheinend völlig anders beantwortet als ich zum Beispiel.

Leider kann ich auch zu diesen Filmen nichts besonderes schreiben. Ich bin fasziniert, wie Ihr hier ausführlich über Filme berichten könnt, die Ihr irgendwann mal gesehen habt. Ich kann das nicht, bei mir bleibt meist nur "fand ich damals beeindruckend, heute weiß ich nicht mal mehr den grundlegenden Plot" hängen.

Genannt wurde hier z.B. Hitchcocks 39 Stufen. Da habe ich den Film gesehen, das Buch gelesen, ein Theaterstück dazu gesehen. Und das einzige, was ich noch weiß: es ging um eine abenteuerliche Verfolgungsjagd, die mich im Buch eher gelangweilt hat, die ich im Film gar nicht so schlecht fand und die im Theater total witzig inszeniert wurde (die Schauspieler haben die Kulissen während des Spiels ständig neu mit Edding auf weißes Papier im Hintergrund skizziert).

Wenn ich etwas mehrmals gesehen habe, sieht das anders aus. Psycho finde ich immer noch faszinierend, auch wenn man die Duschszene und das Ende kennt. Den unsichtbaren Dritten würde ich fast als meinen Lieblingsfilm von Hitchcock bezeichnen; dieses Tempo (so dass man die Plotholes gar nicht mitbekommt), die Ausstattung, die Schauplätze (UN-Gebäude, Grand Central, Mount Rushmore,...), die Flugzeugszene. Aber knappes Rennen mit Psycho. Und Vertigo nicht zu vergessen. Die Vögel finde ich auch sehr gut, aber mich hat das Ende immer etwas enttäuscht, also kein Twist, keine überraschende Aufklärung. Und wenn man mal gelesen hat, wie Hitchcock Tippi Hedren da ganz schön drangsaliert hat, sieht man manche Szenen nicht mehr so unvoreingenommen.

Was hier angeklungen ist und mir schon zu denken gibt: viele junge Leute schließen kategorisch aus, Filme ohne Ton oder ohne Farbe auch nur in Erwägung zu ziehen. Oder Filme, in denen die eingesetzte Computertechnik älter als 5 Jahre ist. Werden diese Sachen dann wirklich mal vergessen? Vielleicht sogar zurecht? (Ketzerische Bemerkung. Ich sehe das natürlich anders, aber ich hatte als Kind ja auch noch einen Schwarzweiß-Fernseher.)
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