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Alt 02.03.2022, 21:51   #5751  
God_W.
Captain Rezi
 
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Conan der Barbar – Classic Collection 5



Tag 1 nach Roy Thomas. Wird es besser? Wird es schlechter? Er wird vor allem – anders. Mit „Crawler in the Mist“ kommt zuerst eine von Len Wein geschriebene und von Buscema und Neal Adams gezeichnete Lückenfüller-Story, die bei den Fans wohl falsche Erwartungen weckte, denn die glaubten dieses Dream-Team würde die Reihe jetzt übernehmen. Tja, war wohl nix, dafür kam der noch etwas unerfahrene J. M. DeMatteis als Autor an Bord. Unter seiner Führung wurde Conan deutlich stärker von Fantasy behaftet, was zwar eine erfrischende Abwechslung bietet, war mir Thomas während seines zu langen Belit-Runs und auch danach doch oft etwas zu eintönig unterwegs, was nach so einer langen Zeit an einer Reihe wohl ganz normal ist, dennoch wurde ich kein großer Fan von DeMatteis Art zu schreiben. Er hat den Cimmerier irgendwie nicht so getroffen, wie ich ihn mir vorstelle. Dafür fand ich die Nebencharaktere aus früheren Heften, die er erneut aufgegriffen, und teilweise auch eine gute Strecke lang beibehalten hat, sehr unterhaltsam, allen voran die überaus selbstsüchtige Jenna.

Wie dem auch sei, John Buscema war wohl auch nicht so begeistert von DeMatteis‘ Interpretation Conans und verließ die Serie. Den Zuschlag als neuer Zeichner bekam Gil Kane, der im Vorwort und auch den Leserbriefen überbordendes Lob erhält. Sorry, entweder haben die da unter 1.000 Briefen drei ausgesucht, die den Mann als guten Zeichner erachten, oder ich leide an Geschmacksverirrung, das „Artwork“ geht meiner Meinung mal gar nicht und hat mich sehr häufig aus den Stories herausgerissen. Ab und an hat er mal einen meisterlichen Tuscher zur Seite, der da ein bisschen was rettet, aber insgesamt ist das grauenhaft anzusehen (meine Meinung).

Dafür werden die Stories wieder etwas „barbarenmäßiger“ als Bruce Jones das Zepter übernimmt. Zumeist gibt es da auch einen Anteil von Fantasy-Elementen, aber das ist bei Sword und Sorcery ja an der Tagesordnung, die Geschichten selbst wirken aber wieder etwas erwachsener und roher, als es bei DeMatteis der Fall war, auch wenn es hier ebenso zumeist keine Vorlagen R. E. Howard sind, die adaptiert werden. Doch der Junge hat mir echt Spaß gemacht. Als dann noch Big John Buscema zurückgekehrt ist war ich eine Zeitlang wieder ein rundum glücklicher Conan-Leser.

Mit „König des vergessenen Volkes“ bekommen wir dann zum Ende des Bandes doch nochmal eine Howard-Adaption zu lesen, die noch Roy Thomas geschrieben hatte. Riesenspinnen und Zauberer, die sich für Götter halten sorgen für reichlich Kurzweil, Gil Kanes Artwork wirkt dem bei mir wieder stark entgegen. Das große Finale bietet dann die umfangreiche Graphic Novel Adaption zu „Conan of the Isles“. Die Comic-Variante schrieb auch hier noch Roy Thomas, die Vorlage stammt jedoch nicht mehr von Robert E. Howard selbst, sondern von L. Sprague de Camp und Lin Carter, die eine ganze Reihe Conan-Romane verfasst haben. Im Mittelpunkt steht hier ein gealterter Conan als König von Aquilonia, der sich jedoch nach mehreren Entführungen aus seinem Königreich, die offensichtlich mit magischen Kräften verübt wurden, und nach einer Unheil verheißenden Vision auf macht zu einem letzten(?) großen Abenteuer. Ein im Grunde schönes Abenteuer, mit Conans altem Freund Sigurd an seiner Seite, welches aber insgesamt ein klein wenig zu langatmig geraten ist, sich nicht so „richtig“ nach dem REH-Conan anfühlt und ein oder zwei lose Enden, bzw. nicht schlüssig geklärte Storyinhalte aufzuweisen hat. Da handelt es sich aber nur um Nebensächlichkeiten, also nicht wirklich schlimm. Dazu John Buscema am Bleistift, was den Band zu einem versöhnlichen Ende bringt.

Ende? Ach was! Hätte ich doch glatt vergessen das Team-Up zwischen Conan dem Barbaren und Thor, dem Hammerschwinger zu erwähnen, denn das bietet typische, nette Cross-Over-Unterhaltung bevor noch ein Schwung Bonusmaterial und einige Nachworte versammelt sind. Insgesamt ein unterhaltsamer Band, der je nach Besetzung, einige Schwächen an der Schreibmaschine sowie am Zeichenstift zu verzeichnen hat. Für mich hat es sich so ähnlich angefühlt, wie bei Band 1, wo sich auch alles erstmal noch ordentlich einspielen musste. Mal schauen, wie es weiter geht. Apropos Band 1, da hatte ich teilweise diese Knicke oben in den Seiten zur Mitte hin, die waren in diesem Band jetzt wieder vorhanden, und zwar deutlich schlimmer als bei allen anderen Omnibus-Ausgaben, die ich von Panini gesichtet habe. Das ist schon unschön und wird beim Nächsten hoffentlich wieder besser.

6,5-7/10




Wonder Woman Anthologie



Ich habe vor demnächst mal wieder mit meinem John Constantine Run weiterzumachen. In der zeitlichen Abfolge der Erscheinungstermine steht als nächstes die vierbändige Justice League Dark von 2019-2021 (deutsche Erscheinungsdaten) auf dem Programm. Offensichtlich kommt Wonder Woman dabei eine gewichtige Rolle zu, und da ich die Amazonenprinzessin abgesehen von kleineren Auftritten in größeren Events (Invasion!, Neue Horizonte) noch nicht kenne, habe ich mir gedacht, ich belege vorab zumindest mal so einen kleinen Grundkurs, um mir einen groben Überblick zu verschaffen. Die neuen Kinofilme und auch ein paar Folgen der alten TV-Serie kenne ich natürlich, aber in Comicform bietet die Wonder Woman Anthologie sicher einen guten Überblick über Dianas Werdegang.

Was soll ich sagen? Genau so war es dann auch! Der Band bietet von Wonder Womans erstem Auftritt in Wonder Woman #1 von 1942 bis zu Sensation Comics Featuring Wonder Woman 7 von 2015 ein breit gefächertes Programm. Ich will jetzt nicht zu jeder Story ins Detail gehen, das haben schon Andere getan, aber ich kann sagen, dass ich absolut positiv überrascht war! Zuerst einmal mag ich Dianas Verankerung in der griechischen Mythologie total gerne, das bringt nicht nur ein historisches Feeling rein, sondern verleiht dem Ganzen auch irgendwie mehr Substanz und Tiefe.

Zweiter wichtiger Aspekt, der sich wie ein roter Faden durch ganz viele Wonder-Woman-Abenteuer zieht ist die Verbindung zu Kriegen. Klar, bei einer Kriegerprinzessin macht das schon auch Sinn, aber hauptsächlich liegt das sicherlich daran, dass der Comic zur Zeit des zweiten Weltkrieges entstanden ist und auch ihr Schöpfer William Moulton Marston nicht ganz unbeteiligt war. So hat der Mann, seines Zeichens Professor der Psychologie, doch tatsächlich den ersten Lügendetektor der Welt erfunden, was die besondere Eigenschaft von Wonder Womans Lasso nochmal in ein ganz anderes Licht rückt. Ja, ich muss sagen auch die Sekundärartikel in dem Band sind hochinteressant und ich muss mir beizeiten mal das Biopic „Professor Marston & The Wonder Women“ mit Luke Evans in der Hauptrolle anschauen.

Im Laufe der Jahre veränderten sich die Erzählstrukturen der Comics, die Optik natürlich ebenso und vor allem auch die Kriege, in denen die Superheldin gegen die Bösewichte der Welt antritt. Ja, auch Wonder Woman hat es ab und an „nur“ mit einem der vielen Superschurken zu tun, aber sehr häufig ist sie doch an Kriegsschauplätzen, anderweitig für die US Army tätig, oder die Geschichten stehen in Verbindung mit der griechischen Mythologie. Diese Grundthemen sind meistens präsent und treffen meinen Geschmack, sicher einer der vielen Gründe weshalb ich mit dem Band so viel Freude hatte. Ein weiterer Hauptgrund ist, dass es gerade in den ersten Jahrzehnten von Wonder Womans Bestehen sicher eine Seltenheit war, mit welcher körperlichen, vor allem aber auch geistigen Stärke eine Frau dargestellt, und ins Zentrum des Geschehens gerückt wurde. Regelmäßig ist die Amazone ihren, häufig männlichen, Widersachern nicht nur in Stärke, sondern auch in Sachen Intelligenz haushoch überlegen. Herr Marston war also überzeugter Feminist, mit dieser Einstellung seiner Zeit ein gutes Stück voraus und trifft auch damit bei mir, als Freund starker Frauenfiguren, absolut einen Nerv.

Damit komme ich dann auch zu meinem einzigen größeren Kritikpunkt an Wonder Womans Entwicklung. Ja, die Frau ist noch immer stark, noch immer intelligent und ihren Feinden zumeist über. Es scheint auch so, als sei die reihe über die Jahrzehnte zumeist gut gelaufen, denn für ihre Zeit sehen nahezu alle Comics in dem Band sehr gut aus, es scheinen also doch oft die talentierteren Zeichner an Diana gesetzt worden zu sein, aber warum zur Hölle müssen die die Muskelpartien und vor allem die Körpergröße von Jahrzehnt zu Jahrzehnt massiv vergrößern? Das hat die Lady wahrlich nicht nötig! Zum Glück hat man sich da bei der Kinoauswertung besonnen und mit Gal Gadot eine wunderschöne Frau, aber eben kein Busenwunder gecastet, sondern jemanden der vor allem den Stolz und die Intelligenz von Wonder Woman zu transportieren weiß. Wurde das durch den Film in den neueren Comics eigentlich wieder besser? Auf alle Fälle schmälert das nicht meinen hervorragenden Gesamteindruck zu dem Band, meine bislang liebste Anthologie-Ausgabe und für jeden der Wonder Woman mal ein klein wenig kennenlernen möchte eine absolute Kaufempfehlung.

8,5-9/10




Micky Maltese – Eine Mäuseballade



Traurig, weil man Pratt für sich entdeckt hat, aber gerade nichts von ihm zur Hand ist? Man muss sich nur zu helfen wissen, so hat Disney vor einigen Jahren diesen Hommage Band „Micky Maltese“ auf die Käuferschaft losgelassen. Wie so oft bei den Hommage Bänden war auch dieser schnell vergriffen, doch wo Egmont ein Geschäft wittert, da wird dann auch ein, von der Qualität deutlich abgespeckter, Nachdruck auf den Weg gebracht.

Was soll ich zu der Geschichte sagen? Die ist wirklich super adaptiert! Da wurden natürlich hie und da Personen weggelassen und allgemein wurde etwas gestrafft, was die Erzählung angeht, aber der Kern ist absolut erhalten geblieben, die Atmosphäre passt, die großen, ikonischen Szenen, die sich bei der Lektüre von Pratts „Südseeballade“ sofort ins Gedächtnis brennen, wurden alle hervorragend umgestaltet und einfließen lassen. Insgesamt ist der Band nicht nur äußerst unterhaltsam, sondern auch richtig witzig, mehrfach habe ich laut gelacht, vor allem dank Goofy als Goofytarao. Zeichnerisch ist der Band insgesamt auch äußerst gelungen, nur die seltsam hellblauen Augen, die Kater Karlo als Rasputin verpasst wurden wirken sehr befremdlich irgendwie.

Verarbeitung des Bandes? Naja, ein ganz normales Comic-Album in Asterix-Größe hätte ich gesagt, mit dem dünnsten Papier, das mir je untergekommen ist. Okay, das ist nicht ganz richtig, die aktuellen Eaglemoss-Bände der Batman Collection haben ähnlich dünnes Papier, sind aber gestrichen, will heißen das Papier ist glatt, glänzend und weniger durchsichtig. Ich glaube zwar schon, dass das hier verwendete matte Papier einen schöneren Druck mit gedeckteren Farben ergibt, in der Dünnwandigkeit ist bei hellen Panels aber leider auch oft das Gegenstück auf der Rückseite durchzusehen. Viel billiger kann man das glaube ich nicht produzieren, sehr schade und gibt einen Punkt Abzug.

7,5/10

VG, God_W.
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