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Alt 17.02.2022, 09:33   #354  
Peter L. Opmann
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Conan the Barbarian # 45 / Conan der Barbar, Classic Collection # 2

Erscheinungstermin:
Dezember 1974 / 2019

Story-Titel: Die letzte Ballade von Laza-Lanti

Original-Storytitel: The last Ballad of Laza-Lanti

Zeichnungen: John Buscema und C. Bunkers

Text: Roy Thomas

Übersetzung: Burn-E

In den Condor-Taschenbüchern wurde diese Episode ausgelassen. Vielleicht taucht sie irgendwo auf, aber ich könnte mir gut vorstellen, daß Wolfgang Biehler und seine Redaktion absichtlich die Finger von ihr gelassen haben. Roy Thomas schreibt: „Alle paar Jahre spricht mich jemand stockend darauf an, der die Geschichte zum ersten Mal gelesen hat, ob ich die visuelle Darstellung einer Kastration beabsichtigt hatte. Ich gestehe immer sofort.“ Nicht nur das, er bedient sich auch bei der Ödipus-Symbolik, das heißt, es geht um einen Mann, der seine Mutter begehrt und seinen Vater umbringt (natürlich ist nicht Conan gemeint). Diese Elemente waren 1974 und auch noch 1981 gewagt. Thomas hat es nach eigener Aussage darauf ankommen lassen, ob die Comics Code Authority einschritt (was sie nicht tat); Condor hat möglicherweise lieber verzichtet. Mir hat diese plump psychologisierte Sword-&-Sorcery-Story auch nicht besonders gefallen.

In der Stadt der Diebe sitzt Conan in einer Kneipe und lauscht einem Barden namens Laza-Lanti. Eine Gruppe Trunkenbolde will sich an dem Musiker abreagieren, aber Conan, der offenbar Gesang zu Gambenbegleitung zu schätzen weiß, mischt sie auf. Einen, der Conan in den Rücken fallen will, tötet Laza-Lanti mit einem Messerwurf. Dafür müssen beide ins Gefängnis. Der Barde singt Conan ein Lied vor (offenbar original Robert E. Howard), das davon handelt, wie er als Kind in seiner Heimat, dem Dunkeltal, ein schreckliches Monster sah; seine Amme wurde von dem Untier in den Wahnsinn getrieben. Kurz darauf brechen Conan und Laza-Lanti aus ihrer Zelle aus und begeben sich in besagtes Dunkeltal, wo der Sänger seinen Vater kennenlernen will. Hier knirscht die Konstruktion der Story ziemlich, denn es erheben sich einige Fragen: Warum hat er seinen Vater nie gesehen? Nebenbei: Was ist mit seiner Mutter? Warum schreckt ihn das Monster, das ihn offenbar jahrelang vom Dunkeltal ferngehalten hat, jetzt nicht mehr? Was genau will er eigentlich im Dunkeltal?

Kaum angekommen, werden Conan und Laza-Lanti Zeugen, wie einige Männer eine Kuhherde einem Monster opfern wollen. Außerdem taucht eine schöne Frau auf, die die Zeremonie offenbar leitet. Die beiden verscheuchen die Männer und folgen heimlich der Frau. Als sie das Monster erblicken, eine Mischung zwischen riesiger Schnecke und Oktopus, will es Laza-Lanti kurzentschlossen zur Strecke bringen. Conan kommt ihm zur Hilfe, kann aber gegen das Wesen nichts ausrichten. Der Barde schneidet ihm die Fühler ab (Kastrationssymbol!) und tötet es auf diese Weise. Sogleich zeigt sich aber, daß die Priesterin keine junge Frau ist, sondern Laza-Lantis alte Mutter – die Jugend hatte ihr der Mollusk mit zauberischen Mitteln geschenkt. Wie ihr Ehemann möchte nun auch sie sterben. Conan denkt noch einmal an Laza-Lantis Ballade und zieht dann weiter.

Roy Thomas greift hier auf die bewährten Fantasy-Klischees zurück: Das Monster muß einfach vernichtet werden. Zwei Männer gründen zu diesem Zweck vorübergehend eine Waffenbrüderschaft. Das Ganze wird mit ein paar Prügelszenen garniert. Aber eine richtige Motivation der Handlung fehlt. Was die grafische Seite betrifft, kann ich auf die letzten Ausgaben verweisen. Es fällt lediglich auf, daß John Buscema diesmal auf die beiden Seiten mit großen, zeitsparenden Panels verzichtet. Aber dieser Kniff, der dem Verlag wohl mehr am Herzen lag als dem Zeichner, kehrt in den nächsten Ausgaben wieder.
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